Hüttenwirte sind sich einig: Ansprüche an die Berge steigen

VN / 23.05.2023 • 14:38 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Die Gastredner bei der "Berg + Wein"-Veranstaltung des Alpenvereins Montafon im Stärnawört in Galgenul: Links sitzt Markus Jankowitsch (Tilisunahütte), daneben Josef Manahl-Tagwerker von Montafon Tourismus. In der Mitte sitzen Wegewart Dieter Kerbl und Fabian Beck (Sarotlahütte). Stefan Wiech und Sommelier Alexander Feurstein stehen am rechten Bildrand. <span class="copyright">Bilder: VN/JUN</span>
Die Gastredner bei der "Berg + Wein"-Veranstaltung des Alpenvereins Montafon im Stärnawört in Galgenul: Links sitzt Markus Jankowitsch (Tilisunahütte), daneben Josef Manahl-Tagwerker von Montafon Tourismus. In der Mitte sitzen Wegewart Dieter Kerbl und Fabian Beck (Sarotlahütte). Stefan Wiech und Sommelier Alexander Feurstein stehen am rechten Bildrand. Bilder: VN/JUN

Erste “Berg + Wein”-Veranstaltung des Alpenvereins Montafon: Zwei Hüttenwirte, ein Alteingesessener und ein Neuling geben Einblick in ihren Hüttenalltag und sagen, wohin der Trend bei den Hütten geht.

St. Gallenkirch Wie ergeht es den Hüttenwirten in Vorarlberg? Wie entwickelt sich der Hüttentourismus? Bei der ersten „Berg + Wein“-Veranstaltung im Stärnawört in Galgenul, veranstaltet vom Alpenverein Montafon und moderiert vom stellvertretenden Obmann Stefan Wiech, standen u.a. die Hüttenwirte Fabian Beck (Sarotlahütte) und Markus Jankowitsch (Tilisunahütte) Rede und Antwort.

Isabel Pöschl und Fabian Beck sind die Pächter der Sarotlahütte.
Isabel Pöschl und Fabian Beck sind die Pächter der Sarotlahütte.

Der Alpenverein Montafon feiert heuer sein 140-jähriges Jubiläum. Zeit, neu zu denken. So wollten die neu gewählten Vorstände, Elisabeth Lesgi und Stefan Wiech, etwas Neues etablieren – die „Berg + Wein“-Veranstaltung, die im Herbst seine Fortführung findet. Die Gastwirte des vor einem Jahr neu aufgemachten Stärnawörts, Alexandra Mohr und Martin Tschofen, versorgten die Gäste mit Käse und Brot, während Sommelier Alexander Feurstein die Weine – zwei Weißweine, ein Rosé und ein Rotwein – ausschenkte. Anekdoten von seiner Zeit als Hüttenwirt auf der Mannheimer Hütte streute Reinold Konzett ein, sodass es hin und wieder auch etwas zum Lachen gab.

Die Gastgeber Alexandra Mohr und Martin Tschofen.
Die Gastgeber Alexandra Mohr und Martin Tschofen.

„Super Sommer gewesen“

Für Fabian Beck war letztes Jahr der erste Sommer als Hüttenwirt auf der Sarotlahütte. Er erzählte, wie er „von der Jungfrau zum Kind“ zu diesem Job kam, nachdem er zuvor fünf Jahre auf den Bahamas gelebt hatte. Er wollte sich nur für einen Lawinenkurs einschreiben und hat daraufhin die Pächter-Ausschreibung für die Sarotlahütte gesehen. „Unsere Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Es war ein super Sommer gewesen. Wir dachten, wir verbringen eine gemütliche Zeit da oben, aber so gemütlich war‘s dann doch nicht“, schmunzelte er.

Podiumsdiskussion im Stärnawört.
Podiumsdiskussion im Stärnawört.

Im Gegensatz zum Neuling Fabian Beck hat Markus Jankowitsch schon einige Hüttensommer erlebt. Heuer wird es bereits der 25. Hüttensommer für ihn und seine Frau auf der Tilisunahütte. „Wenn es Frühjahr wird, will man wieder in die Höhe“, sagte er. Für Markus ist das Aufsperren der Tilisunahütte wie „die Ruhe vor dem Sturm“. Dann tollen noch die Murmeltiere vor der Hütte herum.

Stv. Obmann des Alpenvereins Montafon, Stefan Wiech, moderierte den Abend.
Stv. Obmann des Alpenvereins Montafon, Stefan Wiech, moderierte den Abend.

„Der Ablauf sollte zwar immer der gleiche sein, aber wenn zum Beispiel das Wasser nicht da rauskommt, wo es rauskommen sollte, dann ist es spannend.“ Markus weiß, wovon er spricht. Gerade das Wasser sei ein wichtiges Gut auf einer Hütte. „Ohne Wasser kann man keine Hütte führen. Wir brauchen pro Tag bis zu zehn Kubikmeter Wasser.“ Das entspricht in etwa einem Tankwagen voller Flüssigkeit. „Und zehn Kubikmeter muss man erstmal schaffen!“ Allein der Wasserausbau bei der Tilisunahütte hat 2019 eine halbe Million Euro gekostet. „Ohne Wasser geht’s einfach nicht. Als Wasserknappheit herrschte, gingen die Gäste wieder, weil sie nicht mehr duschen konnten“, erinnerte sich Markus zurück.

Es gab verschiedene Weine zum Probieren.
Es gab verschiedene Weine zum Probieren.

Natürlich kommuniziere man als Hüttenwirt regelmäßig miteinander, bestätigen Fabian und Markus, gerade, wenn es um alltägliche Probleme geht. Wenn bei Regenwetter 80 Absagen auf einmal eintrudeln, überlegt sich Markus, was man dagegen tun könnte. In der nächsten Saison gebe es daher die ein oder andere Marketingaktion für Hüttengäste. Auch beim Hüttenreservierungssystem werde es im Oktober ein größeres Update geben.

Reinold Konzett (rechts) erzählte die ein oder andere Anekdote von seiner Zeit als Hüttenwirt auf der Mannheimer Hütte. Ihm Gesellschaft leisteten Roswitha und Johannes Maier,
Reinold Konzett (rechts) erzählte die ein oder andere Anekdote von seiner Zeit als Hüttenwirt auf der Mannheimer Hütte. Ihm Gesellschaft leisteten Roswitha und Johannes Maier,

Matratzenlager hat ausgedient

Markus Jankowitsch merkt bei den Gästen, dass die Ansprüche an den Berg gestiegen seien. „Das Matratzenlager mit 40 Matratzen hat ausgedient. Der Trend geht zu Zwei- bis Vierbettzimmer.“ Wanderer oder Mountainbiker, die zwar auf der Hütte übernachten wollen würden, aber sehen, dass nur noch Betten im Matratzenlager frei sind, kommen erst gar nicht, weiß der erfahrene Hüttenwirt. Der Alpenverein sei hier gefragt, die Matratzenlager in Zimmer umzubauen. Seine Erfahrung teilt auch Fabian von der Sarotlahütte: „Die Vierer-Zimmer gehen am schnellsten weg, das Matratzenlager am wenigsten.“

Die Sarotlahütte öffnet am 1. Juni.
Die Sarotlahütte öffnet am 1. Juni.

Wegewart Dieter Kerbl sagte zwar ebenfalls, dass Matratzenlager nicht mehr Stand der Dinge seien, doch dass „das liebe Geld ein heikles Thema“ ist. Eine Hüttensanierung würde zwischen 600.000 und 800.000 Euro kosten, denn eine Sanierung auf dem Berg koste zwei bis drei Mal so viel als wie im Tal. Für die Bauarbeiten wäre sowieso nur der Sommer geeignet und auch die Höhe stelle eine Schwierigkeit dar. In den letzten Jahren habe der ÖAV bereits viel investiert.

Die Sarotlahütte muss jedes Jahr im Mai mit Lebensmitteln und anderen Hüttenutensilien per Helikopter eingedeckt werden. <span class="copyright">BI</span>
Die Sarotlahütte muss jedes Jahr im Mai mit Lebensmitteln und anderen Hüttenutensilien per Helikopter eingedeckt werden. BI

Neue Ideen

Neu denken – das tut Fabian Beck, der sich etwas Neues einfallen lassen hat. Diesen Sommer bieten er und seine Partnerin Isabel Pöschl erstmals ein Sechs-Gang-Menü an. „Wir sammeln während des Jahres das ein, was uns die Berge hergeben“, erklärte der gelernte Koch die Intention hinter dem Menü mit regionalen Zutaten. Sogar das Sauerteigbrot wird im eigenen Holzbackofen frisch gebacken. „Wir backen drei bis vier Mal die Woche frisches Sauerteigbrot mit unseren eigenen Sauerteigkulturen.“ Ginge es nach Fabian, könnte der Ofen durchaus noch größer sein. „Wir hoffen, nächstes Jahr einen größeren Ofen zu bekommen, denn da sind sowieso größere Umbauarbeiten geplant.“ VN-JUN

<p class="caption">Markus Jankowitsch, Pächter der Tilisunahütte. <span class="copyright">Stefan Wiech</span></p>

Markus Jankowitsch, Pächter der Tilisunahütte. Stefan Wiech

Die Tilisunahütte.<span class="copyright">Alpenverein Montafon</span>
Die Tilisunahütte.Alpenverein Montafon

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