
Deutlich über dem KV: So viel verdient man in Vorarlbergs Industrie
Vom Staplerfahrer bis zum Abteilungsleiter: Die VN geben konkrete Einblicke in die Gehälter von Vorarlbergs Industrie- und Gewerbebetrieben.
Dornbirn Das Leben in Vorarlberg ist teuer, die Löhne im Bundesländervergleich gleichzeitig überdurchschnittlich hoch. Was Vorarlberger in typischen Berufen verdienen, auf welchem Niveau heimische Arbeitgeber im Vergleich zu anderen Regionen bezahlen und wie unterschiedlich Löhne in verschiedenen Branchen sind: Konkrete Einblicke gibt jetzt erstmals ein großer Gehaltsvergleich.

Gehälter sind hierzulande meist ein gut gehütetes Geheimnis. Kaum jemand spricht offen darüber. In Dornbirn hat sich mit der BWI Unternehmensberatung eine Firma seit fast 30 Jahren auf Entgeldmanagement spezialisiert. Auf Basis von über 400.000 Echtdaten beraten die Gehalts-Experten Unternehmen im gesamten deutschsprachigen Raum. Ein Fokus liegt auf Vorarlberg. “Hier sammeln wir seit den 90er-Jahren Daten für Gehaltsstudien”, so die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Michael Mall (64) und Mathias Burtscher (42).

Das hochspezialisierte Beratungsunternehmen arbeitet mit anonymisierten Gehaltsdaten und kann dabei insbesondere bei heimischen Gewerbebetrieben auf einen großen Fundus zurückgreifen. Deshalb gibt es hier auch sehr genaue Zahlen. So verdienen etwa Staplerfahrer oder Lagerarbeiter ohne Berufserfahrung in der konkreten Funktion beim Jobeinstieg 2523 Euro brutto monatlich (ohne Zulagen und Überstunden). Bei einer entsprechende Anlernkraft in der Logistik mit bis 10 Jahren Berufserfahrung liegt das monatliche Bruttogehalt bei 2971 Euro.

Die Gehaltsleiter geht in Vorarlbergs Gewerbe- und Industriebetrieben steil nach oben. Technische Spezialisten verdienen beim Einstieg ohne Berufserfahrung 4000 Euro, mit Berufserfahrung 5217 Euro. Bei Abteilungsleitern mit Führungsverantwortung und bis 10 Jahre Berufserfahrung in der konkreten Funktion liegt das durchschnittliche Einkommen bei 7455 Euro brutto.
Verschiedene Faktoren wichtig

Wichtig sei bei den Angaben im unten abgebildeten Gehaltsvergleich zu betonen, dass sich hinter gleichen Stellenbezeichnungen oft unterschiedliche Tätigkeiten mit unterschiedlichen Anfordreungen befinden. “Dies kann Unterschiede im Gehalt erklären, ebenso wie die der Größe des Unternehmens, die konkrete Branche, die Region, die Fachrichtung oder die Erfahrung in der jeweiligen Funktion Unterschiede erklären können”, so die beiden BWI-Geschäftsführer.
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Vorarlbergs Unternehmen zahlen ihre Mitarbeiter gut, jene in Gewerbe und Industrie besonders, so die Experten von BWI Unternehmensberatung. “In fast allen Gehaltsgruppen liegt die Industrie über den anderen Branchen”, so Michael Mall und Mathias Burtscher. Würden Wochenende und Schichtbetriebe mit einbezogen, erhöhe dies den Unterschied aufgrund von Zusachlägen nochmals.

Richtschnur für Gehälter in den unterschiedlichen Branchen ist der Kollektivvertrag (KV). In Vorarlbergs Industrie werde deutlich über dem KV bezahlt. Das Beratungsunternehmen hat konkrete Zahlen. So liege die Überbezahlung im angelernten Bereich bei 10 bis 20 Prozent, im höher qualifizierten Bereich bei 20 bis 50 Prozent und in den Spitzenpositionen bei bis zu 100 Prozent. “Andere Branchen zahlen hingegen oft nahe am oder nur knapp über den Kollektivvertrag”, so die BWI-Geschäftsführer im Gespräch mit den VN.

Gehalt stärker im Fokus
Gehaltsthemen haben zuletzt deutlich an Bedeutung gewonnen. „Der Gehalt ist stärker in den Fokus gerückt. Mitarbeiter sprechen mehr darüber“, sagt Michael Mall. Damit würden nachvollziehbare Gehaltssysteme für Unternehmen wichtiger. Weder eine Überbezahlung noch zu niedrige Gehälter seien gut. „Es kommt auf die richtige Ballance an“, meint Matthias Burtscher.