Eine zeitlose Geschichte, ergreifend umgesetzt

Martinůs „The Greek Passion” begeistert bei den Salzburger Festspielen.
Salzburg Erstmals bei den Salzburger Festspielen wurde in diesem Jahr die Oper „The Greek Passion” bei den Salzburger Festspielen gezeigt. Als Vorlage diente dem tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů ein Roman des griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis, der mit „Alexis Sorbas” weltberühmt wurde.
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Nachdem die ursprünglich geplante Uraufführung in London nicht zustande kam, entstand eine überarbeitete Fassung. Diese wurde erst nach dem Tod des Komponisten 1961 in Zürich uraufgeführt, die Premiere der Urfassung fand 1999 bei den Bregenzer Festspielen statt.

Die Geschichte spielt in einem wohlhabenden griechischen Dorf, in dem ein Passionsspiel vorbereitet wird, bei dem die Darsteller schon früh ausgewählt werden und immer mehr mit ihren Rollen verschmelzen. Interessanterweise ergeben sich Parallelen zur biblischen Handlung, was auch durch den wörtlich übersetzten Originaltitel des Romans „Der erneut gekreuzigte Christus” unterstrichen wird.

Währenddessen erreicht eine Gruppe von Flüchtlingen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, das Dorf. Obwohl der Dorfpriester Grigoris ihnen jegliche Unterstützung verweigert, finden die Flüchtlinge Hilfe bei den Passionsspielern Manolios und Katerina. Gemeinsam bauen sie auf dem Berg Sarakina ein neues Dorf auf. Trotz aller Bemühungen leiden sie unter Not und tragischerweise verhungern mehrere Kinder.

Als die Flüchtlinge erneut im Dorf Zuflucht suchen, eskalieren die Spannungen zwischen den Dorfbewohnern. In dieser angespannten Situation wird der Darsteller des Christus, Manolios, von demjenigen, der den Judas verkörpert, getötet. Die Flüchtlinge sind gezwungen, ihre Reise fortzusetzen, da sie im Dorf keine Hilfe mehr finden.

Diese Geschichte, die vor 70 Jahren geschrieben wurde, ist auf traurige Weise aktuell. Regisseur Simon Stone siedelt den Stoff in der Gegenwart an, Solisten und Chöre agieren in einer grauen Box, die in den gesamten Bühnenraum eingelassen ist. Immer wieder öffnen sich Türen und Fenster oder der Boden, gehen Menschen ein und aus, verschwinden Gegenstände, regnet es von der Decke. Während die Dorfbewohner grau und farblos gekleidet sind, sind die Flüchtlinge in bunten Kostümen, mit Zelten und Schwimmwesten bepackt, eher Individuen, jung und alt, als eine homogene Dorfgemeinschaft.

Das Sängerensemble brilliert in dieser herausragenden Produktion. Gábor Bretz als Priester Grigoris verkörpert die Ambivalenz seiner Rolle überzeugend. Sebastian Kohlhepp als Manolios verleiht seiner Figur eine ergreifende Tiefe und Intensität, während Sara Jakubiak als Katerina mit kraftvoller Stimme und emotionalem Spiel beeindruckt. Charles Workman als Yannakos, Christina Gansch als Lenio und Matteo Ivan Rašić als Andonis vervollständigen das Ensemble mit ihren Leistungen.

Besonderes Lob gebührt auch den Chören, die mit beeindruckender Präzision und Ausdrucksstärke agierten. Die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor unter der Choreinstudierung von Huw Rhys James sowie der Kinderchor der Salzburger Festspiele und des Theaters trugen wesentlich zum Erfolg der Aufführung bei.
Dirigent Maxime Pascal erwies sich als wahrer Maestro, der Musiker, Sänger und Chöre zu brillanten Höchstleistungen anspornte. Seine souveräne Leitung der Wiener Philharmoniker verleiht der Musik eine Vielfalt an Facetten, die von kammermusikalischen Szenen bis zu den gewaltigen Chorsätzen reicht. Die Musik Martinůs erreicht unter Pascals Leitung ihren Höhepunkt.