Vermuntwerk: Darum investieren die illwerke vkw Millionen Euro

VN / 24.05.2023 • 18:40 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Am Vermuntspeicher stehen aktuell große Maßnahmen an. illwerke vkw

Verantwortliche haben spektakuläres Vorhaben in über 1700 Metern Höhe.

Partenen Als sich der Kegelstrahlschieber öffnet, braucht es einen Moment – dann schießt eine wuchtige Fontäne aus dem Rohr. Um die Energie abzufedern, hat sie die Form eines Schirms. Dennoch bahnen sich Wasser und Sediment schier unaufhaltsam den Weg ins Tal. Rund um die Öffnung bildet sich eine Gischt wie am Fuße eines Wasserfalls.

Der Schwimmbagger hebt eine Rinne aus. illwerke vkw

Am Vermuntwerk stehen 2025 große Erneuerungsmaßnahmen an. Dafür muss der gesamte Stausee abgelassen werden. Damit das kontrollierter und vor allem ökologisch verträglicher abläuft als in der Vergangenheit, haben sich die Verantwortlichen der illwerke vkw in Zusammenarbeit mit Experten eine besondere Herangehensweise überlegt. Die hat natürlich auch ihren Preis.

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Über zehn Million Euro investiert

Über zehn Millionen Euro investiert das Unternehmen laut Projektleiter Christoph Marxgut. Allein die Planung dauerte rund zwei Jahre, nun werden die Maßnahmen über zwei Jahre vorbereitet, damit in der zweiten Jahreshälfte 2025 alles umgesetzt werden kann.

46.000 Kubikmeter Sediment sollen entfernt werden. illwerke vkw

Der Speicher, das Krafthaus und die Staumauer auf circa 1740 Metern sind mittlerweile immerhin schon über 90 Jahre alt. “Natürlich wird in regelmäßigen Abständen alles kontrolliert”, sagt Marxgut. Aber es gebe irgendwann trotzdem ein Maßnahmenpaket, das von der Behörde vorgeschrieben werde. Diesen Anspruch haben die illwerke vkw auch an sich selbst. “Beispielsweise müssen wir jetzt die Leitung vom Grundablass erneuern, der Kegelstrahlschieber und der Kugelschieber werden saniert, und am Umlaufstollen und am Einlaufturm stehen Maßnahmen an”, erklärt der Projektleiter.

Das herrliche Panorama spielt da nur eine Nebenrolle. illwerke vkw

Dafür muss das Wasser aus dem Stausee abgelassen werden. An sich kein Problem. Doch in den vergangenen 90 Jahren haben sich etwa 600.000 Kubikmeter Sediment angesammelt. Würden die nun unkontrolliert in die Natur geblasen werden, hätte das verheerende Folgen. Zudem könnte der Grundablauf verstopfen. Also musste ein neues Konzept her.

Bagger kommt aus den Niederlanden

Dafür haben sich die illwerke vkw einen schwimmenden Saugbagger aus den Niederlanden besorgt. Das 250 Tonnen schwere und 40 Meter lange Gerät musste mit weiterem Equipment in 22 Lkw und vier Schwerlasttransporten auf den Berg geschafft werden. Und da die Zufahrt über Vorarlberg gesperrt ist, ging es nur über die Tiroler Seite.

Stefan Pfeifer, Christian Kopeinig und Christoph Marxgut (v.l.) kümmern sich um das Sedimentmanagement im Speicher Vermunt.<span class="copyright"> VN/Plesch</span>
Stefan Pfeifer, Christian Kopeinig und Christoph Marxgut (v.l.) kümmern sich um das Sedimentmanagement im Speicher Vermunt. VN/Plesch

Der Bagger hebt nun eine erosionsstabile Rinne im Sediment aus, die quasi an den früheren Bachlauf der Ill erinnern soll. In sieben Runden werden bis Sommer 2025 insgesamt 46.000 Kubikmeter Sediment über eine Saugrohrleitung entfernt. Dann sollte die Rinne fertig sein. Eine erste Vorspülung fand eben am Mittwochmorgen statt. Dichte Wolken hingen in den Bergen.

Konzentration wird überprüft

Damit aber nicht nur Sediment durch den Ablauf Richtung Tal geschickt wird, werden insgesamt vier Millionen Kubikmeter Wasser beigemischt. “Die Konzentration liegt damit unter der von Unwettern”, sagt Maßnahmenleiter Christian Kopeinig. Eine Messstelle hinter dem Auslass kontrolliert das. Der Eingriff in die Natur soll so minimal wie möglich sein.

Christoph Marxgut leitet das Projekt. <span class="copyright">VN/Plesch</span>
Christoph Marxgut leitet das Projekt. VN/Plesch
Stefan Pfeifer ist Experte für Sedimentmanagement, Christian Kopeinig kümmert sich um die Maßnahmen. <span class="copyright">VN/Plesch</span>
Stefan Pfeifer ist Experte für Sedimentmanagement, Christian Kopeinig kümmert sich um die Maßnahmen. VN/Plesch
Die Ruhe vor dem Sturm: der Grundauslass eine Minute vor seiner Öffnung. <span class="copyright">VN/Plesch</span>
Die Ruhe vor dem Sturm: der Grundauslass eine Minute vor seiner Öffnung. VN/Plesch

Wobei ein Hochwasser ohnehin das ist, was durch die Aktion simuliert wird. Nur eben künstlich nachgebildet und kontrolliert. Der Durchfluss und damit auch die Fracht steigen punktuell – und nehmen dann wieder ab. “So wie es im Prinzip in der Natur im Frühjahr auch abläuft”, vergleicht Stefan Pfeifer, Experte für Sedimentmanagement bei der illwerke vkw.

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Über die Rinne, die durch den Schwimmbagger entsteht, sollen die Ablagerungen in Zukunft gemanagt werden. Jährlich kommen nämlich zwischen 6000 und 8000 Kubikmeter hinzu. Vielleicht regulieren die sich bald selbst. Durch die große Investition jetzt wollen die Verantwortlichen nämlich hohe Ausgaben in Zukunft vermeiden und eine gewisse Kontinuität schaffen. Statt großen sollen in Abstimmung mit den Behörden nur kleine Mengen Sediment weggeschafft werden.

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Zudem gilt das erste derartige Projekt im Hochgebirge auch als Modellversuch für zahlreiche andere Stauseen. “Viele haben das Problem lange vor sich hergeschoben”, sagt Christoph Marxgut. Die Vorarlberger planen also, ihr Wissen und ihre Expertise an andere zu verkaufen. Denn in Mitteleuropa kann ihnen in diesem Thema wohl niemand das Wasser reichen.

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