Warum Moorbäder in Bad Reuthe den Naturschutz auf den Plan rufen

Naturschutzanwaltschaft legt sich gegen Torfabbau in Reuthe quer und will damit ein Statement setzen.
Reuthe Es hätte eigentlich eine reine Formsache sein sollen. Das Gesundhotel Bad Reuthe wollte eine zeitliche Verlängerung für eine bestehende Bewilligung zum Abbau von Torf, der für Moorbäder- und packungen in der Kureinrichtung verwendet wird. Im Behördenverfahren legt sich jetzt jedoch die Naturschutzanwaltschaft quer. Torfabbau sei nicht mehr vertretbar, weil Moore und Torfböden Kohlestoff speichern und so wesentlich zum Klimaschutz beitragen, bestätigt Katharina Lins eine negative Stellungnahme im Behördenverfahren.

Tatsächlich hat der Torfabbau in Reuthe eine lange Tradition. Die Anfänge des Heilbads reichen bis 1783 zurück. Torf ist für den Gesundheitsbetrieb bis heute essenziell, wie Geschäftsführerin Jutta Frick im VN-Gespräch sagt. Zu den Einwänden der Naturschutzanwaltschaft will sie sich mit Verweis auf “ein laufendes Verfahren” nicht äußern, teilt aber in einer schriftlichen Stellungnahme mit, dass die Natur Teil der Existenzgrundlage von Bad Reuthe sei. Man sehe sich der Nachhaltigkeit verpflichtet. Dazu gehöre ein wertschätzender Umgang mit allen Ressourcen, wie man ihn seit nunmehr 240 Jahren pflege.

“Moore sind dem Naturschutz heilig”, sagt hingegen Katharina Lins. Was früher einmal möglich war, hat für sie heute keine Gültigkeit mehr. “Nur weil man etwas schon seit 200 Jahren macht, ist das kein Grund, es weiter zu tun”, so die Naturschutzanwältin. Es stehe außer Frage, dass ein neues Ansuchen zum Abbau von Torf abgelehnt werden müsste. Mit der negativen Stellungnahme zur Verlängerung einer bereits bestehenden Bewilligung – eigentlich ein Formalverfahren – wolle der Naturschutz ein Statement setzen. “Der Abbau ist nicht mehr zeitgemäß.”

Torf wird in Reuthe praktisch täglich abgebaut. Das Naturmoor liegt nur wenige Meter hinter dem Gesundheits- und Wellness-Hotel. Dicke Bretter, auf denen ein Bagger fahren kann, führen an den Rand des Moors. Abbaubewilligungen wurden für mehrere Grundstücke erteilt, einzelne haben eine Laufzeit bis 2035 und sind bisher unberührt. Das laufende Behördenverfahren betrifft ein Feld, auf dem seit 1994 Torf gestochen wird. In einer ersten Phase waren es 6000 Kubikmeter. 2005 wurde die Bewilligung für weitere 10.000 Kubikmeter bis Ende 2023 verlängert. Jetzt liegt ein neuerliches Verlängerungsersuchen vor. “Die zuvor bereits bewilligte Torfmenge bleibt dabei unverändert und beträgt weniger als 870 Kubikmeter, was einem kleinen Teil des insgesamt 30 Hektar großen Moorgebiets entspricht”, heißt es dazu in der schriftlichen Stellungnahme von Jutta Frick an die VN.

Das öffentliche Bewusstsein über die Bedeutung von Mooren für den Klimaschutz habe sich in den letzten Jahren verändert, argumentiert Katharina Lins neue Umstände, die für ein Verfahren, bei dem es um eine Fristverlängerung geht, relevant seien. Das Land Vorarlberg setzt sich mit Unterstützung des Bundes für den Moorschutz ein. Eine Moorstrategie 2030+ wurde ausgearbeitet. Unter anderem heißt es darin: “Wer Moore und Torfböden entwässert, trägt zur Verschärfung der Klimakrise bei.”

Das Gesundhotel Bad Reuhte verweist in ihrer Stellungnahme darauf, eine Moor-Nutzung anzuwenden, bei der es zu keiner Freisetzung von CO2 komme. Der Torf werde in nassem Zustand gefördert, in nassem Zustand angewendet und in weiterhin wassergesättigtem Zustand in das Moorgebiet zurückgebracht. Man stehe mit den zuständigen Behörden und Institutionen in engem Kontakt, heißt es ganz allgemein. “Wir halten uns mit Sorgfalt an die Vorgaben und Auflagen.”

Noch läuft das Bewilligungsverfahren bei der Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Sollte weiter abgebaut werden dürfen, hofft Naturschutzanwältin Katharina Lins auf eine gewisse Freiwilligkeit des Gesundheitsbetriebs. “Es sollten zumindest nur mehr die alten Felder genutzt und keine neuen mehr angegriffen werden”, sagt sie.
Die schriftliche Stellungnahme des Gesundhotel Bad Reuthe in voller Länge.

