Thomas Matt

Kommentar

Thomas Matt

Irgendwer zahlt immer

VN / 17.05.2023 • 08:55 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Gratis, kostenlos und umsonst – die magischen Drei. Sie werden wahllos synonym verwendet, und das ist vielleicht gar keine so gute Idee. Schließlich rangieren sie im Wortschatz der meisten Menschen weit vorne, irgendwo zwischen Sonderangebot und Ausverkauf. Sie haben Kraft. Sie setzen Menschen in Bewegung. Marketingexperten spielen gekonnt auf dem Klavier. Wer wachen Auges durch die Warenwelt schlendert, fragt sich, wozu überhaupt noch Geld vonnöten ist, bei so viel Preisnachlass bis hin zu „fast schon geschenkt“. Aber richtig, es gibt ja allenfalls etwas „gratis dazu“. Eine klitzekleine Vorleistung muss der Kunde schon erbringen.

Gratis, kostenlos und umsonst und ihre Geschwister, die Aktion und der prozentuelle Preisnachlass, scheinen so wichtig wie nie zuvor. Sie wirken wie Rettungsanker auf immer mehr Menschen, die mit den eigentlichen Preisen völlig überfordert wären. Dabei suggerieren die Begriffe zweierlei: Es wäre alles unerschwinglich teurer, wenn nicht ein gnädiger Händler Rabatt einräumte, raunen die Werbeschilder. Und noch besser: Da und dort ist etwas vollkommen frei erhältlich, quasi bedingungslos, flüstert die geschäftstüchtige Dreifaltigkeit gratis, kostenlos und umsonst. So, als wäre das angepriesene Gut oder die Dienstleistung förmlich vom Himmel gefallen. Sie ist nicht einmal geschenkt, denn dann stünde ja jemand dahinter. Nein, was kostenlos, gratis und umsonst geboten wird, ist einfach da.

Nun stößt schon die Rede vom mildtätigen Händler auf berechtigtes Misstrauen. Aber gratis, kostenlos und umsonst ist gar nix auf dieser Welt. Irgendjemand zahlt immer, auch wenn wir es noch so verschleiern.

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