Universale Konstruktion

Kultur / 02.06.2023 • 17:48 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Peter Nußbaum wurde in seinem Künstlerleben mit internationalen Meriten und Preisen nahezu überschüttet.
Peter Nußbaum wurde in seinem Künstlerleben mit internationalen Meriten und Preisen nahezu überschüttet.

Zu seinem 70. Geburtstag stellt Peter Nußbaum seine neuesten Werke in seiner Heimatgemeinde Koblach aus.

Koblach Der 1953 geborene Künstler lebt und arbeitet in der Region Monferrato/Piemont, dort hat er auch sein Atelier. Zu seinem runden Geburtstag hat ihm die Gemeinde Koblach eine Ausstellung ausgerichtet. Peter Nußbaum ist einer der wahrscheinlich unbekanntesten bekannten Künstler dieses Landes, obwohl von internationalen Meriten und Preisen nahezu überschüttet; er ist der erste Vorarlberger Künstler, der 2022 auf der Biennale in Venedig im Grenada Pavillon ausstellte. Bei der Triennale in Rom wurde er zusammen mit sieben weiteren italienischen Künstlern aus insgesamt 400 Künstlern ausgewählt. Seine dort gezeigte Arbeit war mit „Variation Engel Nr. 3“ betitelt.

Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022, 50 x 70 cm.
Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022, 50 x 70 cm.

Kuben, Pyramiden, Prismen, Kegel, Rauten, polyedrische Figuren sind das Vokabular, dessen sich Peter Nußbaum in seinen Arbeiten bedient. Symbolische, geometrische Konstruktionen, unglaubliche Körper, exakt in ihrer Ausführung und Strenge, gekonntes, wohldosiertes Farbenspiel, man wähnt, dass seine Konstrukte augenblicklich die Zweidimensionalität der Leinwand durchbrechen, während sie sich auf monochromen Hintergrund überlagern. Die abstrakt-geometrische Formensprache der Elemente erinnert an die formale Strenge des Neoplastizismus eines Piet Mondrian, Theo van Doesburg oder Friedrich Vordemberge-Gildewart, steht aber im Gegensatz zur charakteristischen Abschaffung der dritten Dimension. In diesem Sinne steht Nußbaums Werk dem der italienischen Meister des geometrischen abstrakten Malerei Manlio Rho, Mario Radice und Carla Prina näher. Seine spezielle Maltechnik, ein Farbauftrag von 5 bis zu 13 Schichten mit hochpigmentierter Lascaux Acrylfarbe, lässt seine Bilder in einem wunderbaren Licht erscheinen. Die mehrschichtige Malerei verleiht eine Transparenz und Weichheit, die seinesgleichen sucht.

Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022 Lascaux Acryl auf Pappelholz, 90 x 130 cm.
Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022 Lascaux Acryl auf Pappelholz, 90 x 130 cm.

Man kann sich in Nußbaums Arbeiten fallen lassen und durch sie einen Streifzug durchs Universum machen, gleich dem „Wanderer am Weltenrand“ in Flammarions Holzstich. Die Darstellung zeigt einen Menschen, der am Horizont als dem Rande seiner Welt mit den Schultern in der Himmelsphäre steckt und dahinter Befindliches erblickt. Der große Psychoanalytiker C. G. Jung sah darin ein „Urbild der Ufovision“ sowie zwei in sich selbst laufende Räder, die er als die Merkaba Ezechiels (Thronwagen Gottes mit den Cherubim) deutete.

Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022 Lascaux Acryl auf Pappelholz, 270 x 130 cm.
Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022 Lascaux Acryl auf Pappelholz, 270 x 130 cm.

Der Text über die Merkabamystik spielt eine herausragende Rolle in der jüdischen Kabbala. Darauf angesprochen antwortet Peter Nußbaum „in Italien sagt man, dass ich mehr im Jenseits als im Diesseits unterwegs bin“ und lacht herzlich. Cosmoarte – universale Konstruktion, so nennen sich seine Arbeiten, allesamt, die hier in Koblach zu sehen sind. Gemäß dem mittelalterlichen Weltbild lag hinter den Himmelssphären, außerhalb des Fixsternhimmels noch der Kristallhimmel und das Empyreum, der Feuerhimmel – der Aufenthalt Gottes und der Seligen. Die Redensart „im siebten Himmel“ ist ein profaner Abklatsch davon. Peter Nußbaum zeigt in seinen Arbeiten eine Welt hinter unserer Himmelsphäre.

Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022, 50 x 70 cm.
Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022, 50 x 70 cm.

Die für Peter Nußbaums Werk typische Spannung zum Mystischen, Verklärten, findet auch in den künstlerischen Projekten für Sakralbauten, wie etwa der Kilianskirche/Koblach, ihre stimmige Ausgestaltung. Zusammen in der hochkarätigen und illustren Gesellschaft mit Katsushika Oi, Alessandra Casciotti, Katsushika Hokusai, Tina Lupo und Yayoi Kusama taucht Peter Nußbaum in dem Katalog OPRA, Nachrichten aus Italien und Japan, 2021 auf.

Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022, 50 x 70 cm.
Peter Nußbaum Universale Konstruktion, 2022, 50 x 70 cm.

Und auf die Frage wie er gerade auf das Piemont als seinen künstlerischen Ort kam? Es waren zwei Flaschen Barbera, die ihm jemand geschenkt hatte. Sie mundeten hervorragend und weckten in ihm die Sehnsucht nach diesem Ort, wo er nun seit über 20 Jahren lebt und arbeitet.

Thomas Schiretz

Haus Koblach, Wegeler 10, Koblach

www.cosmosarte.com