Vorarlberger sollten öfter aufs Auto verzichten

Politik / 30.05.2023 • 18:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wenn 25 bis 35 Prozent weniger mit Autos mit Verbrennungsmotor gefahren wird, wären die Klimaziele schneller erreicht. <span class="copyright">APA</span>
Wenn 25 bis 35 Prozent weniger mit Autos mit Verbrennungsmotor gefahren wird, wären die Klimaziele schneller erreicht. APA

Laut neuen Berechnungen der Energieagentur passiert die Energiewende zu langsam.

Wien Österreich kann sich “aus der fossilen Klammer” befreien, wenn es das denn will. Das ist das Fazit der österreichischen Energieagentur. Am Dienstag präsentierte der gemeinnützige, wissenschaftliche Verein Berechnungen, wie rasch die Bundesländer die Energiewende umsetzen. Auch Vorarlberg muss noch hohe Einsparungen bei den Treibhausgasemissionen vornehmen, um die Klimaneutralitätsziele für 2040 zu erreichen.

Austausch fossiler Heizsysteme

Nachholbedarf gebe es vor allem beim Heizen und bei privaten PKW, hieß es. Bei der Wärmeerzeugung wartet noch eine Herkulesaufgabe: Denn von den insgesamt rund 170.000 Heizsystemen bei Hauptwohnsitzen in Vorarlberg sind derzeit ca. 63.000 fossil, spricht mit Gas, Kohle oder etwa Öl betrieben. Bis 2030 erfordern die Klimaziele im Gebäudesektor u. a. einen Austausch von ca. 29.000 dieser fossilen Heizsysteme.

Auch in Sektor Verkehr bietet die Energieagentur Strategien an. Derzeit sind ca. 196.000 private Pkw in Vorarlberg gemeldet. Es werden rund 1940 Millionen Kilometer in Vorarlberg mittels Pkw gefahren. Die neuen Treibhausgas-Ziele können jedoch nur erreicht werden, indem der Tanktourismus (ca. 280 kt CO2-Äquivalent) eingestellt wird und 25 bis 35 Prozent der Pkw und leichten Nutzfahrzeuge klimaneutral werden, also zum Beispiel Elektroautos. Eine Alternative wäre, wenn 25 bis 35 Prozent weniger gefahren wird – oder eine Kombination aus beiden.

Mehr Tempo gefordert

Nach den Berechnungen haben die Bundesländer zwischen 2005 und 2019 jeweils zwischen sechs und 15 Prozent an Treibhausgasemissionen außerhalb des Emissionshandelsbereichs eingespart. Vorarlberg liegt mit minus zehn Prozent im Mittelfeld. Musterschüler sind Kärnten (minus 15 Prozent) und die Steiermark (minus 14 Prozent). Schlusslicht ist Tirol mit minus sechs Prozent.

Die österreichische Energieagentur mahnt im Hinblick auf die Energiewende aber von allen Bundesländern mehr Tempo ein. Laut Geschäftsführer Günter Pauritsch sind in puncto Emissions- und Energieeinsparungen sowie beim Ausbau erneuerbarer Energieträger in der jüngsten Vergangenheit zwar Fortschritte erzielt worden. Für die Erreichung der nationalen Einsparungs- und Ausbauziele bestehe aber noch deutlicher Nachholbedarf. Pauritsch erinnerte an die sogenannten Effort-Sharing-Verordnung der Europäischen Union, wonach Österreich seine Emissionen bis 2030 zum Vergleichsjahr 2005 um gut 48 Prozent reduzieren muss. In den Strategien der Länder finde das bisher nur bedingt Niederschlag, kritisierte der Energieagentur-Chef.

Energieverbrauch kaum gesenkt

Nach der Prognose der Energieagentur wird zudem der Energiekonsum österreichweit weiter steigen. In Vorarlberg ist der Energiebedarf von 2005 bis 2021 um fünf Prozent gestiegen. Das Energieeffizienzgesetz der türkis-grünen Regierung liegt, das klare Ziele vorgeben soll, liegt jedoch weiter auf Eis. Es soll nun in einer abgespeckten Version kommen.

Fortschritt bei Erneuerbaren

Im Vergleich dazu etwas weiter sind die Bundesländer bei ihren Zielsetzungen zur erneuerbaren Stromerzeugung. Von jenen 27 Terrawattstunden (TWh), die Österreich nach dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz bis 2030 erzeugen können muss, um den Anteil erneuerbarer Energie in der Stromversorgung auf 100 Prozent zu steigern, sind den Angaben zufolge bereits 23,4 TWh in den Zielen der Bundesländer berücksichtigt. Als positives Beispiel nannte Pauritsch die Ambitionen im Bereich der Photovoltaik (PV), die aktuell schon die Mindestziele übersteigen würden.

Generell appellierte Pauritsch an die Bundesländer, Stromerzeugungspotenziale gesamtheitlich zu nutzen, sprich neben Photovoltaik auch Wasserkraft, Windkraft und die Produktion von Biomasse auszubauen. Nur auf eine Säule zu setzen, reiche mit Blick auf die Vorgaben nicht aus, warnte er und forderte “Elan in der Umsetzung”. Für Vorarlberg gibt es die Empfehlung neben Wasserkraft- und Photovoltaikausbau auch zum Teil auf Windkraft zu setzen.