Neue Dolmetscherin für Gebärdensprache im Vorarlberger Landtag

Magdalena Mair wuchs ohne Bezug zur Gebärdensprachgemeinschaft auf und trotzdem fand sie durch Zufälle und Interesse in diesen Beruf.
Darum geht’s:
- Magdalena Mairs Weg zur Gebärdensprache.
- Hoher Mangel an Gebärdensprachdolmetschern.
- Angebot von Yoga für Gehörlose geplant.
Von Katja Grundner
Bregenz Magdalena Mair ist neu im zweiköpfigen Team der Gebärdensprachdolmetscher des Vorarlberger Landtags und war am Mittwoch erstmals im Einsatz. Das Umfeld ist ihr allerdings längst vertraut – schon zuvor war sie bei Pressekonferenzen und Wahlveranstaltungen tätig, auch wenn sie meistens für Privatpersonen arbeitet. „Ich dolmetsche in der Politik genauso gerne wie zum Beispiel bei Elternabenden in Schulen“, sagt die Dolmetscherin für Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) und Deutsch. Die 41-Jährige hatte lange nichts mit Gebärdensprache zu tun, bis ihr Lebensweg sie mehr und mehr in diese Richtung lenkte.

Unterschiede in der Gebärdensprache
Mair studierte in Wien Bildungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sonder- und Heilpädagogik. Im Zuge dessen besuchte sie eine Vorlesung der gehörlosen Universitätslektorin Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes und ehemalige Abgeordnete zum Nationalrat. „Sie kam immer mit Dolmetschern, was ich sehr spannend fand“, erzählt die ursprüngliche Oberösterreicherin, die nun in Mäder wohnt. Aus reinem Interesse begann sie während ihres Studiums, sechs Semester lang einen Gebärdensprachkurs zu besuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie jedoch noch keinen wirklichen Kontakt mit der Gebärdensprachgemeinschaft. „Als würde man Italienisch lernen, aber nicht nach Italien fahren.“
Nach dem Studium arbeitete Mair als Pädagogin im Bundesblindeninstitut und lebte anschließend zwei Jahre lang in Australien. Dort war sie in der Betreuung und Pflege tätig und kam durch eine taubblinde Person wieder in Verbindung mit der Gebärdensprache. „Es war nur eine Basiskommunikation möglich, denn die Gebärdensprachen sind nicht international.“

Sogar die Deutsche Gebärdensprache (DGS) und die Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS) unterscheiden sich stark von der ÖGS. „In der DGS sind für mich geschätzt 40 Prozent gut verständlich. In der DSGS sogar noch weniger.“ Jedoch kann sich das von Person zu Person unterscheiden. So kann ein gehörloser Vorarlberger die Gebärdensprache eines Schweizers dank der regionalen Nähe vermutlich besser verstehen als Mair. „Außerdem gibt es regionale Dialekte. Viele sagen mir, dass ich einen Wiener Dialekt habe, denn dort habe ich die Gebärdensprache gelernt“, führt die Reisebegeisterte und Mutter einer Tochter aus.

Mangel an Gebärdensprachdolmetschern
Nach ihrem Aufenthalt in Australien kehrte Mair nach Wien zurück und arbeitete in einem Schulungsinstitut für unter anderem gehörlose Menschen. Durch Gebärdensprachkurse, gehörlose Kollegen und das Unterrichten verbesserte sie ihre Kenntnisse innerhalb kürzester Zeit. An diesem Arbeitsplatz hatte sie zum ersten Mal täglichen Kontakt mit der Gebärdensprachgemeinschaft. Parallel zum Beruf absolvierte sie die Dolmetscherausbildung und danach im Jahr 2017 aufgrund ihres Partners nach Vorarlberg. Ein Jahr später nahm sie ihre Tätigkeit als Dolmetscherin für ÖGS und Deutsch auf.

„Es besteht ein großer Mangel an Gebärdensprachdolmetschern“, lässt Mair wissen. Ihr fällt auf, dass es aufgrund dessen für viele gehörlose Vorarlberger noch nicht selbstverständlich ist, bei bestimmten Anlässen einen Dolmetscher beizuziehen – obwohl sie das Anrecht darauf haben und der Staat die Kosten dafür zu tragen hat.
Mair möchte auch abseits ihrer Dolmetschertätigkeit Inklusion fördern. Als ausgebildete Yogalehrerin plant sie gemeinsam mit einer weiteren Person, im Jänner in Altach ein Yogastudio zu eröffnen, in dem sie auch Yoga für Gehörlose anbieten möchte.

Zur Person:
Magdalena Mair, Dolmetscherin für Österreichische Gebärdensprache und Deutsch
- Geboren: 25. Oktober 1984
- Wohnort: Mäder
- Beruf: Gebärdensprachdolmetscherin und Yogalehrerin
- Familie: Verheiratet, sechsjährige Tochter
- Hobbys: Lesen, Wandern, Reisen, Yoga