Ruf nach Fracking wird lauter
Deutschland geht bei Energiewende „zurück an den Start“. Fracking bleibt Thema.
Schwarzach. (VN-tm) Seit der deutsche Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) für Ostern 2014 die Eckpunkte einer neustrukturierten Energiewende Deutschlands angekündigt hat, reißt die Diskussion nicht ab. Der Ausstieg aus der Atomkraft wird zum schwierigsten Thema der neuen Koalition in Berlin. Auch das heißdiskutierte Fracking ist wieder Thema. Dafür sorgt EU-Energiekommissar Günther Oettinger.
Strategischer Fehler?
Der Kommissar warnte in einem Interview am Wochenende erneut davor, sich der „Option Schiefergas“ zu verschließen. „Dass Strom bei uns doppelt so teuer ist und Gas dreimal so viel kostet wie in den USA, kann unsere Industrie nicht verkraften.“ Wasserwirtschaftler, Anlagenbauer und Geologen sollten seiner Ansicht nach die Möglichkeit zu Demonstrationsprojekten für Fracking bekommen. „Sie könnten den Nachweis führen, dass Fracking in Europa – möglicherweise auch in Deutschland – ökonomisch sinnvoll und ökologisch vertretbar ist“, sagte der Energiekommissar. „Es wäre falsch, die Schiefergas-Förderung aus emotionalen Gründen abzulehnen und ein Moratorium zu beschließen.“
Am Bodensee hat die britische Parkyn Energy rechtzeitig vor Weihnachten die Erlaubnis erhalten, zwei weitere Jahre auf den Erkundungsfeldern in Biberach und Konstanz nach Erdgasvorkommen zu suchen. Werden sie fündig, werden sie den Schatz heben wollen.
Die umstrittene Fracking-Technologie zur Förderung unkonventioneller fossiler Brennstoffe sorgt lange schon für Euphorie in der US-Industrie. Das Verfahren presst große Mengen von Wasser, vermischt mit Chemikalien ins Erdreich, um im Schiefer gebundenes Erdgas freizukriegen. In den USA ließ das die Gaspreise purzeln.
Gleichzeitig wuchsen die Bedenken. Löst Fracking Erdbeben aus? Das unter hohem Druck in die Tiefe gepumpte Wasser erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Risse in Verwerfungszonen entstehen. Das sagen Forscher wie Nicholas van der Elst. Der Geologe von der Columbia University in New York hat Beben in Oklahoma untersucht. Was geschieht mit den Chemikalien? Nicht alles, was unter die Erde gepresst wird, holen die Bohrmannschaften wieder hoch. Gelangt Gift ins Grundwasser? Die Flut an Berichten über „brennendes“ Wasser und vergiftete Quellen reißt nicht ab.
Trinkwasserreservoir
Dass vor allem am Bodensee die Ängste wachsen, hat guten Grund. 147 deutsche Städte und Gemeinden und 34 Wasserversorgungszweckverbände beziehen ihr Trinkwasser aus dem See. Aber würde Fracking ohne chemische Zusätze nicht alle Bedenken vom Tisch wischen? Das Umweltbundesamt in Berlin hat diese Option geprüft. Derzeit werden Verfahren getestet. Es bedarf aber den Experten zufolge noch intensiver Forschungsanstrengungen, bis Fracking ohne den Zusatz chemischer Additive möglich ist.
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