Immer mehr Armutsbetroffene in Vorarlberg

VN / 15.05.2023 • 16:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Immer mehr Armutsbetroffene in Vorarlberg
Canva, VN

Karin Haas arbeitet bei der Volkshilfe und hilft Menschen in der Not.

Bregenz In Vorarlberg sind 18 Prozent der Bevölkerung armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Bis zu 72.000 Menschen sind also betroffen, davon sind 16.000 Kinder von null bis 14 Jahren. „Es gibt Leute, die sind über der Armutsgefährdungsschwelle, aber sind ausgrenzungsgefährdet, sodass sie keine soziale Teilhabe haben“, erklärt Karin Haas von der Volkshilfe Vorarlberg. Sie ist bereits seit 1992 als Sozialarbeiterin tätig und hat einiges erlebt.

Karin Haas arbeitet schon seit einigen Jahren als Sozialarbeiterin. <span class="copyright">vn/pem</span>
Karin Haas arbeitet schon seit einigen Jahren als Sozialarbeiterin. vn/pem

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Als armutsgefährdet gelten jene, deren Einkommen bei weniger als 60 Prozent des Median-Einkommens liegt. Ein Einpersonenhaushalt ist demnach mit einem monatlichen Einkommen von 1392 Euro schon an der Armutsgefährdungsschwelle. Pro Kind werden weitere 418 Euro hinzuberechnet. Der Wert erhöht sich pro erwachsener Person um 696 Euro. „Es sind immer mehr Menschen armutsbetroffen. Die Teuerung verschärft das aktuell, besonders betroffen sind die Kinder“, erklärt Haas. Dies würde sich etwa in den Schulen bei den Jausenaktionen bemerkbar machen. „Der Bedarf an Brötchen hat sich verdoppelt, weil die Kinder schon mit Hunger in die Schule kommen.“

Täglich kommen Menschen zu ihr ins Büro, die finanzielle Schwierigkeiten haben. <span class="copyright">vn/pem</span>
Täglich kommen Menschen zu ihr ins Büro, die finanzielle Schwierigkeiten haben. vn/pem

Hilfe nur gering

Teilweise erlebt die Sozialarbeiterin, dass Leute schon Anfang des Monats zu ihr kommen und sagen, sie haben gar kein Geld mehr. „Es gibt Überbrückungshilfen und andere Einrichtungen, an die ich weiter vermitteln kann. In solchen Fällen kann ich kurzfristig für einen Monat einen Bezugsschein für Tischlein deck dich ausstellen“, erläutert die Vorarlbergerin. Bevor die Menschen eine Förderung bekommen können, steht oft ein langer bürokratischer Weg bevor. „Wir müssen das Einkommen überprüfen und Unterlagen anfordern. Das ist meistens schon eine Hürde.“ Die meisten Menschen wären mit dem Überleben beschäftigt. „Oft haben sie auch kleine Kinder, so können sie nicht einfach auf den Weg gehen und alles organisieren. Es braucht oft mehr Zeit“, sagt sie.

Die Vorarlbergerin versucht immer zu helfen, wo sie kann.<span class="copyright"> vn/pem</span>
Die Vorarlbergerin versucht immer zu helfen, wo sie kann. vn/pem

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Die Möglichkeit zu einer Sofortauszahlungshilfe besteht leider nicht. Jedoch können bei Kindern die ärztlichen Behandlungskosten teilweise übernommen werden. Dies ist aber eine einmalige spendenfinanzierte Unterstützung, die in Vorarlberg durchschnittlich bei 250 Euro liegt. „Wir möchten nicht nur einzelnen, sondern mehreren Familien die Möglichkeit geben, für eine Situation eine Entlastung zu bekommen“, sagt Haas. Die größten Herausforderungen der Armutsbetroffenen sind Miet- und Energiekosten zu bezahlen sowie für Lebensmittel aufzukommen. All das, was ein Mensch zu Grundexistenz braucht. Karin Haas ist sich sicher: „Die Regierung muss neue Maßnahmen setzen, um die Armut zu bekämpfen. Das, was wir jetzt machen, reicht nicht.“ Die Volkshilfe sieht in der raschen Einführung einer Kinder- und Energie-Grundsicherung, einer Mietpreisbremse und in langfristigen Verbesserungen beim Arbeitslosengeld sowie der Mindestsicherung Ansatzpunkte.

Die Volkshilfe versucht Armutsbetroffenen zu helfen. <span class="copyright">vn/pem</span>
Die Volkshilfe versucht Armutsbetroffenen zu helfen. vn/pem

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