An Tagen wie diesen

Anna Stemmer-Dworak zeigt ihre Zeichnungen im Foyer des Theater KOSMOS.
Bregenz Die präzisen, gestochen scharfen Zeichnungen von Anna Stemmer-Dworak kommen ganz ohne Allüren aus. Hubert Dragaschnig und Augustin Jagg, die beiden Masterminds des Theater Kosmos, haben sich bewusst für die Zeichnungen der 1979 in Alberschwende geborenen und in St. Gerold aufgewachsenen Künstlerin entschieden. Werden in der neuesten Produktion des Theater Kosmos „#Die Teilzeitlosen“ die Zwänge, Nöte etc. einer jungen Frau und Mutter verbalisiert, so veranschaulicht Stemmer-Dworak, die mit ihrem Mann und ihren drei Kindern als freischaffende Illustratorin und Künstlerin in Thüringerberg lebt, in ihren Zeichnungen nicht nur das Frau- und Muttersein in der heutigen Zeit, sondern zeigt alltägliche, meist banale Situationen unseres Daseins, garniert mit Witz, manchmal auch Augenzwinkern und lakonischem Humor: Da kann schon das Herausnehmen eines Teebeutels aus der Teetasse zu einem rätselhaften Vorgang mutieren.

Es gibt keine moralinsaure Attitüde, kein Wehklagen, kein Chichi, kein too much. Man spürt förmlich ihre künstlerische Lust am Gestalten. Völlig aseptisch präsentiert Anna Stemmer-Dworak ihre Zeichnungen, in denen sie manchmal ein kleines Samenkorn versteckt, das beim Betrachten augenblicklich zu keimen beginnt. Ganz unaufgeregt schleichen sich ihre Darstellungen in die Köpfe der Betrachter und lassen dort wundersame Geschichten entstehen.

Einigen Zeichnungen sind hier und dort kleine Texte beigestellt, z. B. „Ich hab neben meinen Mußestunden keine Zeit mehr für nichts“, oder „eigentlich bin ich Kaffee“, „Husch Busch Beia, dreimal roter Geier, Huschi Buschi Bimperness und ein schwarzes Vogelnest (angelehnt an ein altes kärntnerisches Kinderlied)“. Einer Ahnengalerie gleich präsentiert sie in der Arbeit „Frauentag 2021“, rechts neben dem Eingang zum Zuschauersaal des Theater Kosmos, verschiedenste Frauenporträts, die mit Bildunterschriften, zugleich deren Attribute/Vorlieben/Neigungen, versehen sind. Zu sehen sind „Annabelle, die immer alles im Griff hat, Johanna, die heilen kann, Luzia, die schöne Haare hat, Babsi, die in jeder Lebensphase die gleich Coolness besitzt, Magdalena, die die Walser Strahlkraft besitzt, Elvira & Claudia, die Herzblut besitzen, Sabrina, die die Seele vom Dorf ist, Maya, die sich nie ablenken lässt“ etc. Und ganz im Zentrum der Zeichnung „Du“, ohne eine weitere Bildunterschrift, kein Kommentar. „Illustratorin zu sein“, so Anna Stemmer-Dworak, „ist ein schöner Weg, der auch hilft, eine wirtschaftliche Basis zu schaffen.“

Dass viele Künstler und Bildhauer bisweilen auch sehr gute Illustratoren sind und waren, beweist nicht nur der große Gian Lorenzo Bernini (1598-1680), der als einer der Ersten die Karikatur geradezu erfand bzw. in weiterer Folge salonfähig machte (z. B. seine Karikatur eines Offiziers aus der Armee Papst Urban VIII. oder auch die vielleicht älteste Papstkarikatur von Papst Innozenz XI. von seiner Hand gezeichnet), sondern auch Anna Stemmer-Dworak, die nicht nur Fotografie und Malerei an der Universität für Angewandte Kunst in Wien studierte, Mitglied der Vorarlberger Berufsvereinigung bildender Künstlerinnen und Künstler und von Kunst Vorarlberg ist und auf zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland zurückblicken kann.
Anna Stemmer-Dworak
These Days
Dauer der Ausstellung im Foyer: 15. November bis 17. Dezember 2023 | eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
www.theaterkosmos.at