Diese Gefahr geht vom Wolf aus und so wollen die Vorarlberger dagegen vorgehen

Beim Pressefoyer haben sich Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrat Christian Gantner erklärt.
Bludenz, Bregenz Der Wolf ist ein Problem. Und das wird weiter zunehmen. Diesen Eindruck haben Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), Landwirtschafts-Landesrat Christian Gantner (ÖVP) und der Landeswildökologe Hubert Schatz bei einer Presserunde am Dienstag vermittelt. Sie sind froh über den Entnahmebescheid für den Schadwolf im Raum Klostertal/Silbertal. Erledigt dürfte das Thema damit aber nicht sein.
Er ist männlich, mutmaßlich aus Italien und allein unterwegs. Seit April hat ein Wolf in Vorarlberg für Aufregung gesorgt. Mehrere Nutztierrisse sind offenbar ihm zuzuschreiben. Seit Ende vergangener Woche, nachdem in Klösterle zwei Schafe gerissen wurden, darf der Wolf erlegt werden. „Die Schonvorschrift ist aufgehoben”, sagt Schatz. Allerdings nur für ein konkretes Gebiet im Bezirk Bludenz und das bis 15. Oktober.
Erleichterung über Bescheid
Die Verantwortlichen sind erleichtert, dass der Bescheid erlassen wurde, und bedanken sich bei der Bezirkshauptmannschaft Bludenz. „Wenn der Bescheid bekämpft wird, werden wir auch gesetzlich dagegen vorgehen”, kündigt Wallner an. Das helfe nicht weiter. Schließlich soll durch die Entnahme eines Problemwolfs verhindert werden, dass in Zukunft alle Wölfe verteufelt werden. „Tatenlos zuzusehen, wäre falsch gewesen”, sagt Gantner.

Wallner erklärt, dass davon ausgegangen werden müsse, dass diese Thematik die Vorarlberger weiter beschäftigen wird. „Die Situation um uns herum ist besorgniserregend.” Im Schweizer Kanton Graubünden zum Beispiel leben heuer 14 Wolfsrudel. Vor einem Jahr waren es noch sieben. Und auch im Trentino wächst die Wolfspopulation stetig. Von über 1000 Tieren ist die Rede. Schatz fordert daher Maßnahmen in den Quellländern, um die Abwanderungsrate zu minimieren. Denn, wenn zu viele Wölfe auf einem Haufen sind, weichen sie auf andere Gebiete aus. Und genau das ist die Sorge der Vorarlberger.
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Wallner und Gantner ist es aber wichtig zu betonen: „Wir bekämpfen den Wolf nicht und es geht auch nicht darum, ihn auszurotten.” Aber: „Der Schutz der Alpwirtschaft und der Schutz der Bevölkerung gehen vor.” Die Alpwirtschaft sei laut Gantner in Gefahr. Und die spielt für Vorarlberg eine große Rolle. Die 520 Alpen machen die Hälfte der Vorarlberger Nutzfläche aus. Zunehmend bewege das Thema aber auch Jagdgebiete, die Forstwirtschaft, Hundehalter und Touristen.
Sorgen der Menschen wachsen
Die Sorgen der Menschen wachsen. Schatz berichtet, dass er schon mehrere Anfragen bekommen hätte, ob Kinder noch sorglos im Garten spielen können oder man im Wald Schwammerl suchen kann. „Eine unmittelbare Bedrohung durch Wölfe für den Menschen gibt es nicht”, beruhigt der Wildökologe. Es gebe keine Hinweise für Angriffe auf Menschen. Aber: „Der Wolf ist und bleibt ein Raubtier.”

Darum ist die Landesregierung auch darauf bedacht, ihren Handlungsspielraum zu festigen. „Wir müssen weg von der Ohnmachtssituation, hin zu raschen Entscheidungen”, fordert Wallner. An einer gewissen Art der Regulierung werde man nicht vorbeikommen. Aktuell sei die Rechtslage aber unzufriedenstellend.

Sollten per Bescheid bewilligte nötige Ausnahmen von Schonvorschriften und Artenschutz beeinsprucht und dadurch verzögert werden, müsse man im gesetzlichen Weg eine Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes erwirken, sind sich Wallner und Gantner einig. Insbesondere erfordere die über 30 Jahre alte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU eine unverzügliche Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten, um die Entnahme von Schad- beziehungsweise Problemwölfen zukünftig rasch und unbürokratisch zu ermöglichen.