Welches Trauma bei Ex-Patientin noch heute Weinkrämpfe auslöst

Angeblich falscher Zahnarzt wird von mehreren Klägerinnen massiv belastet.
Feldkirch Polizei und Justiz ermitteln derzeit gegen einen vermeintlichen Zahnarzt aus dem Bezirk Bregenz wegen des Verdachts des Betrugs, der Körperverletzung und Kurpfuscherei (die VN berichteten exklusiv).
Seit längerem laufen gegen den Betreffenden, der laut Zahnärztekammer weder Zahnarzt ist noch über eine diesbezügliche Ausbildung verfügt, insgesamt zehn zivilrechtliche Klagen. Gefordert werden unter anderem Schmerzengeld, Sanierungskosten und Rückforderung der Honorarnoten.
“Sie werden begeistert sein”
Am Montag wurde der Zivilprozess gegen den Beklagten am Landesgericht fortgesetzt. Bemerkenswert waren dabei vor allem die Aussagen zweier Klägerinnen, vertreten von Rechtsanwalt Michael Brandauer.
Eine von ihnen, die von Beruf Krankenschwester ist, schildert ihre Behandlung seitens des vermeintlichen Dentisten. „Sie werden von dem Ergebnis begeistert sein“, hätte er ihr angekündigt, ehe er Amalgan aus den Backenzähnen entfernt und Kronen aufgebaut habe. Während der 30 Behandlungstermine seien dann Probleme aufgetaucht. „Und zwar andauernde Probleme“, sagte die Zeugin.
Brief von der Polizei
„Ich hörte dann mit der Behandlung auf, als ich von der Polizei einen Brief bekam, in dem stand, dass dieser Zahnarzt ein Kurpfuscher sei.
Hauptbelastungszeugin ist eine 52-jährige Frau, die über eine Bekannte zur Adresse des Zahnlabors im Bezirk Bregenz gelangt war. Sie beschwört wie sämtliche anderen Zeugen, einzig und allein von dem Beklagten behandelt worden zu sein. „Er verlangte, dass ich für Zahnbrücken 9400 Euro vorbeibringe, und das ohne schriftlichen Kostenvoranschlag und ohne Aufklärungsgespräch.“
Blut geschluckt und erbrochen
Während der Einvernahme durch die Richterin brachen bei der Zeugin Emotionen aus, die sich bisweilen in Weinkrämpfen entluden. „Er hat sämtliche Zähne oben und unten abgeschliffen und geriet dabei immer wieder ins Zahnfleisch. Dabei behandelte er mich respektlos, war aggressiv, aufbrausend, zappelig und unterhielt sich gleichzeitig mit einem Mann in der Ordination, der offensichtlich stark erkältet war. Die schmerzhafte Tortur dauerte von 9.30 bis 20 Uhr. Ich habe dabei Blut geschluckt und musste mich erbrechen“, schilderte sie unter Tränen.
“Piepsen in den Ohren”
Sie hätte damals in keine Nuss, in keinen Apfel und keine Brotrinde beißen können. „Ich hatte nur Probleme wie ein steifes Kiefer und ein Piepsen in den Ohren, konnte nicht mehr richtig sprechen und musste mich wegen meiner extremen Schmerzen einer energetischen Behandlung unterziehen.“
Nach einer jahrelangen Behandlung durch den Beklagten hätte ihr erst ein anderer, richtiger Zahnarzt helfen können. Vorher wandte sich die 52-Jährige jedoch noch mit einer Beschwerde an die Zahnärztekammer, die sofort Anzeige erstattete.
“Habe sie gar nicht behandelt”
Nach der Einvernahme der Zeuginnen wandte sich die Richterin dem Beklagten selbst zu. Dieser, vertreten von Rechtsanwalt Nicolas Stieger, stellte sämtliche Behauptungen der Zeuginnen in Abrede. Dies schlicht und einfach deshalb, „weil ich sie alle gar nicht behandelt habe.“ Dies sei vielmehr durch einen weiteren Zahnarzt des Labors geschehen, der mittlerweile an Corona verstorben sei.
Auf die Frage, ob er denn tatsächlich über eine zahnärztliche Ausbildung verfüge (was ja von der Zahnärztekammer bestritten wird) tischte der Beklagte irgendwelche Zertifikate und Doktorate auf, die in Südafrika oder Zypern ausgestellt wurden. Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt.
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