Aufregung in Bregenz um drohender Container-Bahnhof

Bürgermeister Michael Ritsch stellt die Wünsche der Stadt beim Bahnhof vor – und warnt vor unschönen drohenden Entwicklungen. Die ÖBB wiegeln ab.
Bregenz Mit dem Versprechen, sich für eine Unterflurlösung für den Bregenzer Verkehr stark zu machen, ging Michael Ritsch (SPÖ) in den Wahlkampf um das Bürgermeisteramt und gewann. Am Mittwoch präsentierte die Stadt nun ihre Vorstellung des künftigen Bahnhofs für die Landeshauptstadt.

“Eine zukunftsweisende Entscheidung steht an”, betont Ritsch. Bei seinem Amtsantritt im September 2020 lagen bereits vonseiten aller Beteiligten Finanzierungszusagen vor, im Sommer 2019 war bereits ein Bahnhofsneubau vorgestellt worden. Da dieser sowohl beim Busbahnhof wie der nutzbaren Geschäftsfläche Wünsche offen ließ, ging man wieder in die Planungen. Mit 2021 drehte sich daraufhin alles rund um das Thema Bregenz Mitte, dem gemeinsamen Nachfolgeprojekt der Seestadt und Seequartier-Überlegungen.

Der Fokus auf das gesamte Quartier statt auf einzelne Baufelder rückte auch die Unterflurlösung der Landesstraße in den Fokus. Das erste Ergebnis: Eine Unterflurtrasse dauere etwa zehn Jahre zu bauen und koste, von der Generali bis zur HTL, an die 172 Millionen Euro. Die Verlegung der L 190 an die Gleisanlagen, um die den Bahnhof von der Fußgängerzone trennende S-Kurve loszuwerden, immerhin 20 Millionen Euro. Ihr zweiter Vorteil: Die verlegte Landesstraße ließe sich dann reicht einfach in eine Unterflurstraße verwandeln, sollten die ÖBB sich doch für eine Unterflurlösung der Trasse entscheiden.


Es droht ein Container-Bahnhof
Der Ball liege hier nun beim Land, dem die Planungen vorgelegt wurden. Ritsch zieht den Vergleich zur Tunnelspinne, ein immerhin beinahe 300 Millionen Euro teures Projekt. Diese werde gebaut, nun müsse das Land den Bregenzerinnen und Bregenzern erklären, was in der Landeshauptstadt angedacht ist.
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Handlungsbedarf bestehe akut: Die ÖBB habe der Stadt angekündigt, dass der Bahnhof gegen Jahresende in eine Containersiedlung verlegt werden müsse. In jedem Fall ist es aber nicht zu akzeptieren, in welcher Form der Bahnhof sich derzeit präsentiert, dieser sei dem Verfall preisgegeben. “Wir können nicht mehr akzeptieren, dass das Gebäude praktisch aufgegeben werden.” So plane diese, einen Containerbau vor den Bahnhof als Ausweichlokal aufzustellen und nur mehr die Gleisanlagen und Überführung zu nutzen, um den Bahnhof zu betreiben. “Für mich als Bürgermeister ist das eine inakzeptable Lösung”, ärgert sich Ritsch.
ÖBB beruhigt
Vonseiten der ÖBB räumt man ein, dass es den Containerbahnhof brauchen wird. Schließlich ist der Bahnhof am Ende seiner Lebensdauer, und auch für den Abbruch werde man diesen brauchen. Es sei aber überzogen von der Stadt Bregenz, diesen für Herbst anzukündigen. “Es werden noch verschiedene Varianten diskutiert und im zeitlichen Ablauf ist die Errichtung des Provisoriums aus heutiger Sicht – abhängig vom weiteren Fortgang des Gesamtprojektes und den Gesprächen mit den Vertragspartnern – frühestens im Sommer des kommenden Jahres vorgesehen”, betonen die ÖBB.
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Derzeit schafft die Stadt mit der Hypo-Unterführung bereits einen Ausweichbahnhof, der beim Abriss des Hauptbahnhofs zur Verwendung kommen sollte. Dieser ist bis Jahresende fertig, somit könnte zumindest der Container-Bahnhof auf den Seeparkplatz wandern, hier wäre dann auch der Ausweich-Busbahnhof. Die Kosten für das Gelände müsste die Stadt übernehmen, die Einrichtung des Ausweichbahnhofs die ÖBB.
Was die weiteren Schritte angeht, erwarten die ÖBB nun auch die Entscheidung des Landes bezüglich der Landesstraße – und auf eine neue Vereinbarung, die jene von 2019 ablösen würden. Denn 2019 einigten sich Land, Stadt und ÖBB bereits auf besagtes Bahnhofsprojekt mit dem Glasdach.

“Ich hoffe, der Landeshauptmann hat auch eine Meinung dazu”, betont Ritsch hinsichtlich des Ausblicks, dass die Landeshauptstadt ab dem Herbst ein Containerdorf anstelle eines Bahnhofs haben wird. Entsprechend müsse nun mehr Engagement aus dem Landhaus kommen. Hier sieht er gespaltene Verhältnisse: Während aus seiner Sicht Mobilitätslandesrat Daniel Zadra die Problematik verstehe, sehe Verkehrslandesrat Marco Tittler keine Notwendigkeit, eine funktionierende Straße zu ersetzen. “Ja, die Straße funktioniert”, bestätigt Ritsch. Aber gerade an dieser scheinbar funktionierenden Straßen seien alle bisherigen Projekte gescheitert, trotz Bewilligung.
Der neue Bahnhof
Die Aufgaben der Stadt beginnen an der Gehsteigkante. “Feldkirch bezahlt ja auch nicht die Tunnelspinne”, betont Ritsch. Er hofft daher, dass das Land die erforderlichen 20 Millionen in die Hand nimmt. Und das neue Projekt? Geht es nach der Stadt, könnte das neue Seequartier, sprich der Bahnhof aus zwei Gebäuden bestehen, die den neuen überdachten Bahnhofsplatz begrenzen. Eine Unterführung unter die Landesstraße und die Gleisanlagen verbinden den Bahnhof weiterhin mit dem See. Der Busbahnhof wäre zweigeteilt: Für die rasche Anbindung an die Gleise gibt es Haltestellen parallel zu den Bahnsteigen. Busse, die länger stehen, werden im östlichen Gebäudeteil abgefertigt.
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Die gewünschte Brücke statt Unterführung sei einfach baulich nicht so umsetzbar, dass man die Erwartungen erfüllen könne. Statt einem Glasdach über dem Busbahnhof biete man nun 20.000 Quadratmeter nutzbare Fläche zur Vermietung, betont Bregenz einer der Vorteile ihres Vorschlags. “Der große Vorteil ist, dass man vom Bahnhof herauskommt und direkt in der Fußgängerzone steht”, sieht der Bürgermeister einen weiteren Gewinn durch eine Straßenverlegung.


Das Ziel bleibe die Unterflurlösung: “Klar ist, dass eine Bahnunterführung möglich ist – aber eben bergmännisch”, betont Ritsch seine Interpretation der Variantenstudie der ÖBB. Diese wäre machbar und würde nur etwa auf halber Tiefe mancher U-Bahnbauten stattfinden. Aus Sicht der Stadt ist nun ihre Arbeit getan. Nun müsse sich Land Vorarlberg und die ÖBB mit den Eigentümern entscheiden, welcher Bahnhof gebaut werden soll, betont Ritsch die Zuständigkeiten. Sein Wunsch wäre aber klar, dass der Vorschlag der Stadt für die Detailplanung herangezogen wird. “Jetzt geht es darum, die Entscheidungen gemeinsam zu treffen”, betont Ritsch. “Meine Präferenz wäre, dass die Planungen die Unterflurtrasse zumindest vorsehen.”
Doch selbst wenn alles schnell geht, wäre der früheste Baubeginn nicht vor 2026.
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