Jogginghosen-Verbot: “Falsche Prioritäten in der Bildungspolitik”

VN / 11.05.2023 • 16:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Wiener FPÖ fordert ein Jogginghosen -Verbot an Schulen. <span class="copyright">Britta Kling</span>
Die Wiener FPÖ fordert ein Jogginghosen -Verbot an Schulen. Britta Kling

Die Forderung der Wiener FPÖ sorgt bei Schuldirektoren und Schülern für Kopfschütteln.

von Petra Milosavljevic und Magdalena Raos

“Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein eigenes Leben verloren” ist einer der berühmtesten Sätze der Modeikone Karl Lagerfeld. An dem scheint die Wiener FPÖ ein Beispiel genommen zu haben, denn sie ist sich sicher: Es braucht ein Jogginghosen-Verbot an öffentlichen Schulen. Jugendsprecher Maximilian Krauss bekräftigte, dass die Schule ein Ort der Leistung sei, an dem ein respektvoller Umgang miteinander an erster Stelle stehen müsse.

Maximilian Krauss sprach sich als Jungsprecher der Wiener FPÖ für das Verbot aus.  <span class="copyright">APA/HERBERT NEUBAUER</span>
Maximilian Krauss sprach sich als Jungsprecher der Wiener FPÖ für das Verbot aus. APA/HERBERT NEUBAUER

In der Vorarlberger FPÖ ist dieser Vorstoß momentan kein Thema. „Das steht bei uns nicht auf der To-do-Liste“, sagt FPÖ-Chef Christof Bitschi. „Es gibt dazu nur wenige Rückmeldungen aus der Bevölkerung.“ Jogginghosen in der Schule spielten hierzulande also keine große Rolle. „Ich persönlich trage jedenfalls keine Jogginghosen, habe das weder in der Schule getan, noch mache ich das am Arbeitsplatz“, sagt der FPÖ-Chef.

Kopfschütteln bei Schülern

“Prinzipiell sollte meiner Meinung nach keiner Person vorgeschrieben werden, was sie anziehen darf und was nicht, gerade wenn es um ein Kleidungsstück wie die Jogginghose geht. Schülerinnen und Schüler können auch in Jogginghose respektvoll miteinander umgehen”, sagt die Vorarlberger Landesschulsprecherin Britta Kling.

Landesschulsprecherin Britta Kling setzt sich leidenschaftlich für das Wohl der Schüler ein. <br><span class="copyright">Carsten Harz </span>
Landesschulsprecherin Britta Kling setzt sich leidenschaftlich für das Wohl der Schüler ein.
Carsten Harz 

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Hier würden die falschen Prioritäten gesetzt werden, denn das Bildungssystem habe andere offene Baustellen. “Die Politik kann und soll hier nicht bei den irrelevanteren Themen anfangen. Stattdessen sollte man den Fokus auf das mentale Wohlbefinden der Schüler, die Senkung des Leistungsdrucks und die Überarbeitung der Lehrpläne setzen, nur so können wir eine Schule schaffen, in die wirklich alle gerne gehen”, erläutert Kling. Auch die Landesschulsprecherin trägt ab und zu mal eine Jogginghose – aus reiner Bequemlichkeit. Deswegen finden die meisten Schüler die Forderung absurd. “Schüler können sich in der Schule nicht vieles selbst aussuchen, eine Sache, die sie aber selbst bestimmen dürfen, ist ihre Kleidung. Ich sehe jetzt schon die Unzufriedenheit, wenn ihnen nun auch diese Möglichkeit zur Individualität weggenommen wird.”

Viele Schüler gehen in Jogginghose zur Schule aus Bequemlichkeit. <span class="copyright">britta kling</span>
Viele Schüler gehen in Jogginghose zur Schule aus Bequemlichkeit. britta kling

Individualität wird großgeschrieben

Die Individualität steht auch bei Vorarlberger Direktoren an oberster Stelle. “Ich glaube nicht, dass wir Schülern sagen müssen, was sie anzuziehen haben, schließlich soll die Individualität aufrechterhalten werden”, betont Gerald Fenkart, Direktor des Bundesgymnasiums Bludenz.

Gerald Fenkart ist Direktor des BG Bludenz.<span class="copyright"> Oliver Lerch</span>
Gerald Fenkart ist Direktor des BG Bludenz. Oliver Lerch

Für einige junge Menschen ist schließlich ihr Kleidungsstil eine Art, sich auszudrücken und einen Teil von sich zu präsentieren. Auch Reinhard Sepp, Direktor des BORG Schoren, schließt sich dem an: “Ich spreche für mich und unsere Schule. Da ist festzustellen, dass Kleidungsverbote schwierig sind, weil bei uns Vielfalt und Individualität an der obersten Stelle stehen. Da können wir keine Vorschriften setzten.” Die Forderung der FPÖ zum Jogginghosen-Verbot betrachtet Sepp kritisch. “Kleidervorschriften gehören ins 19. Jahrhundert. Eine Partei, die sich so äußert, hat in der Bildungspolitik keine Meinung”, erklärt der Direktor.

Reinhard Sepp ist Direktor des BORG Schoren. <span class="copyright">oliver lerch</span>
Reinhard Sepp ist Direktor des BORG Schoren. oliver lerch

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