Warum sich Stefan Knall für die Anerkennung der Vielfalt einsetzt

Stefan Knall räumt Vorurteile für Menschen mit Beeinträchtigung aus dem Weg.
dornbirn Stefan Knall (58) ist ehrlich: “Früher empfand ich Mitleid für Menschen mit Beeinträchtigungen, aber meine Erfahrungen lehrten mich, dass Mitleid nicht der richtige Ansatz ist. Diese Menschen wünschen sich, genauso behandelt zu werden wie alle anderen.” Inzwischen kann er seine Erkenntnisse tagtäglich auch beruflich einbringen. Seit März 2021 arbeitet Knall in dem vom Sozialministerium finanzierten Netzwerk beruflicher Assistenz (NEBA) mit. Es handelt sich um ein österreichweites Projekt, dessen Träger die Dornbirner Unternehmensberatung Merlin ist. “Das NEBA-Betriebsservice steht bereit, um Unternehmen jeder Größe zu unterstützen und zu beraten, die Menschen mit Beeinträchtigung einstellen möchten oder mit dem Thema schon in Berührung sind, etwa im Zusammenhang mit psychischen Belastungen oder chronischen Erkrankungen von Beschäftigten”, erklärt Stefan Knall.

Sensibilisierung
Er selbst ist im Key-Account-Management tätig und Ansprechpartner für Großbetriebe und überregional operierende Unternehmen. Ab 2024 fällt auch die Koordinierungsstelle Arbeit Inklusiv in seinen Wirkungsbereich. Sie wurde eingerichtet, um Doppelgleisigkeiten bei Förderungen oder Angeboten zu vermeiden und eventuelle Lücken aufzuzeigen. Für sich persönlich hat Knall bereits festgestellt: “Durch einen respektvollen und normalen Umgang werden Potenziale freigesetzt, die zuvor vielleicht nicht offensichtlich waren. Diese Anerkennung auf Augenhöhe ermöglicht eine positive Entwicklung, wenn auch nicht immer alles so strahlend ist, wie es scheinen mag.”

Umso wichtiger ist Stefan Knall die Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung. Zu diesem Zweck hat er unlängst einen Workshop organisiert, bei dem die Teilnehmenden die Gelegenheit geboten bekamen, verschiedene Hilfsmittel auszuprobieren und deren Handhabung zu erlernen. “Sie zeigten eine beeindruckende Offenheit und Neugier gegenüber den verschiedensten Arten von Behinderung und den damit verbundenen Herausforderungen”, berichtet Knall von einem konstruktiven Austausch. Bewusstseinsbildung für Inklusion im beruflichen Umfeld nehme einen zentralen Stellenwert ein. Aus diesem Grund sollen solche Workshops im kommenden Jahr vom Betriebsservice verstärkt angeboten werden. “Das hilft, Hemmschwellen abzubauen.”

Positive Hinwendung
Insgesamt attestiert Stefan Knall den Betrieben eine positive Hinwendung zu Menschen mit Behinderung. “Der aktuelle Arbeitsmarkt spielt uns ein wenig in die Hände, aber auch so zeigen sich Betriebe bei Neueinstellungen offen für dieses Thema, sofern sämtliche Vorurteile zuvor abgebaut werden können”, sagt Knall. Hier kommt das aus fünf Mitarbeitenden bestehende Betriebsservice-Team ins Spiel: “Im Verbund mit den Führungskräften und unseren Angeboten suchen wir nach Lösungen, die alle Beteiligten zufriedenstellen.” Das Netzwerk arbeitet unter anderem auch eng mit “dafür” zusammen, um für Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zu gewährleisten. Es gibt eine Berufsausbildungsassistenz für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, Jobcoaches für Firmen und Jugendcoaches, die den Übergang von der Schule in den Beruf begleiten.

Bei all dem ist es ein Satz von Richard von Weizäcker, der Stefan Knall täglich begleitet und ihn daran erinnert, dass die Anerkennung der Vielfalt und die Wertschätzung jedes Einzelnen grundlegende Elemente eines respektvollen Miteinanders sind: “Nicht beeinträchtigt zu sein, ist wahrlich kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das jedem von uns jederzeit genommen werden kann.”

Zur Person
Alter: 58
Wohnort: Nüziders
Ausbildung: Gymnasium Mehrerau, Handelsschule Bludenz, diplomierter Handelsassistent
Familie: verheiratet mit Brigitte, 2 Stiefsöhne, 3 Enkel
Hobbys: mit dem Campingbus quer durch Europa reisen, Yoga (yogamind.at), Gesang (Männerchor Götzis 1. Bass)
Weitere Infos: www.betriebsservice-vlbg.at

