“Achterbahn der Gefühle”: Junglehrerin berichtet vom Schulalltag

Nicole Zech ist eigentlich noch Studentin, doch hat schon Erfahrungen als Lehrkraft gesammelt.
Darum geht’s:
- Nicole Zech, eine junge Lehrerin, berichtet vom Schulalltag
- Sie sammelt Erfahrungen als Lehrkraft während ihres Studiums
- Zech empfindet die Arbeit mit Kindern als begeisternd und interessant
Bregenz Die Schultaschen sind gepackt, die Jause vorbereitet. Für tausende Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte wird es ab Montag wieder ernst. Der Schulstart in Vorarlberg steht an. Für Nicole Zech (24) aus Hohenems wird es der erste in einer neuen Rolle. Sie ist Lehrerin am Bundesgymnasium Blumenstraße in Bregenz.
“Ich freue mich”, sagt sie mit einem Strahlen im Gesicht. “Durch den Stundenplan kommt einfach wieder eine Routine in den Alltag. Man hat seine klaren Aufgaben und es ist natürlich immer wieder spannend, mit Kindern zu arbeiten.” Da sei kein Tag wie der andere. Ganz ohne Vorerfahrung geht die 24-Jährige schließlich doch nicht in den ersten Schultag.
Schule und Studium
Im vergangenen Schuljahr unterrichtete sie ab Oktober bereits eine 2. und eine 3. Klasse in der Unterstufe. Über einen Bekannten war der Kontakt zum Gymnasium an der Blumenstraße entstanden. Schneller als erwartet stand sie dann vor der Klasse. Eigentlich ist Zech nämlich noch Studentin – auch in diesem Jahr.

Doch der Mangel an Lehrkräften macht erfinderisch. Also sprang Zech für eine Kollegin in Karenz ein, übernahm sieben Wochenstunden in Bregenz und studierte in Innsbruck weiter. Wenn alles nach Plan läuft, ist sie Anfang 2024 mit dem Studium fertig. Bis dahin müssen Studien- und Stundenplan genau aufeinander abgestimmt werden. “Das klappt gut, die Schule kommt mir da sehr entgegen”, sagt Zech.
Sie studiert Mathematik und Biologie auf Lehramt. “Ich bin schon ziemlich weit und muss nicht mehr viele Kurse belegen.” Also geht sich die Doppelbelastung zeitlich aus. Für Zech die perfekte Option, um den Job kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. “Ich bin wirklich froh, dass ich das so gemacht habe, weil es zum Start schön übersichtlich ist.” Mit dem Studium fertig zu sein und direkt mit einer vollen Lehrverpflichtung anzufangen, könnte sie sich nur schwer vorstellen. “Ich glaube, es hätte mich einfach erschlagen, weil dann so viel auf einen zukommt”, erzählt sie.

Studierende am Anfang der Ausbildung würde sie nicht ins kalte Wasser werfen. Aber an ihrem Zeitpunkt des Studiums hatte sie bereits alle pädagogischen Kurse abgeschlossen. Von daher sieht sie kein Problem darin. Ein Mentor wurde ihr zur Seite gestellt und auch die anderen Lehrkräfte seien immer ansprechbar gewesen. “Wir haben hier ein super Kollegium, jeder hat geholfen”, sagt Zech.
Viel Verantwortung
Dann ging es los. “Die ersten Tage waren wie eine Achterbahn der Gefühle”, erzählt die 24-Jährige. Immerhin musste sie nun allein über Noten entscheiden, die Zukunft der Kinder lag ein Stück weit in ihrer Hand. Heftig sei auch der erste Elternsprechtag gewesen. Das war nicht leicht. Doch Zech wuchs mit ihren Aufgaben. “Ein paar Sachen würde ich im Nachhinein anders machen”, sagt sie. Und auch im Hinblick auf das neue Schuljahr möchte sie ein paar Dinge im Hinblick auf Hausaufgaben und Lernzielkontrollen anpassen.
Dass Nicole Zech einmal Lehrerin wird, hat sich nicht schon als Kind abgezeichnet. In der Oberstufe stellte sich dann aber die Frage, wie es weitergeht. Eine Freundin entschied sich, Lehramt zu studieren, und Zech schloss sich an. Für Mathe hatte sie ohnehin nie lernen müssen und es war ihr auch immer leicht gefallen, anderen die Inhalte zu vermitteln. Biologie kam als zweites Lieblingsfach dazu. Im Ausschlussverfahren.

Mittlerweile geht sie in ihrem Job aber voll auf. “Begeisternd ist es immer wieder, wenn man sieht, es ist irgendwo ein Licht aufgegangen. Ich habe den Kindern wirklich etwas vermitteln können und es hat schon einen Sinn und Zweck, dass ich hier vorn stehe.” Zudem sei die Arbeit mit Kindern toll. Die Spontanität sei ein Faktor, der das Ganze interessant mache.
Dass es trotzdem einen Mangel an Lehrpersonen gibt, kann sie durchaus verstehen. Das Bild von Lehrkräften sei in der öffentlichen Wahrnehmung einfach kein Gutes – auch durch die Medien. Dazu kommt, dass die Studienzeit auf vier Jahre angehoben wurde. Das schreckt ab.

Vergangene Woche herrschte an der Blumenstraße schon viel Betrieb. Wiederholungsprüfungen und Konferenzen standen an. Zech startet in das neue Schuljahr wieder mit ihren beiden Klassen, die nun in der 3. und 4. sind. Sechs Wochenstunden unterrichtet sie Mathematik – und setzt alles daran, dass den Kindern viele Lichter aufgehen.