Was die Vorarlberger von der Bargeld-Diskussion halten

VN / 15.08.2023 • 18:25 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Das Thema Bargeld sorgt für Gesprächsbedarf. <span class="copyright">VN/HGR</span><span class="copyright"></span>
Das Thema Bargeld sorgt für Gesprächsbedarf. VN/HGR

Soll Bargeld ein Verfassungsrecht in Österreich werden? Die Debatte über Tradition und Technologie spaltet das Land.

Von Hannah Gradischar

Bregenz, Dornbirn, Feldkirch Die Frage spaltet die Vorarlberger und die ÖVP selbst. Soll Bargeld in der Verfassung verankert werden? Einerseits stehe Bargeld für ein Symbol der Freiheit und Anonymität. Viele sehen darin andererseits ein Ablenkungsmanöver von Bundeskanzler Karl Nehammer. Der hatte diese Diskussion schließlich aufgebracht.

Hintergrund der Forderung ist das Vorhaben der EU, eine Obergrenze für Bargeldzahlungen von 10.000 Euro zu setzen. Zudem hat die EU-Kommission einen Vorschlag für einen digitalen Euro als Ergänzung zum Bargeld vorgelegt. Die VN haben sich umgehört: Was halten die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger von der Debatte? Sind sie eher Bar- oder Kartenzahlende?

Katharina findet, der Bundeskanzler sollte sich um wichtigere Dinge kümmern.<span class="copyright">vn/hgr</span>
Katharina findet, der Bundeskanzler sollte sich um wichtigere Dinge kümmern.vn/hgr
In ihrer Geldtasche sieht es in Sachen Bargeld eher mager aus. Um einen besseren Überblick zu behalten, bezahlt sie meistens mit der Karte. <span class="copyright">vn/hgr</span>
In ihrer Geldtasche sieht es in Sachen Bargeld eher mager aus. Um einen besseren Überblick zu behalten, bezahlt sie meistens mit der Karte. vn/hgr

Ich glaube, es gibt im Moment größere Probleme, als das Recht auf Bargeld in die Verfassung zu bringen. Als Kanzler sollte sich Nehammer gerade um andere Sachen kümmern. Klimakatastrophe, Flüchtlingsströme oder psychische Gesundheit, da gibt es so viel, auf das man ein Auge werfen sollte. Ich sehe einfach den Sinn dahinter nicht. Ich zahle alles, was geht, mit Karte, weil ich dann online einen Überblick über meine Finanzen habe. Mit Bargeld ist es so: Da hebe ich mal 50 Euro ab, schaue auf meine Rechnung und weiß nicht, wofür ich es ausgegeben habe. Ich bin auch kein Fan von Trinkgeld. Meiner Meinung nach sollte eher der Arbeitgeber einen gerechten Lohn zahlen, damit es das Trinkgeldsystem nicht braucht.

Katharina, 25, aus Dornbirn
Christian Pewny sieht im Bargeld eine gewisse Freiheit und hat auch immer Bares dabei.<span class="copyright">vn/hgr</span>
Christian Pewny sieht im Bargeld eine gewisse Freiheit und hat auch immer Bares dabei.vn/hgr

Das Bargeld ist etwas Wichtiges. Es gehört als Zahlungsmittel dazu und es ist für jeden eine gewisse Freiheit. Was ich gehört habe, ist es EU-rechtlich auch ein Thema und wenn es in die Verfassung passt, soll es dort hinein. Im Alltag zahle ich mit beidem, Bargeld und Karte. Normalerweise habe ich 200 bis 300 Euro in der Geldtasche. Die kleinen Münzen sollte man nicht abschaffen, weil die brauchen wir ja auch für jeden Automaten und wenn du irgendetwas Kleines erledigen willst. Und dann hast du auch etwas zum Weitergeben.

Christian Pewny, 56, aus Salzburg
Luka befürwortet die Verankerung des Bargelds in der Verfassung. <span class="copyright">vn/hgr</span>
Luka befürwortet die Verankerung des Bargelds in der Verfassung. vn/hgr
In Lukas Geldtasche sind 10 Euro, viele Quittungen ... <span class="copyright">vn/hgr</span>
In Lukas Geldtasche sind 10 Euro, viele Quittungen ... vn/hgr
... und Kupfermünzen. <span class="copyright">vn/hgr</span>
... und Kupfermünzen. vn/hgr

Die Europäische Zentralbank möchte ja den digitalen Euro einführen und das finde ich furchtbar. Da kann man uns komplett kontrollieren, und da ist Bargeld schon das Einzige, was uns davor schützt. Wir müssen das auch in die Verfassung bringen, sonst bringt es nichts auf europäischer Ebene. Dann muss sich Österreich fügen. Wenn das Recht auf Bargeld in unserer Verfassung ist, dann können wir etwas sagen. Das Mittagessen und so Sachen zahle ich mit dem Handy, also Apple Pay, aber es gibt schon so Geschäfte, bei denen ich lieber mit Bargeld bezahle. Da will ich nicht, dass die Bank weiß, dass ich dort bin. Ich finde aber, Münzen unter 5 Cent braucht es nicht unbedingt. So etwas existiert in der Schweiz auch nicht.

Luka, 19, aus Dornbirn
Jennifer ist kein Fan von Kupfermünzen und könnte gut ohne sie leben. <span class="copyright">vn/hgr</span>
Jennifer ist kein Fan von Kupfermünzen und könnte gut ohne sie leben. vn/hgr

Nur Bares ist Wahres. Das kannst du nicht einfach verschwinden lassen. Für mich ist wirklich Bargeld das Oberste. In meinem Alltag zahle ich auch hauptsächlich bar. Ob es in die Verfassung muss? Wahrscheinlich. Darüber habe ich mir aber noch kaum Gedanken gemacht. Das Kupferzeug bräuchte man aber nicht unbedingt, die 10 und 20 Cent brauchen wir leider noch, aber das Kupfer kann weg. Das ist eh viel zu schwer.

Jennifer, 30, aus Lauterach
Josef sieht die Bargeld-Debatte als ein populistisches Werkzeug des Bundeskanzlers.<span class="copyright"> vn/hgr</span>
Josef sieht die Bargeld-Debatte als ein populistisches Werkzeug des Bundeskanzlers. vn/hgr

Also ich bin der Meinung, das muss nicht in die Verfassung, weil überhaupt keine Notwendigkeit besteht. Ich finde das populistisch. Das Bargeld wird ja überhaupt nicht abgeschafft. Die Leute sollen auch nicht glauben, dass das jetzt in die Verfassung muss. Ich habe letztens eine interessante Karikatur gesehen: Was nützt mir es, wenn das Bargeld in der Verfassung ist, es muss in meine Geldtasche. Ohne Bargeld gehe ich aber nie auf den Weg. Wenn die Beträge ein bisschen höher sind, dann zahlt man wieder mal mit der Karte und dann wieder bar. Ich selbst zahle ungefähr 50 Prozent mit der Karte und 50 Prozent mit Bargeld. Mit der Karte ist es aber einfach fein.

Josef, 77, aus Feldkirch
Alex Yakimov versteht, dass für ältere Menschen Zahlungen mit dem Handy oder der Smartwatch nicht immer einfach sind. <span class="copyright">vn/hgr</span>
Alex Yakimov versteht, dass für ältere Menschen Zahlungen mit dem Handy oder der Smartwatch nicht immer einfach sind. vn/hgr

Ich denke, die virtuelle und mobile Zahlung ist sehr nützlich. Wenn du ins Ausland gehst, kannst du nicht beklaut oder abgezogen werden. Ich liebe aber auch die alte Form des Papiergeldes. Es ist zwar nicht so praktisch, aber es war immer schon da. Auch alte Leute kennen sich besser aus damit. Zahlungen mit Handy oder Smartwatch sind etwas für unsere Generation und manche Leute verstehen das nicht und die Meinung der Älteren müssen wir auch respektieren. Ich zahle, außer beim Einkauf, immer mit Karte. Deshalb habe ich auch nie Bargeld dabei. Der einzige Nachteil dabei sind die Zinsen, die man zahlen muss. Ich bin auch dafür, die Kupfermünzen abzuschaffen und alles auf- oder abzurunden. Nur zum Sparen finde ich die kleinen Münzen super, da bekommst du am Ende des Jahres quasi einen Teil des Geldes zurück. Das ist cool!

Alex Yakimov, 25, aus Bregenz