Im Auftrag der Natur

Emil Fleisch und Sebastian Wit sind als Bergsport-Ranger im Montafon unterwegs.
Silbertal Gaschurn Immer schön freundlich sein, lautet ihre Devise. Mit der Brechstange, wissen Emil Fleisch (69) und Sebastian Wit (34), geht gar nichts, denn bei der Bewegungsfreiheit im Naturraum scheiden sich sehr oft die Geister. „Dabei ist gerade in stark frequentierten und sensiblen Gebieten eine Besucherlenkung wichtig“, sagt Fleisch. Montafon Tourismus versucht es jetzt mit Bewusstseinsbildung durch Aufklärung. Da kommen Emil Fleisch und Sebastian Wit ins Spiel. Als Bergsport-Ranger sind sie seit einigen Wochen überall dort unterwegs, wo sich Bergfreunde, ob auf Schusters Rappen oder mit E-Mountainbike, zuhauf tummeln, etwa am Wiegensee oberhalb von Partenen. Dort sieht Emil Fleisch ein- bis zweimal pro Woche nach dem Rechten. Der langjährige Waldaufseher ist in Kooperation mit der Gemeinde Gaschurn angestellt. Die Antwort auf eine Anfrage, ob er den Ranger-Job machen möchte, ließ nicht lange auf sich warten: „Es ist schön, auf die alten Tage noch eine solche Aufgabe zu bekommen“, merkt er schmunzelnd an. Ihm liegt die Natur am Herzen. „Das Europaschutzgebiet Wiegensee ist ein schöner Platz“, unterstreicht Emil.

Reden statt telefonieren
Einen Beitrag zu seinem Erhalt leisten zu können, stimmt ihn zufrieden. Er klärt die Besucher zum Thema Naturschutz und zu den damit verbundenen Bestimmungen auf. Er verweist auf das Wegegebot und darauf, dass Hunde an die Leine müssen. Er leiht seinen Feldstecher, den er immer bei sich trägt, an Gäste aus, wenn diese Ausschau nach Gamswild halten wollen. Was Emil Fleisch nicht mag, sind Drohnen über dem See. Doch selbst da behält der Gaschurner seine Contenance. „Wir müssen miteinander reden“, tippte er unlängst einem Drohnenpiloten höflich, aber bestimmt, auf die Schulter. Das Problem war schnell gelöst. „Die Leute sind dankbar für Informationen“, hat Fleisch festgestellt. Noch etwas registriert er sichtlich zufrieden: „Am Wiegensee gibt es keinen Handyempfang. Da telefonieren die Leute nicht, da reden sie.“ Und das ist ganz im Sinne des Bergsport-Rangers.

Stammtisch-Thema
Sebastian Wit ist im ganzen Montafon unterwegs, hauptsächlich jedoch auf Bikerouten. „Der Großteil der Personen nimmt meine Informationen dankbar an, denn oft führt schlicht Unwissenheit zu Missverständnissen“, sagt Wit. Was er auch festgestellt hat: Seit es den Bergsport-Ranger gibt, wird über Naturschutz und Besucherlenkung mehr geredet, sogar am Stammtisch. „Ein gutes Zeichen“, befindet der gebürtige Sachse, der seit acht Jahren im Silbertal wohnt. Einem ersten Job als Liftbediensteter folgte eine Ausbildung zum Snowboardlehrer und ein Engagement als Verteidiger beim FC Silbertal. Beim Gemeindeamt stieß er auch auf den Aushang, in dem die Stelle eines Bergsport-Rangers beschrieben war. Der ausgebildete Wanderführer bewarb sich und bekam sie. Sebastian machte sein Hobby quasi zum Beruf. Drei bis vier Tage in der Woche ist er nun in besonders hoch frequentierten Wander- und E-Mountainbike-Gebieten unterwegs, um zu sensibilisieren. Positive Aufklärungsarbeit statt Verbote, heißt der Auftrag.

Das Unternehmen basiert auf der Initiative „Naturverträglicher Bergsport im Montafon“. Ihre Anstellung soll bestehende Spannungsfelder im Bereich Natur und Bergsport in der Region entschärfen, um auf diese Weise tragbare Lösungen für alle Nutzergruppen zu finden.

Zur Person
Emil Fleisch
Alter: 69
Wohnort: Gaschurn
Werdegang: 40 Jahre als Waldaufseher bei der BH Bludenz angestellt, inzwischen Pensionist und als Ranger im Bereich Wiegensee tätig
Familie: 2 erwachsene Kinder, 4 Enkel

Zur Person
Sebastian Wit
Alter: 34
Wohnort: Silbertal
Beruf: Snowboardlehrer, Wanderführer
Familie: Freundin und Hund „Luna“



