Lust an Wissenschaft und Forschung

Sonntag In einer Zeit, in der die Zahl der Artenkenner ebenso zurückgeht wie die der Arten selbst, ist es ein wichtiges Ziel der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft, das Wissen über die Vielfalt der Natur zu bewahren und zu vermehren.
Die Entomologie beschäftigt sich mit der Insektenkunde, einer Wissenschaft, die leider allzu gerne ein wenig vernachlässigt wird. Die inatura Erlebnis Naturschau GmbH lud daher im vergangenen Herbst zu einem Forschercamp ins Gadental, einem Seitental des Großen Walsertals. Wissenschaftler, Fachleute und Studierende begaben sich im Rahmen dieses Projekts auf die Suche nach ausgewählten Insektenarten. In diesem abgegrenzten Gebiet wurden an bestimmten Standorten Belege beziehungsweise Nachweise der entsprechenden Gruppen und Arten gesammelt und gemeinsam bestimmt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Vermittlung von Sammelmethoden und -techniken. Durch das Forschercamp konnte auch ein erster Einblick in die Artenvielfalt des Gadentales, dessen Datenlage noch sehr dürftig ist, gewonnen werden.
Erst vor kurzem ist nun eine wissenschaftliche Publikation zur Aufarbeitung der Forschungsergebnisse erschienen. Der Biosphärenpark Großes Walsertal und die inatura Erlebnis Naturschau GmbH sehen sich im Auftrag, Grundlagenforschung in Vorarlberg zu betreiben.

Der taxonomische Schwerpunkt der Erhebungen des ersten Forschercamps gliederte sich in vier Blöcke, nämlich Bodentiere, Käfer, Nachtfalter und Spinnentiere. Der Schwerpunkt lag jedoch auf Bodentieren und Käfern. Bodentiere spielen eine wichtige Rolle in Nährstoffkreisläufen, bei der Kohlenstoffspeicherung, aber auch bei der Lockerung und Durchlüftung des Bodens. Waldökosysteme bieten eine Vielfalt an Lebensräumen im Boden wie die Bodenoberfläche, die Streuschicht sowie der Ober- und Unterboden und weisen daher oft eine große Diversität auf.

Die Forschung der inatura findet nicht im „luftleeren Raum“ statt. Dies bewies eindrücklich das Interesse und die Anwesenheit von Anna Weber, Geschäftsführerin Biosphärenpark Großes Walsertal, Andreas Beiser und Cornelia Peter, beide vom Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Umwelt- und Klimaschutz, Bregenz sowie Daniel Leissing, Natura-2000-Regionsmanagement, Dornbirn. Anna Weber hat Biologie in Wien studiert, sie sagt zum Forschercamp: „Die Partnerschaft zwischen dem Biosphärenpark Großes Walsertal und der renommierten Forschungseinrichtung inatura ist für uns von unschätzbarem Wert. Gemeinsam setzen wir wichtige Schritte in der Forschung und dem Erhalt unserer natürlichen Umgebung. Besonders freut mich natürlich, dass das erste Forschercamp in einer der Kernzonen des Biosphärenparks stattgefunden hat. Die Teilnahme daran zählt zweifellos zu den Highlights des Jahres 2022 für mich.“

Wissenstransfer ermöglichen
Und auch Anette Herberger, Teamleiterin Forschung bei der inatura Erlebnis Naturschau GmbH, zeigt sich begeistert: „Wir suchen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler. Es wird immer deutlicher, dass gerade in der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung die Zahl der Forscherinnen und Forscher stark zurückgeht. Wir sehen es daher als wichtiges Ziel, das Wissen über die Vielfalt der Natur zu bewahren und zu vermehren. Gemeinsam das Arteninventar ausgewählter biologischer Gruppen in einem abgegrenzten Gebiet erkunden und dokumentieren, Lehrende und Lernende vernetzen, sodass sie voneinander profitieren, Wissenstransfer zwischen den Forschergenerationen und daneben eine gute Portion Geselligkeit – das sind die Eckpfeiler unserer inatura-Forschercamps.“ Diese Zielsetzungen wurden beim Forschercamp erfolgreich umgesetzt. So führt Anette Herberger weiter aus: „Im Rückblick sind sich alle Beteiligten, Studierende wie Expertinnen und Experten, einig: Das inatura-Forschercamp im Gadental war eine Bereicherung im Biologenalltag, und einer Neuauflage steht nichts im Wege. Vielleicht dürfen wir ja in naher Zukunft jemanden aus dieser Gruppe als neue Expertin, als neuen Experten im Ländle begrüßen. Das inatura-Forschercamp sowie die nachfolgenden Bestimmungsarbeiten und die Berichtslegung wurden mit Mitteln des der inatura zu Verfügung stehenden Forschungsbudgets finanziert.“ BI