Ein Herz voller Rhythmus und Hingabe

Natalie Moosmann kam durchs Trommeln nach Afrika.
Von Elisabeth Achammer
Lustenau Natalie Moosmann ist auf Trommelreise in Senegal. Sie trifft eine Mutter, die über ihre Geldnot klagt. Das Schulgeld für ihre Tochter kann sie sich einfach nicht leisten. Sie bittet die Lustenauerin um Hilfe. Geld für die Schuleinschreibung würde schon ausreichen. Moosmann fährt mit der Frau in die Schule und legt der Direktion das Geld auf den Tisch. Es reicht für ein ganzes Schuljahr. Die Mutter fängt bitterlich an zu weinen und drückt sie. „Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich mich daran zurückerinnere“, erzählt sie. Für die heute 55-Jährige ein Schlüsselmoment und erst der Anfang ihres sozialen Engagements in Senegal.

Musikalische Reisen
Die Djembe – für viele nur ein Hobby, doch für das frühere Model eine lebensverändernde Leidenschaft. Bei einem Italien-Urlaub wurde sie auf die Trommel aufmerksam und nahm gleich zwei mit nach Hause. Nachdem die dreifache Mama ihren Rhythmus gefunden hatte, wollte sie dem Ursprung des Instruments auf den Grund gehen. Ihr Weg führte sie nach Senegal.

Mehr als nur trommeln
Für sie war bald klar: “Ich möchte in diesem Land mehr machen als nur zu trommeln.” Über die Leprahilfe startete ihr soziales Engagement in dem Land. Da aber nicht nur die medizinische Nachfrage stetig stieg, sondern vor allem die Bildung der Kinder immer weiter in den Vordergrund rückte, wurde sie vor eine weitaus größere Verantwortung gestellt. Um dem Verein bei seiner Arbeit zu helfen, übernahm sie 96 Kinder, die auf schulische Unterstützung angewiesen waren. Mit der Hilfe ihrer Familie stellt sie verschiedene Aktionen auf die Beine, um das Projekt zu finanzieren. Sie erinnert sich zurück: Bei einem Spielzeugflohmarkt sammelte sie Geld für die Kinder in Mballing. Ihr stach ein kleiner Junge ins Auge, dessen Blick suchend über die verschiedenen Stände schwebte. In seiner Hand eine Ein-Euro-Münze. Sie bot ihm ihre Hilfe an und fragte, ob er etwas bestimmtes suche. “Eigentlich brauche ich nichts, aber vielleicht kannst du mein Geld einem Kind in Afrika geben“, antwortete der Bub. Für sie die Bestätigung: “Ich kann positive Dinge bewirken.”

“Wissen macht Stark”
Da die Schulbildung vor Ort eigentlich nicht im Aufgabenbereich der Leprahilfe Platz fand, gründete sie, nach Absprache mit ihrer Familie, 2012 den Verein “Wissen macht Stark”. Als der Obmann der Leprahilfe seinen Posten aufgibt, muss sie aber eine Entscheidung treffen. „Wir konnten die Menschen nicht um Stich lassen“, denn die Kinder, die sie in ihrer Bildung unterstützt, haben oft ein leprakrankes Familienmitglied. Nach einem halben Jahr Bedenkzeit stellte sie sich der Herausforderung aber und übernahm zusammen mit ihrem Team die Leprahilfe. Seither fungiert in beiden Vereinen derselbe Vorstand. Zusammen tragen sie maßgeblich zur Entwicklung im Dorf bei.


Nach dem ersten Schulbau wurde schnell klar, dass “eine Schule nicht mehr ausreicht“. Eine zweite muss her. Die Fertigstellung ist noch dieses Jahr geplant, doch durch die schleichende Bürokratie des Staates werden dem Verein immer wieder Steine in den Weg gelegt. Zudem werden es immer mehr Kinder, und die Suche nach Paten ist ständig am Laufen. Mit dieser Unterstützung ist es dem Verein möglich, für die Bildung sowie Schulbücher und den Transport zu sorgen.

Gemeinsam den Rhythmus spüren
Wenn sie nicht gerade in Senegal ist, bringt sie das Trommeln eben nach Vorarlberg. Trommeln kann man nämlich nicht nur unter der afrikanischen Sonne. Beim Trommeltreff in Dornbirn bietet sie Erwachsenenkurse an. Dort können die Teilnehmer ihren eigenen Rhythmus finden. “Die Menschen in meinem Kurs sind in ganz verschiedenen Lebenssituationen. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Wenn sie hinausgehen, sind sie andere Menschen.” So wie auch Natalie Moosmann durchs Trommeln zu einem neuen Ich gefunden hat.


Zur Person
Natalie Moosmann
Geboren: 02.01.1968
Hobbys: Wandern, Trommeln, Reisen
Familie: verheiratet mit Markus, drei Kinder
Lebensmotto: Was du in anderen Menschen anzünden willst, muss erst in dir selbst brennen.