Starke Zunahme bei E-Bike-Unfällen

Hohes Gewicht, anderes Bremsverhalten, schnelleres Tempo. Die Zahl der E-Bike-Unfälle steigt drastisch an.
Von Lena Gruber
Schwarzach Radfahren schont die Umwelt und führt zu einer besseren Fitness. Ganz ungefährlich ist es aber nicht, denn allein im Vorjahr sind mehr als 10 Prozent aller Verkehrstoten in Österreich auf einen Fahrradunfall zurückzuführen. Vor allem die mit einem Elektromotor ausgestatteten E-Bikes werden oftmals unterschätzt.
Schockierende Zahlen
Ein E-Bike hat viele Vorteile. Das Radfahren ist weniger anstrengend, es können größere Strecken und vor allem deutlich mehr Höhenmeter zurückgelegt werden. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) ist das Risiko mit einem E-Bike zu verunglücken jedoch fast dreimal so hoch wie mit einem herkömmlichen Fahrrad. Im letzten Jahr gab es 40 tödliche Radunfälle in Österreich, wobei in 20 Fällen E-Bike-Fahrende beteiligt waren.
E-Bikes sind zwar bequemer, aber die elektrische Tretunterstützung verleitet leider auch zu schnellerem Fahrverhalten.
Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV
Besonders der Umstieg von einem gewöhnlichen Fahrrad auf ein E-Bike ist dabei nicht ganz risikolos und kann eine Reihe an Problemen mit sich bringen. So haben laut einer Umfrage des KFV rund die Hälfte aller Befragten Schwierigkeiten mit dem höheren Gewicht. Ein Hauptgrund für das Unfallrisiko ist aber nach wie vor die Geschwindigkeit. Auch das Bremsverhalten und das Bedienen des Displays werden von vielen Fahrradbegeisterten unterschätzt.

Unfallrisiko auch in Vorarlberg spürbar
Auch in Vorarlberg ist ein Anstieg an Fahrradunfällen mit dem E-Bike zu verzeichnen. Die Dunkelziffer ist aber laut KFV sehr hoch, denn nicht alle Unfälle mit E-Bikes werden gemeldet und polizeilich erfasst.
Ältere Menschen gelten dabei als besonders gefährdet. Unter den Verletzten der vergangenen Jahre war fast jeder Dritte 65 Jahre alt oder noch älter. In Vorarlberg war über die Hälfte der Todesopfer im Pensionsalter.
Neurologe Philipp Werner erklärt, dass sich die Reaktion besonders im höheren Alter verschlechtert. “Im Alter nimmt die Sehkraft ab, jeder Einfluss ist mit einem höheren Risiko behaftet. Zudem haben ältere Menschen weniger Kraft in den Händen, was einen längeren Bremsweg zur Folge hat”, so der Primar.

Die Verletzungen in den Spitälern sind vielfältig. Häufig sind es Arm- und Beckenverletzungen, da man sich bei einem Sturz mit den Händen abfängt. Aber auch Verletzungen am Rückenmark sowie Gefäßverletzungen sind keine Seltenheit. In schlimmen Fällen kann es zu Hirnblutungen kommen und die Patientinnen und Patienten landen auf der Intensivstation.
Sicher unterwegs
Besonders die von vielen unterschätzte Geschwindigkeit ist den Fahrradhändlerinnen und Fahrradhändlern im Land durchaus bewusst. Jürgen Purtauf von der RadWelt Hard empfiehlt daher beim Wegfahren nicht den höchsten Gang zu wählen. “Es ist wie beim Autofahren, da fahren wir auch mit dem ersten Gang los”, so Purtauf. Das Hauptproblem an E-Bike-Unfällen liegt seiner Ansicht nach vor allem daran, dass E-Bike-Besitzer oftmals keine geübten Fahrradfahrer sind. Da in Österreich aber keine Helmpflicht gilt, braucht es viel Eigenverantwortung. Um größtmögliche Sicherheit zu gewähren, empfiehlt er einen regelmäßigen Service beim entsprechenden Fahrradhändler zu machen. Dabei wird das Fahrrad auf die Fahrtauglichkeit geprüft und die Bremsen kontrolliert. “Außerdem können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt werden”, so Purtauf.
Vorarlbergs Radwege sind sehr gut ausgebaut, aber schmal. E-Bike-Fahrende müssen Rücksicht auf jene nehmen, die keinen Antrieb haben. Somit können sicherlich Unfälle vermieden werden.
Jürgen Purtauf, RadWelt Hard

Um ein sicheres und harmonisches Miteinander beim Fahrradfahren gewährleisten zu können, ist es zudem wichtig, aufmerksam zu bleiben, deutlich zu kommunizieren, Verkehrsregeln zu beachten und rücksichtsvoll zu sein.
Rufe nach präventiven Maßnahmen
Die Rufe nach einer Helmpflicht für E-Bike-Fahrende wird demnach immer lauter. Dies könnte dazu beitragen, die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer zu senken.
Vielen E-Bike-Nutzern und -Nutzerinnen ist die erhöhte Gefahr, die ein solches Fahrrad mit sich bringt, durchaus bewusst. Laut KFV müsse aber noch mehr Bewusstsein für das Tragen eines Helms und zur Teilnahme an freiwilligen Fahrsicherheitskursen geschaffen werden.
Das Fahren mit einem E-Bike ist nicht vergleichbar mit dem eines herkömmlichen Rads. Aus diesem Grund sollte man sich die Zeit nehmen, die richtige Technik zu üben.
Sabrina Burtscher, Projektleitung Sport SICHERES VORARLBERG
Besonders unvorhersehbare Situationen wie Glatteis oder Schnee fordern eine souveräne Reaktionsfähigkeit. Wichtig ist, dass Fahrerinnen und Fahrer kleine Hindernisse problemlos überwinden, sicher stehen bleiben und stets eine gute Balance halten können.