Der Himmel über Bregenz

Ruben Aubrecht stellt im Foyer des Theater Kosmos aus.
Bregenz Unter dem Titel „same same but different“ präsentiert der Bregenzer Künstler Ruben Aubrecht, begleitend zur aktuellen Produktion „möwe / retweeted“ von Sina Heiss im Foyer des Theater Kosmos seine neueste Arbeit. Der Ausdruck „same same but different“ ist eine Redewendung und stammt aus dem Thinglish (Thai-Englisch) und wurde ursprünglich für gefälschte Kleidung und Produkte wie Handys, Armbanduhren (Raubkopien) etc. verwendet, die optisch dem Original zwar sehr nahekommen, aber Fälschungen bzw. Plagiate sind. Mittlerweile ist die Phrase international weit verbreitet und wird umgangssprachlich für vieles andere unter anderen auch für die „Lady-Boys“ in Thailand verwendet. Sie sehen optisch aus wie Frauen, sind aber Männer, was auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist.

Auf dem Weg mit seiner Familie nach Lissabon kam Aubrecht die Idee zu „same same but different“. Zuerst waren es die Zypressen, die ihm ins Auge stachen, die Zypressen Italiens, Frankreichs, Spaniens, Portugals, immer dieselben, aber der Himmel über ihnen, immer der gleiche. So kam es, dass Aubrecht sein Fotoarchiv durchforstete und sich für den Himmel über verschiedensten Städten entschied. Der Himmel über Barcelona bis hin zum Himmel über Zürich, aber auch der Himmel über Bregenz ist in Aubrechts Portfolio zu finden. 24 Städte, in denen Aubrecht den Himmel abgelichtet hat. Dreizehn Himmel-Druckgrafiken im Format 50 x 70 cm sind an den Wänden des Foyers im Theater Kosmos zu sehen. 24 Himmel gibt es in einer vor Ort erhältlichen Postkartenedition. Die nahezu monochrom wirkenden Bilder, unterscheiden sich nur minimal in ihren Farbschattierungen von Blass- bis Nachtblau. Es sind Abbildungen eines wolkenlosen, strahlend blauen Himmels, der sich überall auf der Welt gleicht – sei es in Mexiko City, Istanbul, New York oder Bregenz. „Es ist gar nicht so einfach, immer zur richtigen Zeit am falschen Ort zu sein“, steht auf der Fahne geschrieben, die Ruben Aubrecht in Händen hält.

Ob wir nun wachen oder schlafen, es ist niemals derselbe, aber immer der gleiche Himmel, den wir über uns haben. Wir haben nun mal nur dieses eine Firmament. Den feinen Unterschied von „das Gleiche“ und „dasselbe“ hat uns bereits der altgriechische Philosoph Heraklit von Ephesus anschaulich in den „Flussfragmenten“ erklärt. „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“ oder „Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht.“ In späterer Zeit wurde dieser Wandel auf die populäre Kurzformel „panta rhei“ – „alles fließt“ gebracht. Nicht nur der Himmel über uns, auch wir selbst verändern uns ständig, unentwegt.

Die Verbindung zu Anton Tschechows Möve sieht Aubrecht im „raus aus der Provinz, hinein in die Stadt, vielleicht auch in der Hoffnung, an einem anderen Ort ein besseres Leben zu führen“.
Wohltuend still und leise wie unaufgeregt präsentieren sich an den weißen Wänden des Foyers Aubrechts „Himmel“. Sie „befreien“ den Geist, assoziieren ein Gefühl kühler Frische, und sie scheinen weit weg und wenig greifbar. In weiter Ferne, so nah.

Aubrecht wird dieses Jahr auch im Kunsthaus : Kollitsch in Klagenfurt unter dem Titel „Schau…9“ ausstellen. Weiteres ist eine Ausstellung von Ruben Aubrecht an der FU-Berlin im Oktober geplant.
Thomas Schiretz
Theater Kosmos Foyer
Ruben Aubrecht
“same same but different”
bis 21. Oktober 2023
www.theaterkosmos.at