Reparaturbonus in zweiter Runde: Gegen die Wegwerfgesellschaft

Politik / 25.09.2023 • 18:05 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Reparaturbonus in zweiter Runde: Gegen die Wegwerfgesellschaft
Gabriela und Othmar Spielhofer kümmern sich in Schwarzach um die Kaffeemaschinen dieses Landes. K-M-S

Für den Reparaturbonus stehen bis 2026 rund 130 Millionen Euro zur Verfügung.

Schwarzach, Wien Othmar Spielhofer hält den Reparaturbonus für eine hervorragende Sache. In seinem Geschäft im Pfellerpark in Schwarzach verlängern seine Tochter Gabriela, die den Betrieb allmählich übernimmt, und er die Lebensdauer von Kaffeemaschinen. „Es gibt so viele gute Geräte, die sich noch reparieren lassen. Die Wegwerfgesellschaft wird eingedämmt“ betont Spielhofer.

Beim Kaffee-Maschinen-Service (K-M-S) handelt es sich um einen der Vorarlberger Partnerbetriebe für den Reparaturbonus des Klimaschutzministeriums. „Die Resonanz ist absolut positiv.“ In der Werkstatt von Spielhofer werden jeden Monat an die 120 bis 130 Maschinen repariert. Dabei handelt es sich aber um ein Nebengeschäft. Hauptsächlich werden Großkunden betreut.

“Es gibt so viele gute Geräte, die sich noch reparieren lassen. Die Wegwerfgesellschaft wird eingedämmt.”

Othmar Spielhofer, Kaffee-Maschinen-Service (K-M-S)

Mehrere Betrugsfälle

Seit Montag können Privatpersonen den Reparaturbonus jedenfalls wieder in Anspruch nehmen. Diesen gibt es schon etwas länger als ein Jahr. Im Juni waren aber mehrere Betrugsfälle aufgedeckt worden, bei denen Betriebe Reparaturen gefälscht und das Geld selbst eingestrichen haben. Nun gibt es nach einer Unterbrechung im Sommer strengere Sicherheitsvorkehrungen. Die Förderung wird direkt an Kundinnen und Kunden ausbezahlt und nicht mehr über die Betriebe abgerechnet.

Die Kunden müssen dafür die Reparaturen vorfinanzieren und bei der Beantragung des Bonus das Konto bekanntgeben, auf welches das Geld überwiesen werden soll. Die Geschäfte melden die Reparatur dann bei der Abwicklungsstelle ein. Sie sollen nicht auf persönliche Daten zugreifen können, es bleibt also anonym.

Reparaturbonus in zweiter Runde: Gegen die Wegwerfgesellschaft
Der Reperaturbonus wird vor allem für Handys und Smartphones genutzt, sagt das Klimaschutzministerium. APA/dpa/Britta Pedersen

Othmar Spielhofer sieht dadurch keinen Mehraufwand. Auch er findet die Änderung gut. „Damit lässt sich nicht mehr bescheißen. Auch wenn ich nicht verstehe, warum man etwas, das gut ist, bescheißen muss.“ Wie Eva Rosenberger, die im Klimaministerium für den Reparaturbonus zuständig ist, kürzlich auf Ö1 mitteilte, kommt das Geld im Idealfall nach vier bis sechs Wochen auf dem Konto an. Es könne vereinzelt aber auch etwas länger dauern.

Durch die Reparatur soll die Lebensdauer von Haushaltselektrogeräten, also etwa Smartphones, Waschmaschinen, Geschirrspüler und eben Kaffeemaschinen, verlängert werden. Pro Gerät gibt es einen Bon für eine Reparatur beziehungsweise Kostenvoranschlag. Es werden 50 Prozent der Reparaturkosten gefördert, maximal 200 Euro. Personen mit Hauptwohnsitz können den Bonus unter reparaturbonus.at beantragen.

130 Millionen Euro bis 2026

Für den Reparaturbonus stehen bis 2026 rund 130 Millionen Euro aus dem EU-Aufbau- und Resilienzfonds zur Verfügung. Bis zum Sommer sind bereits rund 700.000 Anträge gestellt worden, über 70 Millionen Euro sind ausbezahlt worden. Laut eines Sprechers von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) waren in der ersten Tranche in Vorarlberg 157 Reperaturbetriebe beteiligt, jetzt dürften es etwas weniger sein. „Dauerbrenner“ waren Smartphones und Handys, für die zuletzt rund 300.000 Reparaturanträge gestellt wurden, dahinter folgen klassische Haushaltsgeräte. Wie etwa die Kaffeemaschinen: Einige der 56.000 österreichweit reparierten Maschinen gingen durch die Hände von Othmar Spielhofer und seiner Tochter.

Reparaturbonus in zweiter Runde: Gegen die Wegwerfgesellschaft
Der Reparaturbonus ist ein Projekt aus dem Klimaschutzministerium von Leonore Gewessler. APA/Helmut Fohringer

Die Wirtschaftskammer spricht von einer Erfolgsgeschichte. „Der Reparaturbonus holt die verantwortungsvollen Reparaturbetriebe vor den Vorhang“, hält Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, in einer Aussendung fest. Deshalb sei es wichtig gewesen, die Sicherheitslücken zu schließen und eine missbräuchliche Verwendung zu verhindern.

Mitarbeit: Maximilian Werner