Ein neuer Ortskern für Schlins

Auf dem Erne-Areal sollen in den nächsten zehn bis 20 Jahren bis zu 100 Wohn- und Geschäftseinheiten entstehen.
Schlins In den nächsten Jahren bekommt Schlins eine neue Großbaustelle. Auf dem Erne-Areal zwischen Volksschule und Sennerei sollen in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren maximal 100 Wohn- und Geschäftseinheiten in zehn Kubaturen entstehen. Im Gegenzug zum Vorschlag der „Erne-Seite“ wurde die Geschosszahl generell von fünf auf vier reduziert. Somit wird auch die Gesamtgeschossfläche von 13.000 auf 11.000 Quadratmeter verkleinert. 68 Prozent dieser Fläche sind für Wohnungen reserviert, 32 Prozent sollen der gewerblichen Nutzung zugeführt werden.

Warum sich das Projekt, an dem die Gemeinde zusammen mit Erne Fittings seit 2017 dran ist, so verzögert, erklärt Bürgermeister Wolfgang Lässer. „Es gab unterschiedliche Vorstellungen.“ Ursprünglich wollte die Gemeinde nur 9000 Quadratmeter Geschossfläche haben, doch Investor Stephan Zöchling, der 2016 zusammen mit Hans-Peter Haselsteiner die Erne Fittings Group übernommen hatte, ging mit 13.000 Quadratmetern ins Rennen. So einigte man sich in der Mitte auf 11.000 Quadratmeter. „Mit vier Geschosse kann ich leben“, sagt Wolfgang Lässer. Die 22.000 Quadratmeter große Liegenschaft gehört zwar Stephan Zöchling, im Zuge der Umwidmung hat die Gemeinde aber durchaus Einfluss darauf, was dort entsteht.

Mehr Gastronomie gewünscht
Bis jetzt liegt nur eine Vorstudie vor, die die Gemeindevertretung genehmigt hat. Auf dem Erne-Areal soll ein neuer Ortskern entstehen, der bis jetzt in Schlins fehlt. Doch bis es so weit ist, dauert es noch. „Viele Details sind noch offen“, so Lässer. Ein Vertrag zwischen Zöchling und der Gemeinde soll Einzelheiten klären. Zum Beispiel muss sich Zöchling darum kümmern, dass sich für die gewerblichen Räume Pächter finden. Gewünscht werden neben Ärzten auch Betreutes Wohnen und Gastronomiebetriebe wie eine Dorfwirtschaft oder ein Café. Wolfgang Lässer träumt sogar von einem Hotel, das im Erdgeschoss ein Restaurant führt, sodass man auch mal nach einer Gemeindevertretungssitzung „auf ein Bierle“ zusammenkommen kann. „Ein Dorftreffpunkt fehlt“, bedauert Wolfgang Lässer. Als Vorbild führt er Satteins an, wo mit dem Naturmotel und Backcafé TILL ein neuer Treffpunkt für Satteinser Bürger aufgemacht hat.

Nicht alles auf einmal
Dem Bürgermeister ist es wichtig, dass die Wohnungen nicht auf einen Schlag auf den Wohnungsmarkt kommen, denn so viele auf einmal würde Schlins gar nicht vertragen. Deshalb habe man sich auf mindestens zwei Bauetappen geeinigt. Erst wenn eine bestimmte Anzahl an Wohnungen/ gewerblichen Flächen verkauft ist, wird mit dem ersten Bauabschnitt begonnen. „In der ersten Bauetappe werden mehr gewerbliche Flächen entstehen“, informiert der Gemeindechef. Wolfgang Lässer wünscht sich sogar drei Bauetappen, um mehr Puffer zu haben. Denn: „Die Infrastruktur muss man immer mitberücksichtigen.“ Mehr Wohnungen bedeuten z.B. auch mehr Kinder, die einen Kita- oder Schulplatz brauchen. „Daher macht es Sinn, zuerst die ersten 40 Prozent der Wohnungen zu bauen und dann weitere 40 Prozent. Wir wollen keinen Leerstand erzeugen“, sagt das Gemeindeoberhaupt angesichts der immer teurer werdenden Wohnungen, die nicht mehr so leicht zu verkaufen sind. Er wünscht sich, dass „viele Schlinser auch in Schlins bleiben können“. Viele Schlinser seien im Dorf verwurzelt und wollen gar nicht weg.

Im Rahmen dieser Bebauungspläne will auch die Sennerei ein Stückchen vom Kuchen abhaben und in Richtung Schule erweitern. Im neuen Wohngebiet soll zudem eine „grüne Linse“ entstehen, also eine Art Park mit Spielplatz zwischen Jagdberg und den Häusern. Außerdem braucht es eine Überflutungsfläche für den Wiesenbach. Eine Tiefgarage ist ein Muss, die Zufahrt erfolgt über die Sennereistraße. Im Areal selbst sollen nämlich möglichst wenige, im Idealfall gar keine Autos fahren.

Wenn alles perfekt läuft, endet die erste Bauphase 2027. Zunächst muss Erne Fittings im Industriegebiet ein neues Ersatzgebäude bauen. Dann muss das alte Firmengebäude abgerissen werden. Eventuell sei der Boden auch kontaminiert. „Da steht noch viel Arbeit bevor.“ Lässer weiß aber auch: „Das ist eine einmalige Chance für uns, da was zu entwickeln.“

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