Bergsport und Alpingeschichte

Die diesjährige Sommerausstellung der Stadt Bludenz ist der historischen Entwicklung des Alpenvereins Vorarlberg gewidmet.
Bludenz “Mit der Sommerausstellung der Stadt Bludenz wird seit acht Jahren immer ein historisches Thema vor den Vorhang geholt. Heuer präsentieren wir im Kunstraum Remise ‚Bludenz und der Alpenverein‘. Anlass ist das 150-jährige Jubiläum des Zusammenschlusses des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, der damals größten Bergsteigervereinigung Europas.
“Die Versammlung fand im damaligen Schützenhaus in Bludenz statt“, erklärt Stefan Stachniß, Stadtarchivar von Bludenz, die Grundidee der aktuellen Ausstellung. Der wissenschaftliche Kurator Christof Thöny, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte des Skisports und des Alpinismus beschäftigt, hat die Ausstellung kuratiert und die Texte verfasst. Gemeinsam mit Nikola Bartenbach und Stefan Kirisits erfolgte die grafische und gestalterische Umsetzung. „Ich freue mich, Teil dieses Prozesses zu sein und Wissen über die Geschichte der Stadt und der Region zu vermitteln“, so Stefan Stachniß weiter.

Bludenz spielt in der Geschichte des Vorarlberger Alpenvereins eine wichtige Rolle. Schon in den Anfangsjahren der 1869 gegründeten Sektion, die damals noch dem Deutschen Alpenverein angehörte, war Bludenz eine wichtige Anlaufstelle für Bergsteiger. „Es ist ein interessantes Jubiläum, das in eine Zeit zurückführt, die noch von Nationalismen wie dem großdeutschen Gedanken geprägt war. Der 1862 in Wien gegründete Österreichische Alpenverein war noch sehr zentralistisch organisiert und ließ die Gründung von Sektionen nicht zu. Durch die Eingliederung in den Deutschen Alpenverein floss auch viel privates Geld von hohen Beamten, Adeligen und Industriellen in die Entwicklung des Tourismus in Österreich“, erklärt Andreas Schmidt, Obmann des Vorarlberger Alpenvereins. Mitglieder der Industriellenfamilie Gaßner zählten beispielsweise zu den wichtigsten Pionieren des Alpinismus in Vorarlberg. Sie waren es auch, die auf der Pfannenknechtalpe eine Hütte als Unterkunft für Wanderer eröffneten. Hütte und Grund wurden 1927 dem Alpenverein geschenkt, woraus die heutige Fraßenhütte entstand.
Mit der Eröffnung der Eisenbahn konnten Touristen ab 1872 bequem nach Bludenz reisen, um Bergtouren in der Umgebung zu unternehmen. Dies festigte den bergsteigerischen Ruf der Alpenstadt, in der sich auch die Geschäftsstelle des Vorarlberger Alpenvereins befand. Der Deutsche und der Österreichische Alpenverein bestanden als Zusammenschluss bis 1938. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die nationalen Alpenvereine neu gegründet. „Negative Punkte wie Antisemitismus und politische Verirrungen während des Nationalsozialismus wurden vom Alpenverein gründlich aufgearbeitet. Der Alpenverein ist parteipolitisch völlig unabhängig. Wir sind offen für alle Bergsportbegeisterten, unabhängig von Hautfarbe, Religion oder politischer Einstellung. Wichtig ist uns nur ein respektvoller Umgang mit der Bergwelt“, so Andreas Schmidt. Die Sommerausstellung ist nicht nur dem denkwürdigen Ereignis von 1873 gewidmet, sondern wirft auch einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung des Alpenvereins in Vorarlberg. Historische Bilder, Dokumente und Objekte sollen dies veranschaulichen. „Bei der Gestaltung der Ausstellung haben wir uns auf wenige, aussagekräftige Exponate konzentriert, die jeweils eine eigene Geschichte zu erzählen haben. Alles, was mit Bergsport zu tun hat, sind Gebrauchsgegenstände. Wenn sie kaputt gehen, kauft man neue und bewahrt die alten, abgenutzten nicht mehr auf. Es ist ein Glücksfall, dass wir auf private Alpinismus-Sammlungen wie jene von Richard Walch zurückgreifen konnten“, so Stefan Kirisits. BI
Kunstraum Remise in Bludenz
Dauer der Ausstellung: 18. August bis 3. September 2023