Selbstbestimmt

Vorarlberg / 18.04.2014 • 18:57 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Nyeleni ist eine legendäre Landwirtin im afrikanischen Mali, Johann Wurhofer ein beherztes Energiebündel im oberösterreichischen „Nest“ Neukirchen, Josef Moosbrugger Vorarlbergs Bauernkammer-Chef: Direkt haben sie nichts miteinander zu tun, stehen aber exemplarisch für das Ziel, mehr Souveränität bei der Versorgung mit Nahrung und Energie in kleinräumigen Strukturen zu schaffen. Der Aufstand gegen Diktat und Abhängigkeit von Großkonzernen mit deren politischen Marionetten breitet sich aus, hat zahllose Gesichter. Offene Netzwerke schaffen auf lokaler, regionaler und globaler Ebene eine immer stärkere Bodenhaftung. Ob die Wurzeln in Institutionen, Vereinen, Parteien oder Nicht-Regierungsorganisationen verankert sind, rückt in den Hintergrund.

Ernährungssouveränität schweißt angesichts der Krisen und Umweltkatastrophen Produzenten und Konsumenten zusammen. „Ins Zentrum rücken die Menschen, die Lebensmittel erzeugen, verteilen und konsumieren, nicht die Interessen der undurchschaubaren Märkte“, heften sich Aktivisten auf die Fahnen, die als breite Allianz aus 300 Teilnehmern diese Woche in Salzburg konkrete Ideen und Projekte entwarf. Das Forum trägt den Namen der malischen Kleinbäuerin. Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger meint Ähnliches, wenn er zu mehr Entschlossenheit bei der Versorgung und dem Kauf von heimischen, regionalen Lebensmitteln drängt, auch im Interesse von Wertschöpfung, Arbeitsplätzen und Umwelt. Dazu sei auch ein höherer Selbstversorgungsgrad bei Gemüse, Obst und Getreide notwendig, während sich Käseberge türmen.

Das Spektrum reicht von Fundis bis zu Realos, von „bio“ bis „konventionell“. So etwa beim höchst umstrittenen Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU. Die Geheimnistuerei in den Verhandlungen lässt in jedem Fall die Alarmglocken läuten. Die hohen Standards kleinbetrieblicher Strukturen stehen auf dem Spiel.

Was Vorarlberg betrifft, sind vor allem über die Bodenseeakademie in Dornbirn die NGOs und Kammer-Fachgruppen sowie die Obst- und Gartenbauvereine vernetzt. Sowohl bei der Umsetzung der politisch gewollten „Ökoland-Strategie“, als auch in der Initiative „Gemeinsam Landwirtschaften und Gärtnern“. Dezentrale Projekte der genossenschaftlichen Bewirtschaftung von Böden durch städtische Jugend keimen auf – eine neuerliche Herausforderung für Grundverkehr und Raumplanung. Soziale Beziehungen werden wiederbelebt. Den Leistungen der Bäuerinnen gebührt mehr Abgeltung, Wert soll vor dem Preis stehen. „Wenn die Enkel uns als Opas fragen, welchen Beitrag hast du denn für die Erhaltung der Lebensgrundlagen geleistet, werden wir ihnen eine Antwort geben müssen“, brachte der Oberösterreicher Johann Wurhofer kürzlich in Vorarlberg das Wesentliche auf den Punkt. Eigentlich brauche man nur gesundes Essen und eine intakte Umwelt. So schließt sich der Kreis.

office@mamkom.com
Marianne Mathis ist freie Journalistin .
Die VN geben Gastkommentatoren Raum, ihre persönliche Meinung zu äußern.
Sie muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.