Gebete und kleine weiße Särge

Stiller Protest gegen Abtreibungen im Landeskrankenhaus Bregenz.
Bregenz Die Geschäftigkeit des Montagmorgens hatte so gar nichts mit dem Anlass gemein, für den rund 80 Frauen und Männer auf die Straße gingen. Sie hatten sich mit Bannern und Plakaten vor dem Landeskrankenhaus Bregenz postiert, um auf stille Weise gegen Abtreibungen im Spital zu demonstrieren. Hintergrund der Aktion war die Ankündigung von Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, im LKH Bregenz eine Privatordination zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen einrichten zu wollen, weil der Umbau der ursprünglich geplanten Räumlichkeiten im ehemaligen Personalwohnheim zu teuer gewesen wäre bzw. zu lange gedauert hätte.
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Petition gestartet
Zudem wird die Thematik morgen, Mittwoch, im sozialpolitischen Ausschuss des Landtags behandelt. Im Vorfeld riefen verschiedene Organisationen aber nicht nur zur Mahnwache auf, sondern trugen im Anschluss daran auch eine Petition ins Landhaus. Adressat: Landeshauptmann Markus Wallner. Darin wird er aufgefordert, ein Machtwort zu sprechen und an den Satz erinnert: „Es ist mir wichtig zu betonen, dass es weiterhin keine Abtreibungen in den Vorarlberger Krankenhäusern geben wird.“ Die Petition wurde von bislang rund 5900 Personen unterschrieben.

Während sich der Alltag im und rund um das Spital Bahn brach, blieben die Demonstranten leise murmelnd ins Gebet vertieft. Kleine weiße Särge symbolisierten die Schwere des Anliegens, das jüngere Personen ebenso berührte wie ältere. „Mir ist wichtig, dass in den Spitälern Leben verlängert oder Leid gelindert, aber nicht Leben beendet wird“, begründete Lukas aus Feldkirch seine Teilnahme an der Mahnwache. Ihm gehe es darum, die wehrlosesten Menschen zu schützen, und das seien jene im Mutterleib. Gaby reiste extra aus Lindenberg im Allgäu an. Sie stehe hier, um auch auf die Nöte von Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch hinzuweisen: „Was diese Frauen danach mitmachen, darüber spricht niemand.“

Anonyme Motiverfassung
In kurzen Statements untermauerten Vertreterinnen und Vertreter der organisierenden Vereine ihre Forderung, in Spitälern keine Abtreibungen zuzulassen. „Bei einer Abtreibung handelt es sich um keine Gesundheitsleistung“, betonte etwa Gabriela Huber von „Jugend für das Leben“. Für Christoph Alton, stellvertretender Obmann der „Plattform für das Leben Vorarlberg”, ist es selbst dann Abtreibung im Spital, wenn eine Frau dafür den offiziellen Krankenhaus-Eingang benützen muss, um zur Privatordination zu gelangen. Jürgen Mathis, Lebensschutzbeauftragter der Diözese Feldkirch, erklärte: „Echte Hilfe setzt voraus, dass die tatsächlichen Nöte gesehen und wahrgenommen werden.“ Das sei aber oft nicht der Fall. Mathis hält deshalb eine anonyme Motiverfassung für dringend nötig, dann sei eine gezielte und gute Unterstützung von Frauen und Paaren besser möglich. Tamara Todorovic von CitizenGO, einer Non-Profit-Organisation, die sich für das Leben, die Familie und die Freiheit einsetzt, gab zu bedenken: „Freiheiten hören dort auf, wo sie die Rechte von anderen Menschen bedrängen oder einschränken.“ Dass Frauen oft zu einer Abtreibung gedrängt würden, davon berichtete Marlies Pal vom Verein „Miriam“. Dies stelle sie in der Begleitung von Frauen immer wieder fest. Pal: „In unserer Gesellschaft braucht es ein neues Ja zu Kindern.“

Im Austausch
Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher antwortete auf VN-Anfrage: „Wir leben in einem Land der freien Meinungsäußerung. Es steht allen Personen offen, ihre Sichtweise zu verschiedenen Themen, so auch zum Schwangerschaftsabbruch, öffentlich kund zu tun. Wir stehen sowohl mit Gruppierungen, die einen Schwangerschaftsabbruch kritisch sehen, als auch mit Befürwortern eines Angebots und Betroffenen im laufenden Austausch und hören diese Stimmen.“

