Militärkommando in der Transformation: Darauf kommt es in Zukunft an

VN / 20.09.2023 • 16:35 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Militärkommando in der Transformation: Darauf kommt es in Zukunft an
Gunther Hessel und Erwin Fitz sprachen über die Bilgeri-Kaserne. VN/Paulitsch, Vorarlberger Landesbibliothek

Zur Jubiläumsfeier sprachen Gunther Hessel und Erwin Fitz über die Vergangenheit und Zukunft des Vorarlberger Militärkommandos.

Bregenz Das Vorarlberger Militär hat Grund zu feiern – und das gleich aus zwei Gründen. Das Militärkommando gibt es heuer nämlich seit 60 Jahren. Die Bilgeri-Kaserne in Bregenz wurde gar vor 160 Jahren eröffnet. Aktuelle positive Entwicklungen, aber auch Herausforderungen begleiten die Feierlichkeiten.

„Das Militärkommando befindet sich in einer Transformation“, sagt Erwin Fitz, Oberst im Ruhestand. Schließlich war vor 60 Jahren, zur Gründung des Kommandos, der „Kalte Krieg“ auf dem Höhepunkt. Wenige Kilometer vor Österreichs Ostgrenze waren die ersten Panzerreihen stationiert. Zu Beginn wurde das Vorarlberger Militärkommando noch aus dem Tirol geleitet. Doch das änderte sich schnell.

Transformation des Militärs

Heute stehen für das Vorarlberger Militärkommando andere Aufgaben im Vordergrund. Vor allem Schutzoperationen als Kernaufgabe der Landesverteidigung, also Assistenzeinsätze zum Schutz der kritischen Infrastruktur und die Hilfeleistung bei Katastrophen, spielen eine wichtige Rolle. Für den sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz werden auch die Kräfte der Militärmusik bereitgestellt. Im Rahmen der Coronapandemie kam es dazu erstmals im größeren Rahmen. „Alle Einsatzvorbereitungen laufen aus meiner Sicht sehr gut“, sagt Brigadier Gunther Hessel.

Gunther Hessel und Erwin Fitz sprachen über Vergangenheit und Zukunft des Vorarlberger Militärkommandos.<span class="copyright"> VN/Paulitsch</span>
Gunther Hessel und Erwin Fitz sprachen über Vergangenheit und Zukunft des Vorarlberger Militärkommandos. VN/Paulitsch
Fitz trug dazu eine historische Uniform eines Obersts der Kaiserjäger. Diese waren zu Zeiten der Donaumonarchie die Vorläufer der Gebirgsjäger. Auch der Namenspate der Oberst-Bilgeri-Kaserne in Bregenz gehörte zu den Kaiserjägern.<span class="copyright"> VN/Paulitsch</span>
Fitz trug dazu eine historische Uniform eines Obersts der Kaiserjäger. Diese waren zu Zeiten der Donaumonarchie die Vorläufer der Gebirgsjäger. Auch der Namenspate der Oberst-Bilgeri-Kaserne in Bregenz gehörte zu den Kaiserjägern. VN/Paulitsch

Zudem ist das Militärkommando mit der Blackout-Vorsorge betraut. „Unsere Vorbereitungen sind abgeschlossen, wir haben unsere Einsatzbereitschaft gemeldet“, berichtet Hessel. Zuvor war selbst die Kaserne nämlich nicht darauf ausgerichtet.

Gunther Hessel ist Brigadier des Vorarlberger Militärkommandos.<span class="copyright"> VN/Paulitsch</span>
Gunther Hessel ist Brigadier des Vorarlberger Militärkommandos. VN/Paulitsch
Die Bilgeri-Kaserne in Bregenz. <span class="copyright">Vorarlberger Landesbibliothek</span>
Die Bilgeri-Kaserne in Bregenz. Vorarlberger Landesbibliothek

Auch für den Fall eines militärischen Ernstfalls ist das Vorarlberger Militärkommando gewappnet. „In der Krise weiß ich die Fähigkeiten von vier Brigaden des gesamten Bundesheeres hinter mir“, lobt Hessel die derzeit sehr gute österreichische Lösung von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bezüglich der Aufgabenteilung zwischen Brigaden und Militärkommanden. An andere Stelle hat er aber auch Kritik.

Die Kaserne wurde 1863 eröffnet. <span class="copyright">Vorarlberger Landesbibliothek</span>
Die Kaserne wurde 1863 eröffnet. Vorarlberger Landesbibliothek

Seiner Meinung nach sollte der aktuell auf sechs Monate ausgelegte Grundwehrdienst unbedingt verlängert werden, um dem Anspruch der Landesverteidigung gerecht zu werden. Österreich sei weltweit die einzige Nation, die auf Grundwehrdiener setzt, die weniger als acht Monate Wehrpflicht haben. „Das muss sich ändern“, fordert der Brigadier.

Entstehung der Bilgeri-Kaserne: Da die bestehenden Kasernen in Bregenz Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr dem Bedarf und der Zeit entsprachen, wurde 1860 ein Neubau ausgeschrieben. 1863 wurden ein Offizierspavillon und ein Gebäude für die Truppe fertiggestellt. Anschließend waren verschiedene Bataillone darin untergebracht und die Kaserne wurde fortlaufend erweitert. Seit 1963, also genau 100 Jahre nach der Eröffnung, ist die Kaserne die Heimstadt des Militärkommandos Vorarlberg. Benannt ist sie seit 1968 nach Kaiserjägeroffizier Georg Bilgeri aus Bregenz. Er war ein Pionier des alpinen Skilaufs und machte das Skifahren über das Militär hinaus populär.

1968 wurde die Kaserne von „Bregenzer Alpenjägerkaserne“ in „Bilgeri-Kaserne“ umbenannt. <span class="copyright">Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz </span>
1968 wurde die Kaserne von „Bregenzer Alpenjägerkaserne“ in „Bilgeri-Kaserne“ umbenannt. Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz
Zur Umbenennung gab es eine große Parade. <span class="copyright">Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz </span>
Zur Umbenennung gab es eine große Parade. Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz

Dazu kommen Personalsorgen im Bundesheer. Seien früher pro Jahr noch an die 400 junge Menschen ins Bataillon eingerückt, sind es heute nur noch 150. Die Zahlen dazu: Im Stellungsjahr 2022 waren 24 Prozent untauglich. Von den übrigen gingen über 55 Prozent zum Zivildienst und weniger als die Hälfte machten den Wehrdienst. Aus den wenigen Soldaten Berufskader zu generieren, sei naturgemäß schwierig.

Grundwehrdienst und Personalsorgen

Hessel sieht eine Begründung dafür auch in der Bezahlung. Da die Offiziere und Unteroffiziere österreichweit gleich bezahlt werden, kommen die Vorarlberger bei den aktuellen Wohn- und Lebenshaltungskosten natürlich schlecht weg.

Historische Bilder: Junge Männer beim Einrücken im Jahr 1958. <span class="copyright">Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz </span>
Historische Bilder: Junge Männer beim Einrücken im Jahr 1958. Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz

Am kommenden Samstag veranstaltet das Militärkommando Vorarlberg einen Tag der offenen Tür. Nach dem Festakt um 10 Uhr ist die Bregenzer Kaserne von 11 bis 17 Uhr für Interessierte geöffnet. Neben einem Blick hinter die Kulissen gibt es verschiedene militärische Attraktionen, Verpflegung aus der Truppenküche und Stationen für Kinder.

Die Kaserne als Postkartenmotiv. <span class="copyright">Vorarlberger landesbibliothek</span>
Die Kaserne als Postkartenmotiv. Vorarlberger landesbibliothek

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