Feldkirch: AK-Parlamentarier stellen die “Gierflation” an den Pranger

VN / 17.05.2023 • 17:14 Uhr / 2 Minuten Lesezeit
191. Vollversammlung der AK-Vorarlberg in Feldkirch stand ganz im Zeichen eines Paketes an Forderungen in Sachen Wohnen und Pflege. <span class="copyright">AK/Stiplovsek</span>
191. Vollversammlung der AK-Vorarlberg in Feldkirch stand ganz im Zeichen eines Paketes an Forderungen in Sachen Wohnen und Pflege. AK/Stiplovsek

Vollversammlung des Vorarlberger Arbeitnehmerparlamentes: Krisengebeutelter Bevölkerung muss unter die Arme gegriffen werden.

Feldkirch Die 191. Vollversammlung der Arbeiterkammer in Feldkirch stand ganz im Zeichen der vielfältigen Belastungen unserer Tage. Stichwort Pflege: Alle Fraktionen fordern das Land auf, die Ausbildung der diplomierten Pflege wieder aufzunehmen. „Ihre Abschaffung war ein Fehler“, kritisiert AK-Präsident Bernhard Heinzle. „Wir haben viel zu wenig Pflegekräfte. Einige Hundert Pflegebetten stehen leer. Wir brauchen dringend verlässliche Dienstpläne, bessere Gehälter und familienfreundliche Arbeitsbedingungen.“ Heinzle fordert Landesrätin Katharina Wiesflecker überdies auf, ihre ideologischen Widerstände gegen das AK-Modell für pflegende Angehörige aufzugeben. „Wir wissen auch, dass es nicht die Lösung schlechthin ist, aber es ist wenigstens eine.“

“Völlig gescheiterte Kassenreform”

Zur völlig gescheiterten Kassenreform lieferte FCG-Kammerrat Manfred Brunner die aktuellen Zahlen: „Vorarlberg wird bis 2027 sage und schreibe 85,5 Millionen Euro in den Bundestopf einzahlen müssen, während allein die Wiener Krankenkasse 958 Millionen an Verlusten produziert. Das also ist aus der versprochenen Patientenmilliarde geworden.“ Alle Fraktionen außer der FPÖ fordern für die Länder die Finanz- und Personalhoheit zurück. Die Teuerung legte sich wie ein grauer Schatten über alle Diskussionen des Arbeitnehmerparlaments. Angesichts der Rat- und Tatenlosigkeit der Politik gegenüber explodierenden Wohnkosten fragt sich AK-Präsident Heinzle, „ob die Damen und Herren wirklich wiedergewählt werden wollen“.

„Es war verrückt, die Mietpreisbremse nicht zu ziehen", erneuert AK-Präsident Bernhard Heinzle seine massive Kritik am fehlenden Mut der Bundesregierung.
„Es war verrückt, die Mietpreisbremse nicht zu ziehen", erneuert AK-Präsident Bernhard Heinzle seine massive Kritik am fehlenden Mut der Bundesregierung.

Es war in seinen Augen „verrückt“, die Mietpreisbremse nicht zu ziehen. „Das sagen uns auch Experten.“ Die AK fordert seit 30 Jahren einen Bodenfonds. Jetzt richtet das Land eine Arbeitsgruppe ein. „Wenn die auch 30 Jahre lang berät, wird es endgültig zu spät sein!“ Schon jetzt ziehen Vorarlberger weg von hier, weil sie sich den Traum vom Eigenheim nicht erfüllen können. „Die Politik muss erkennen, dass Wohnen ein Grundbedürfnis ist, sonst wird ihr das Thema um die Ohren fliegen.“

AK-Heinzle: “Das ist eine Sauerei”

In punkto Strompreis haben illwerke vkw mehr Transparenz zugesagt. Das Ergebnis harter Verhandlungen mit der AK war ein Preis von jetzt 18,7 Cent. „Auch ich hätte den Strom am liebsten umsonst“, bekennt Heinzle , „aber der Strommarkt ist nun einmal liberalisiert.“ Zum Vergleich schaut er gen Osten: „Wenn ich mich zwölf Monate binde, zahle ich im Burgenland 42 Cent, in Wien 56 Cent.“ Der AK-Präsident prangt die Gierflation an und mag es kaum ertragen, wenn Regionalbanken dieser Tage mit Rekordgewinnen aufwarten, um gleichzeitig ihren Service zurückzufahren und dann die Kontoführungsgebühren um bis zu 10 Prozent zu erhöhen. „Das ist eine Sauerei.“ So, wie auch die exorbitant hohen Lebensmittelpreise nicht mehr zu rechtfertigen sind. Der Lebensmittelhandel soll deshalb für vorläufig drei Jahre verpflichtet werden, die Preise der zehn wichtigsten Grundnahrungsmittel festzusetzen. Die AK hat auch 2022 alles getan, um die Nöte ihrer Mitglieder zu lindern. 147.956 Mal wurde die AK Vorarlberg im vergangenen Jahr zu Rate gezogen. 2022 verbuchten allein die Jurist:innen im Arbeitsrecht Vertretungserfolge im Ausmaß von mehr als 4,6 Millionen Euro. Ihre Kollegen im Steuerrecht holten für Mitglieder mehr als 6,5 Millionen Euro heraus. Insgesamt haben die AK-Berater:innen mehr als 15,9 Millionen Euro für ihre Klienten erstritten.

"Immer mehr Menschen suchen unmittelbar Hilfe bei der Arbeiterkammer", betonte AK-Direktor Rainer Keckeis in der Vollversammlung.
"Immer mehr Menschen suchen unmittelbar Hilfe bei der Arbeiterkammer", betonte AK-Direktor Rainer Keckeis in der Vollversammlung.

Letzte Vollversammlung für AK-Direktor Keckeis

Im Geschäftsbericht skizzierte AK-Direktor Rainer Keckeis, für den dies die letzte Vollversammlung vor seiner Pensionierung im Juli darstellt, eindringlich, wie immer mehr Menschen unmittelbar Hilfe bei ihrer Arbeiterkammer suchen. Den Rechnungsabschluss 2022 in Höhe von 27,8 Millionen Euro beschlossen die Kammerrätinnen und Kammerräte aller Fraktionen einstimmig. Vorarlbergs Arbeitnehmerparlament ist in dieser Zusammensetzung zum vorletzten Mal zusammengetreten. Vom 26. Jänner bis 8. Februar 2024 finden die nächsten AK-Wahlen statt. Dann können alle Vorarlberger AK-Mitglieder ihre unmittelbare Interessensvertretung neu wählen.

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