Helfen statt wegschauen

VN / 12.11.2023 • 13:02 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Helfen statt wegschauen
Markus Kornberger arbeitet bei der Beratungs- und Betreuungsstelle. HAM

Der Verein do it yourself ist eine Anlaufstelle für Suchterkrankte in Bludenz.

Bludenz Der gemeinnützige Verein do it yourself setzt sich für soziale Unterstützung, Krisenhilfe und Suchtberatung ein. Aufgrund des vielfältigen Angebots und der Diskretion können die nötigen Kontakte zu Betroffenen und Angehörigen geknüpft werden. Das sechsköpfige Team betreibt ein Café, eine Beratungs- und Betreuungsstelle sowie mehrere Projekte.

Einmal in der Woche hat Dr. Sitter ihre Ordination im do it yourself geöffnet. Das Café begünstigt den sozialen Austausch und ermöglicht den Zugang zu Internet, Tageszeitungen, Radio und TV. Duschen, Waschmaschinen und persönliche Spinds werden in den Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Auch als Meldeadresse darf die Anlaufstelle genutzt werden.

Der Cafébereich ist von Montag bis Freitag geöffnet. <span class="copyright">Benjamin Salizzoni</span>
Der Cafébereich ist von Montag bis Freitag geöffnet. Benjamin Salizzoni

Mit Projekten wie Safer Use oder Drug Checking soll das Risiko von Krankheiten, Nebenwirkungen und Überdosierung reduziert werden. Die Angebote, gebrauchte Spritzen umtauschen zu lassen und Drogen vom Labor überprüfen zu lassen, erfolgen anonym und sind gratis. Durch vermehrte Forschung im Bereich Umgang mit Suchtmittel und Entzug, veränderte sich auch der Zugang zu Therapien. An vorderster Stelle steht nicht mehr das clean werden, sondern die richtige Art von Hilfe und Betreuung für jeden einzelnen Klienten. Ein Beispiel dafür ist die substitutionsgestützte Therapie, die über einen längeren Zeitraum läuft und dabei auf einen strukturierten Alltag und kontrollierten Umgang mit der Substitution abzielt.

Unter dem Begriff Safer Use versteht man den Austausch von alten zu neuen Spritzen. So sollen Infektionen verhindert werden. <span class="copyright">Benjamin Salizzoni</span>
Unter dem Begriff Safer Use versteht man den Austausch von alten zu neuen Spritzen. So sollen Infektionen verhindert werden. Benjamin Salizzoni

Jugendhilfe

Aber nicht nur Behandeln, sondern auch Vorbeugen ist die Devise des Vereins. Um Jugendliche frühzeitig zu sensibilisieren und zu schützen, organisieren sie Workshops an Schulen und Jugendeinrichtungen oder errichten Informationsstellen bei Festivals. Durch Streetwork werden Kontakte zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen geknüpft, um die Hürde, eine Beratungsstelle aufzusuchen, abzubauen. Dabei wird folgendermaßen vorgegangen: Zu zweit werden die bekannten Stellen im Bezirk Bludenz regelmäßig aufgesucht und es wird der Kontakt zur Zielgruppe hergestellt. Durch das Anbieten von Give-Aways wie Feuerzeuge und Kondome kommt man ins Gespräch. „Wir möchten verhindern, dass Jugendliche vom Gelegenheitskonsum zum dauerhaften Konsum umsteigen“, so Mitarbeiter Markus Kornberger.

Beim Drug Checking werden Suchtmittel an ein Labor in Innsbruck geschickt und ausgewertet. 
Beim Drug Checking werden Suchtmittel an ein Labor in Innsbruck geschickt und ausgewertet. 

Auch Angehörigen wird geraten, sich beim do it yourself zu informieren, da sie der Gefahr einer Co-Abhängigkeit ausgesetzt sind. Gesellschaftlich wird das Thema Sucht oft bewusst ignoriert, wodurch die Erkrankten alleine gelassen werden. „Das Schlimmste, was man tun kann, ist nichts zu tun“, erklärt Kornberger. Ein „Ich mache mir Sorgen um dich“ kann eine betroffene Person dazu bringen, sich Hilfe zu holen. HAM