Fahrräder im Wert von über einer halben Million Euro gestohlen

Zwar bestens organisiert, doch tollpatschig: So hoch sind die Haftstrafen für zwei litauische Einbrecher.
Feldkirch Die Coups der kriminellen litauischen Bande waren präzise durchdacht und spektakulär. Sie hatte sich auf den Diebstahl von Fahrrädern spezialisiert. Und zwar auf äußerst hochwertige Räder. Bei einem Geschäft in Schlins rückten sie mit einem Transporter und einer Holzbrücke an, um damit rückseitig über einen Bach in den Shop des Fahrradhändlers einzudringen. Bei Nacht und Nebel.
Ihre Beute: E-Bikes und Weiteres im Wert von beinahe 240.000 Euro. Ihr Pech: Sie hatten das Diebesgut so schlampig unter einer Plane versteckt, dass der Fahrer auf der Rückfahrt im deutschen Sachsen einer Polizeikontrolle auffiel. Und schon klickten die Handschellen.
Nachbar schlug Alarm
Verpatzter Coup Nummer zwei: Nach einem Einbruch in ein Fahrradgeschäft in Altach war die Beute (ebenfalls im Wert von beinahe 240.000 Euro) bereits in einen Mercedes-Transporter verfrachtet worden. Doch ein Nachbar schlug Alarm. Als die Polizeistreife nahte, ließen die Einbrecher alles stehen und liegen und flüchteten zu Fuß. Zurück blieb der Transporter, in ihm die gestohlenen Fahrräder, getürkte Kennzeichen, gefälschte italienische Lieferscheine – und Fingerabdrücke des Fahrers. Auch der wurde bald ausgeforscht.

Internationale Ermittlungen zur Ausforschung weiterer Täter dieser aus Litauen agierenden kriminellen Bande laufen.
“Ich bin unschuldig”
Dem 37-jährigen Lenker des Einbruchsdiebstahls von Schlins und jenem 33-jährigen Täter von Altach wird am Landesgericht Feldkirch der Prozess gemacht. Wegen des Verbrechens des schweren gewerbsmäßigen Einbruchs im Rahmen einer kriminellen Vereinigung.
Während der 33-Jährige wenigstens zugibt, nachträglich über den Diebstahl informiert worden zu sein, bleibt sein älterer Komplize eisern dabei: „Ich bin unschuldig“.
Und zwar unschuldig wie ein Lamm, jawohl. Er sei lediglich auftragsmäßig Fahrer des Transports gewesen. Den Auftrag habe er über eine Anzeige im Internet ergattert. Dass die Fahrräder gestohlen waren, habe er nicht geahnt. Ebenso wenig etwas von den kriminellen Hintermännern, die er gar nicht kenne.
“Absoluter Humbug”
Doch da wirft Staatsanwältin Karin Dragosits ein: „Das ist natürlich ein absoluter Humbug und typisch für eine kriminelle Vereinigung. Wer erwischt wird, gibt sich stets als kleines Rädchen oder ahnungslos aus. Die Identität der Komplizen wird stets verschwiegen. Der Angeklagte will uns auf gut Deutsch für blöd verkaufen.“
Dieser Meinung ist auch der Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richter Martin Mitteregger. Die beiden Litauer werden im Sinne der Anklage verurteilt. Für den 37-Jährigen setzt es dreieinhalb Jahre Haftstrafe, für den 33-Jährigen fünf Jahre. An die Versicherungen der Fahrradhändler müssen sie zudem noch insgesamt mehr als 110.000 Euro berappen. Richter Mitteregger begründet das Urteil: „Mag sein, dass die Anklagten nicht in allem involviert waren. Aber sie haben durchaus gewusst, was sie taten und welche Rolle sie dabei spielten.“