Trompetensolist der Extraklasse

Glänzende Matinee des Orchestervereins Götzis unter Benjamin Lack mit Jürgen Ellensohn.
GÖTZIS Sie sind ein tolles Gespann, das seit zehn Jahren den traditionsreichen Orchesterverein der Gemeinde auf Trab hält – und das hoffentlich noch lange: Markus Ellensohn, der als Konzertmeister die Weichen stellt, das Programm mit gut spielbaren Raritäten bestückt und die ersten Proben leitet, und Benjamin Lack, der zuletzt den Feinschliff tätigt und das Konzert bombensicher zum Erfolg führt. So wie vergangenen Sonntag bei der jährlichen Matinee vor einem Stammpublikum in der Kulturbühne AmBach, wo der Götzner Spitzentrompeter Jürgen Ellensohn das Programm mit dem populären Hummel-Konzert noch überglänzte.

Nicht umsonst nimmt der Orchesterverein Götzis unter den Amateurensembles im Land eine hervorragende Stellung ein. Dafür ist im organisatorischen Bereich der neue Obmann Thomas Dünser verantwortlich, der im Orchester das erste Cello spielt. Markus Ellensohn: „Wir sind das einzige Kammerorchester dieser Art im Land, mit Amateuren im Streicherbereich und Profis bei den Bläsern. Die Altersstruktur ist sehr gemischt, erfreulich der Zuwachs an jungen Musiker:innen, die auch aus dem Bregenzerwald und der Schweiz zu uns stoßen. Wir proben wöchentlich, nicht nur zu bestimmten Anlässen wie ein Projektorchester, so haben wir ein eigenes Profil entwickelt und alle ziehen an einem Strang für ein tolles Konzerterlebnis.“

Das funktioniert auch diesmal wieder so gut, dass das Zuhören zur reinen Freude wird, weil da auf der Bühne eine gute pausenlose Stunde lang mit spürbarer Energie, Hingebung und Konzentration musiziert wird. Benjamin Lack als dynamische Dirigentenpersönlichkeit mit viel Verständnis für seine Musiker hat die Augen und Ohren überall gleichzeitig, gibt sichere Einsätze und trägt das Orchester spielend auch über scheinbar heikle Stellen hinweg. Das gibt professionelle Sicherheit auch bei anspruchsvoller Literatur, von der man neben den Werken nicht einmal die Namen der Komponisten kennt. Macht nichts, denn dann sind das so reizende Entdeckungen wie die Sinfonie G-Dur eines Joseph Bologne, Chévalier de Saint Georges, einem Mozart-Zeitgenossen, der dem großen Vorbild über die Schulter geschaut hat.

So klingt manches verdächtig nach dem Salzburger Meister, in den Ecksätzen werden die ersten Geigen ordentlich gefordert, der Mittelsatz ist ein melodiös gefälliger Ruhepunkt. Das Finale bildet eine stark folkloristisch angehauchte Serenade für Streichorchester des Komponisten Julius von Beliczay, er seine ungarische Herkunft nicht verleugnen kann. Sie gibt dem Orchester Gelegenheit, seinen satten Streicherklang zu demonstrieren und in den berühmten Synkopen zu schwelgen, deren Benennung aus political correctness heute leider unmöglich geworden ist.

Dazwischen ist Zeit für ein Glanzstück der Trompetenliteratur, Johann Nepomuk Hummels Konzert in Es-Dur, das jeder Trompeter im Köcher haben sollte. Hat er auch, der Jürgen Ellensohn, ein Sohn der Gemeinde Götzis, der seit seiner Ausbildung in internationalen Spitzenpositionen im hr-Sinfonieorchester, als Solist und Mentalcoach unterwegs war. Er hat sich dort jene unglaubliche Routine und Abgebrühtheit erworben, mit der er auch in diesem Heimspiel blitzsauber den vertrackten Solopart auf seiner Trompete bewältigt, voll Spielfreude und mit strahlendem Ton. Danach nimmt er bescheiden den Jubel des Publikums entgegen. Fritz Jurmann