Betrugsalarm: Vorsicht vor „weinenden Müttern“ am Telefon

Mit einem krassen Beispiel warnt der Weiße Ring einmal mehr vor einer verwerflichen kriminellen Masche.
Schwarzach Rechtsanwalt Stefan Denifl von der Opferschutzeinrichtung „Weißer Ring“ schildert den VN einen aktuellen Telefonbetrug, bei dem es glücklicherweise, doch nur äußerst knapp bei einem Versuch geblieben ist: „Bei einer älteren Vorarlbergerin klingelte das Telefon. Als sie abnahm, hörte sie als Erstes das Geheul einer angeblichen Mutter.“

Die Anruferin schrie verzweifelt, dass ihr minderjähriges Kind bei einem Unfall tödlich verletzt worden sei. Die angerufene Frau reagierte schockiert und überrascht.
Ein gewisser Staatsanwalt „Hofer”
Wenige Minuten später klingelte es erneut bei der Pensionistin. Diesmal meldete sich ein angeblicher Staatsanwalt namens „Robert Hofer“ am Ende der Strippe. Nun wurde es bedrohlich. Denn dieser „Staatsanwalt“ wollte der Frau weismachen, dass ihr Sohn diesen tödlichen Unfall verursacht habe und in U-Haft genommen wird, sollte keine Kaution in der Höhe von mindestens 40.000 (!) Euro bezahlt werden. Und zwar unverzüglich.
Schwindel mit der Notrufnummer
Doch die Mutter reagierte skeptisch, vermutete einen Betrug und drohte dem „Staatsanwalt“ ihrerseits, die Polizei anzurufen. Worauf ihr „Hofer“ dann entgegnete, dass sie das ruhig machen könne. Und zwar unter der obligatorischen Notrufnummer 133. Dies tat die Frau, worauf sich tatsächlich ein Polizeibeamter meldete und den angeblichen Unfall bestätigte.
Ein entscheidender Fehler
Nur kurz darauf rief wieder „Hofer“ an. Er forderte die nun vollends eingeschüchterte Pensionistin auf, sofort Geld bei der Bank abzuheben. Diesmal hätte der Trick wahrscheinlich funktioniert, wäre dem Telefonbetrüger, der vermutlich aus dem Ausland operierte, nicht ein entscheidender Fehler unterlaufen: Er hatte nämlich übersehen, dass gerade österreichischer Staatsfeiertag war, an dem die Banken bekanntlich geschlossen haben. Dadurch einmal mehr skeptisch geworden, entschloss sich die Pensionistin, nichts zu bezahlen und schilderte das Geschehene Rechtsanwalt Denifl.

Dem Dornbirner Advokaten sind solche Betrugsversuche nicht neu. „Etwa zwei- bis dreimal im Monat werde ich von Opfern kontaktiert oder solchen, die es beinahe geworden wären“, so Denifl zu den VN. „Was wie im aktuellen Fall die Notrufnummer 133 betrifft, so muss darauf hingewiesen werden, dass die Betrüger leider in der Lage sind, diese Umleitungen vorzunehmen.“
Callcenter im Ausland
Auch wenn es immer wieder Vorfälle gibt, bei denen eine angebliche Tochter oder ein Sohn mit einer Tragödie in Verbindung gebracht werden, ist die Betrugsmasche gemeinhin als „Enkeltrick“ bekannt. Ihr fielen und fallen auch in Vorarlberg immer wieder Menschen zum Opfer, vor allem ältere. Teilweise erleiden sie dabei exorbitant hohe Schadenssummen.
Es ist bekannt, dass die Täter vor allem aus dem Ausland agieren. „Solche Callcenter gibt es im Kosovo, Serbien oder der Türkei“, sagt Denifl. Rekrutierte Komplizen in Österreich übernehmen dann die Tätigkeiten von Geldübergaben usw.
Hilfe vom Weißen Ring
„Ich möchte hier gerne auf die Möglichkeit hinweisen, dass sich die dadurch geprellten Opfer hinsichtlich finanzieller Ersatzansprüche an den Weißen Ring wenden können“, betont der Rechtsanwalt. Leider stünden diese Ansprüche zumeist nicht im Verhältnis zum entstandenen Verlust, durchschnittlich würden Betroffene einen Regelersatzbetrag von 400 Euro erhalten, bei entsprechender Bedürftigkeit aber auch mehr.