Ein Pionier im Unruhestand

Johann Punzenberger hat wesentlichen Anteil am Erfolg grüner Energieprojekte im Land.
Schoppernau Durch seine Pionierleistungen im Bereich erneuerbarer Energien hat Johann Punzenberger die Nachhaltigkeitsstandards des Landes über Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt. Er war 1999 Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie Vorarlberg (AEEV) und hat diese bis Ende 2024 geleitet. Viele Leuchtturmprojekte hat der 64-Jährige angestoßen, etwa die Ökostrom-Direktvermarktung, Bürger-Photovoltaik-Anlagen, Effizienzmaßnahmen und Beteiligungsmodelle. Ein eindrückliches Projekt von Johann („Hans“) Punzenberger ist der KLIMACENT, eine Plattform für freiwillige CO₂-Kostenbeiträge.
In Vorarlberg lebt der gebürtige Oberösterreicher seit 40 Jahren. Grund dafür war die Bekanntschaft mit der Schoppenauerin Rosemarie: „Ich habe einen Studienkollegen auf einer Alp besucht. Und da hat sie damals als Köchin gearbeitet“, erzählt Johann. Gemeinsame Interessen schürten die Liebe, es wurde geheiratet. Das Paar übernahm das Schoppenauer Elternhaus von Rosemarie, die als Volksschullehrerin arbeitete.

Der junge Oberösterreicher war naturliebend, aber auch technisch interessiert. Er studierte Bauingenieurwesen in Graz, hatte seine Liebe im Ländle gefunden. Die Welt war in Ordnung. Bis diese erschüttert wurde – im April 1986 durch die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. „Unser erster Sohn war drei Jahre alt. Und ich hatte Angst um die Lebensgrundlagen. Welche Milch sollte man ihm geben, welches Wasser verwenden?“ Er fragte sich, was der nachfolgenden Generation hinterlassen würde, wenn man einfach weitermachte wie bisher. „Deutlich wurde mir das, was ich immer gespürt hatte: die Verletzlichkeit hinter den technischen Systemen. Mir wurde klar, dass Sicherheit und Verantwortung nicht nur Aufgaben von Experten und Regierungen sind. Jeder muss seinen Teil dazu beitragen“, erinnert sich der Energieexperte an diesen Wendepunkt.
„Die Energiewende erfordert auch Bewusstseinswandel, gesellschaftliches und finanzielles Engagement.“
Johann Punzenberger, Pensionist und Energieexperte
Der junge Vater sah seinen Beitrag nicht in Blockaden, sondern wollte innerhalb der Gesellschaftsstrukturen Veränderung erreichen. Johann verabschiedete sich deshalb davon, opulente Bauwerke zu errichten, wechselte die Studienspezialisierung und wandte sich dem Wasserschutz zu. „Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich ein Überwachungsprogramm für die Trinkwassergüte in Vorarlberg entwickelt“, erzählt der Diplomingenieur. Er arbeitete dann in einem Zivilingenieurbüro, zuletzt als Projektleiter beim Wasserverband Rheintal.

Ein zweites Aha-Erlebnis hatte Johann nach der Ziviltechnikerprüfung: „Es wurde mir bewusst, dass langfristiger Trinkwasserschutz mit technischen bzw. rechtlichen Lösungen allein nicht erreicht werden kann. Um speziell die Auswirkungen der Klimaerhitzung zu verhindern, braucht es eine andere Form des Wirtschaftens.“ In den Fokus des Experten rückte so der Wasserkreislauf, der immer mehr aus den Fugen geriet.
Auf seiner Entdeckungsreise zu den Wurzeln des Problems Energiehaushalt wurde er mit Walter Pfister, dem Wegbereiter für die Solarthermie im Ländle, bekannt. Dieser beauftragte ihn, ein Organisationskonzept für den Einsatz erneuerbarer Energieträger zu entwickeln. Ergebnis war die Gründung der AEEV. Parallel dazu etablierte er sich als zentrale Stimme in Diskussionen über Energiepolitik und demokratische Teilhabe.

Jetzt ist Johann zwar Pensionist, aber nicht im Ruhestand. „Der AEEV bleibe ich in beratender Funktion verbunden. Und die Arbeit im KLIMACENT Austria-Vorstand führe ich weiter. Jetzt kann ich mich mehr der Vernetzungsarbeit widmen.“ Und natürlich mehr Zeit der Familie widmen. Ein voller Unruhestand.
Zur Person
JOHANN PUNZENBERGER
GEBOREN 16. Jänner 1961 in Oberösterreich
WOHNORT Schoppernau
BERUF Pensionist
FAMILIE verheiratet, 2 Söhne, 4 Enkel
HOBBYS Musik, Lesen, Wandern, Gärtnern, Sport