76. Filmfestspiele von Cannes eröffnet

Kultur / 17.05.2023 • 17:05 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Die 76. Ausgabe des wohl renommiertesten Filmfestivals der Welt findet vom 16. bis 27. Mai statt.   <span class="copyright">REUTERS/Eric Gaillard</span>
Die 76. Ausgabe des wohl renommiertesten Filmfestivals der Welt findet vom 16. bis 27. Mai statt. REUTERS/Eric Gaillard

Die österreichische Regisseurin Jessica Hausner ist mit “Club Zero” im Wettbewerb.

Mit der Vergabe der Goldenen Ehrenpalme an den US-Schauspieler Michael Douglas sind die 76. Filmfestspiele von Cannes eröffnet worden. “Das bedeutet mir so viel”, sagte der 78-Jährige am Dienstagabend auf der Bühne. “Denn es gibt Hunderte Festivals auf der Welt… aber nur ein Cannes.” Er sei sogar älter als das Festival, sagte er, und blickte in seiner Rede auf seine Karriere und wichtige Weggefährten zurück. Für eine kurze Rede über Douglas kam Schauspielerin Uma Thurman auf die Bühne. Sie lobte ihn als “einzigartig – sowohl als Produzent als auch als ikonischer Filmstar”.

Michael Douglas  <span class="copyright"> CHRISTOPHE SIMON / AFP</span>erhielt die Goldene Ehrenpalme.
Michael Douglas CHRISTOPHE SIMON / AFPerhielt die Goldene Ehrenpalme.

Durch die Eröffnungszeremonie führte am Dienstagabend die Schauspielerin Chiara Mastroianni. “Der Sinn dieses Festivals war und bleibt die Beschwörung unserer Freiheit”, sagte sie. “Die Freiheit, die Kraft und Zerbrechlichkeit unserer Existenz auszudrücken.” Neben Douglas begrüßte Mastroianni auch die diesjährige Jury auf der Bühne – diese wird von Regisseur Ruben Östlund angeführt.

Chiara Mastroianni: "Der Sinn dieses Festivals war und bleibt die Beschwörung unserer Freiheit".     <span class="copyright">REUTERS/Sarah Meyssonnier</span>
Chiara Mastroianni: "Der Sinn dieses Festivals war und bleibt die Beschwörung unserer Freiheit". REUTERS/Sarah Meyssonnier

Größere Aufmerksamkeit hatte die Entscheidung der Festivalleitung von Cannes bekommen, ein Werk mit Johnny Depp zum Eröffnungsfilm zu machen. Das hatte vor allem in den USA auch Kritik hervorgerufen. Das Historiendrama “Jeanne du Barry” ist sein erster Film nach dem Gerichtsstreit mit seiner Ex-Frau Amber Heard.

"Jeanne du Barry" ist Johnny Depps erster Film nach dem Gerichtsstreit mit seiner Ex-Frau Amber Heard.    <span class="copyright">Patricia DE MELO MOREIRA / AFP</span>
"Jeanne du Barry" ist Johnny Depps erster Film nach dem Gerichtsstreit mit seiner Ex-Frau Amber Heard. Patricia DE MELO MOREIRA / AFP

Erstmals ist dieses Jahr eine Frau an der Spitze, die neue Präsidentin Iris Knobloch. Ihr werde es wohl in mancher Hinsicht anders ergehen als ihren männlichen Vorgängern, sagte die 60-Jährige in Cannes. Eine Frau an der Spitze zu sein habe symbolische Kraft, sagte sie. “Und ich denke, es ist ein Sieg für die Frauen.” Generell sei es eine wichtige Mission des Festivals, den Fokus auf die junge Generation zu richten. “Denn ich denke, die neue Generation wird die Diversität bringen, die uns generell fehlt, nicht nur in Bezug auf Frauen.” Im Wettbewerb seien dieses Jahr vier Filme aus Ländern vertreten, die es nie zuvor dorthin geschafft hätten, etwa aus dem Sudan oder Senegal.

Festivalleiter Thierry Fremaux, Präsidentin Iris Knobloch und Catherine Deneuve. <span class="copyright">REUTERS/Sarah Meyssonnier</span>
Festivalleiter Thierry Fremaux, Präsidentin Iris Knobloch und Catherine Deneuve. REUTERS/Sarah Meyssonnier


Dieses Jahr finden sich außerdem mehr Regisseurinnen als je zuvor im Wettbewerb. Festivalleiter Frémaux sagte dazu: “Die Leute gratulieren mir, weil wir sieben Frauen im Wettbewerb haben. Aber ich weigere mich, dafür Lob anzunehmen.” Es seien einfach die Zeiten, die sich veränderten. “Die stärker werdende Bedeutung von Regisseurinnen im Kino spiegelt sich hier mehr als früher wider.” Grundsätzlich entscheide sich das Auswahl-Komitee immer für den besten Film. “Wenn wir aber zwischen dem Film eines Mannes und dem Film einer Frau schwanken, entscheiden wir uns für den Film der Frau.”

Jessica Hausner ist mit ihrem Film "Club Zero" im Wettbewerb der 76. Filmfestspiele Cannes.  <span class="copyright">REUTERS/Johanna Geron/File Photo</span>
Jessica Hausner ist mit ihrem Film "Club Zero" im Wettbewerb der 76. Filmfestspiele Cannes. REUTERS/Johanna Geron/File Photo


Die österreichische Regisseurin Jessica Hausner ist mit ihrem sechsten Film “Club Zero” im Wettbewerb der 76. Filmfestspiele Cannes. Die Geschichte ist inspiriert von dem Märchen „Der Rattenfänger von Hameln“. In „Club Zero“ ist es eine Lehrerin, die ihre Schüler soweit manipuliert, dass sie ihr in einen extremen Ernährungskult folgen und sich schließlich dem Einfluss ihrer Eltern vollends entziehen. Die Eltern erkennen ihre Machtlosigkeit zu spät, weil sie kaum Zeit für ihre Kinder haben in einer Gesellschaft, die auf Leistung und Erfolg basiert. Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Die Hauptrollen spielen Maria Wasikowska und Sidse Babett Knudsen.

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International bekannt wurde sie 2001 mit “Lovely Rita”, dem Porträt eines Mädchens, das sich von familiären Zwängen eingeengt fühlt. Mit “Hotel” wandte sie sich 2004 dem Genre des Psychothrillers zu. 2009 wurde sie für ihren Film “Lourdes” in den Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig eingeladen, bei der 47. Viennale erhielt sie den Wiener Filmpreis für den besten Spielfilm. Im Jahr 2014 wurde ihr Spielfilm “Amour Fou” bei den Filmfestspielen in Cannes in der Reihe Un Certain Regard gezeigt und zum Eröffnungsfilm der Viennale gewählt. Mit ihrem Film “Little Joe – Glück ist ein Geschäft” wurde sie 2019 schon einmal nach Cannes eingeladen.

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Im Wettbewerb um die Goldene Palme finden sich auch neue Arbeiten von Todd Haynes, Catherine Breillat, Ken Loach, Aki Kaurismäki, Wes Anderson, Jonathan Glazer und Nanni Moretti. Außerhalb des Wettbewerbs zeigt der deutsche Regisseur Wim Wenders ein Porträt des in Frankreich lebenden deutschen Künstlers Anselm Kiefer in 3D “Anselm (Das Rauschen der Zeit)”. Er ist mit seinem Film “Perfect Days” aber auch im Hauptwettbewerb vertreten.

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Zudem wird der US-amerikanische Regisseur Martin Scorsese seinen neuen Film “Killers of the Flower Moon” erstmals präsentieren. Die Weltpremiere ist am 20. Mai.

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