EU-Verordnung rückt heimischer Bierflasche an den Kragen

Die neue Verpackungsordnung sei der Tod kleiner Brauereien, warnen Brauereiverbände. Das sagt man in Vorarlberg.
Brüssel, Dornbirn Die EU will per Verpackungsverordnung (PPWR) Mogel- und Einwegverpackungen einen Riegel vorschieben, Mehrwegverpackungen und Pfandflaschen sollen gefördert werden. Einen Aufschrei dagegen gibt es aber gerade aus den Mehrwegflaschenländern Deutschland und Österreich.

Denn die über Jahrzehnte gewachsenen und etablierten Systeme in den deutschsprachigen Ländern erfüllen die im Entwurf festgelegten Vorgaben nicht. Glasflaschen müssten so etwa mit Recyclinglogo und Seriennummer produziert werden – in Östereich sind diese Hinweise jedoch bislang über das Etikett gelöst. Sprich, Millionen seit Jahren verwendete und etablierte Mehrwegflaschen müssten zerschlagen und neu produziert werden. “Ob das energetisch Sinn macht, sei dahingestellt”, ist Mohrenbrauerei-Geschäftsführer Thomas Pachole skeptisch. “In einer Situation, die an sich schon schwierig genug ist, ist jede Kostensteigerung kontraproduktiv.” Die Auswirkungen wären tatsächlich gigantisch: Als die Mohrenbrauerei die neue leichtere Pfiff-Flasche auf den Markt brachte, waren 25 Millionen Flaschen auszutauschen. “Dies war wenigstens eine sinnvolle Maßnahme für den Umweltschutz”, betont Pachole. Schließlich bedeuten leichtere Flaschen einen schonenderen Transport.
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Skurriler wird es bei der Bierkiste. Denn diese könnte nach der neuen Verordnung als Mogelpackung verstanden werden, da die Kiste rund um die Flaschen zu viel Luft enthält. “Aber in der Bierkiste sieht jeder, was er bekommt”, kann man bei der Mohrenbrauerei nicht nachvollziehen, wie eine Bierkiste eine Mogelpackung sein könnte. “Da würde man ein Fass aufmachen, schließlich ist von der Flasche über die Kiste und Palette bis zum Verkaufsregal alles aufeinander abgestimmt”, warnt Pachole.

Entsprechend gering ist die Begeisterung auch in Deutschland. Der Brauer-Bund macht gegen die PPWR mobil, auch die deutsche Politik will sich für das etablierte System einsetzen. Die neue Verordnung stelle den Tod kleiner Brauereien dar, warnt der Bund. In Vorarlberg ist man jedoch noch recht optimistisch, dass sich die Vernunft durchsetzt. “In Vorarlberg sind wir bei 100 Prozent Mehrweg”, betont etwa Mario Rothmund von der Frastanzer Brauerei. “Da wäre es schade, wenn man das über den Haufen werfen würde.” Er erwartet daher eine Lösung im Sinne des Erhalts der bestehenden Systeme.

“Das wäre für uns eine Katastrophe, wenn das so käme”, betont Lukas Dorner, Geschäftsführer der Brauerei Egg. Auch er kann sich nicht vorstellen, dass die Verordnung nicht abgeändert wird. Seine Hoffnung ist, dass die Kennzeichnung per Etikett möglich bleibt.

“Ich bin recht zuversichtlich, dass man eine vernünftige Lösung finden wird”, ist der Mohrenbrauerei-Geschäftsführer ebenfalls noch nicht beunruhigt. Das Problem betreffe nicht nur die deutschsprachigen Länder, betont er: “In Finnland gibt es ein extrem gut funktionierendes Einwegsystem, mit einer ebenfalls sehr hohen Rücklaufquote”, erwähnt er alternative Systeme. Aber es gebe aber auch noch Länder in Europa, in der solche Systeme noch in den Kinderschuhen stecke.