Ärger um Zahnspangentarife

Vorarlberg / 03.02.2015 • 18:58 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ein schönes Gebiss kann teuer werden. Die Gratiszahnspange soll Eltern von den hohen Kosten entlasten.
Ein schönes Gebiss kann teuer werden. Die Gratiszahnspange soll Eltern von den hohen Kosten entlasten.

Gratiszahnspangen­tarif gefällt nicht allen. Kassenstellen werden bald ausgeschrieben.

dornbirn. (VN-mm) Die Gratiszahnspange, die mit 1. Juli 2015 kommen wird, sorgt immer noch für Diskussionen. Kieferorthopäden verbeißen sich vor allem an den ausgehandelten Tarifen, die nach Ansicht einiger Ärzte zu dürftig ausgefallen sind. Das taten sie denn auch jüngst bei einer Sitzung der Zahnärztekammer lautstark kund. Deren Präsident, Dr. Gerhart Bachmann, nimmt die Entrüstung gelassen. „Wer sich um einen Kassenvertrag bewerben will, soll es tun, wer nicht, soll es bleiben lassen“, lautet seine trockene Botschaft an die unzufriedenen Kollegen, die er mit „ein paar wenigen und immer die gleichen“ skizziert. „Unsere Aufgabe ist es, ein schlechtes Gesetz möglichst gut umzusetzen“, steht Bachmann „trotz geringem Spielraum, den wir haben“, hinter der auch von der Österreichischen Zahnärztekammer getragenen Entscheidung.

Ausschreibung im März

Die Ausschreibung für die Kassenverträge erfolgt im März. Wie bereits berichtet, benötigt die Vorarlberger Gebietskrankenkasse (VGKK) zur Deckung des errechneten Behandlungsbedarfs an Gratiszahnspangen mindestens neun Kieferorthopäden. „Die werden wir finden“, gibt sich auch VGKK-Obmann Manfred Brunner zuversichtlich. Vertragspartner im Gesundheitswesen würden immer niedrige Tarife beklagen. Das liege in der Natur der Sache, meint er. Da aber auch die Zahnärztekammer in einem Schreiben an ihre Mitglieder diese freundlich eingeladen hat, sich an der Ausschreibung zu beteiligen, sieht Brunner keinen Grund zur Beunruhigung.

Marktkonforme Tarife

Er selbst hält die zwischen Hauptverband der Sozialversicherungsträger und Österreichischer Zahnärztekammer vereinbarten Tarife für absolut angemessen. „In Vorarlberg sind sie jedenfalls marktkonform“, sagt Manfred Brunner. Das heißt, weniger als das, was derzeit für eine Kieferregulierung bezahlt wird, und das sind zwischen 3500 und 5000 Euro, wird also auch künftig nicht abgerechnet. Was es aber gibt, ist eine Tarifbandbreite. Konkret bedeutet das: Ist die Anzahl der behandelten Fälle niedriger als angenommen, sind höhere Tarife möglich, bei Erreichen des Maximums an Behandlungen entwickelt sich der Tarif nach unten. „Wir gehen von weniger als den prognostizierten Fällen aus“, sagt der GKK-Obmann. Damit würde der Höchsttarif zum Tragen kommen. Insgesamt bezeichnet Manfred Brunner auch die vom Hauptverband errechneten jährlichen 30.000 Fälle als zu hoch. Den Start der Gratiszahnspange sieht er trotz der Querelen bei den Kieferorthopäden als gesichert. Die Zahnärztekammer habe noch einige Wünsche angemeldet. Die würden derzeit in Gesprächen abgehandelt.

Verbesserungen erreicht

Laut Dr. Gerhart Bachmann gilt es, kleine Details zu klären. Dazu gehört beispielsweise die regionale Verteilung der Kassenstellen, die der Zahnärztekammer obliegt. Für Bachmann wichtiger ist bei dieser Sache aber, dass für die Zahnärzte auch andere Verbesserungen erreicht werden konnten. Er nennt das Modell des Job-Sharings, bei dem sich zwei Zahnärzte für eine gewisse Zeit eine Kassenstelle teilen. Das sei besonders für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig. „Wir haben bereits einen Frauenanteil von 50 Prozent“, merkt Bachmann an. Ebenso auf neue Beine gestellt wurde die Übergabepraxis. Zahnärzte, die in Pension gehen, können einen Nachfolger in die Praxis holen und diesen einarbeiten. Auch die Vertretung läuft jetzt unbürokratischer ab. „Das lassen wir uns nicht mehr nehmen“, bekräftigt der ZÄK-Präsident.

Für die Gratiszahnspangen stehen 80 Millionen Euro bereit. Pro Jahr sollen davon rund 30.000 Unter-18-Jährige profitieren. Voraussetzung ist eine Fehlstellung nach IOTN-Klassifizierung 4 und 5.

Wer sich um einen Kassenvertrag bewerben will, soll es tun, wer nicht, soll es bleiben lassen. 

Gerhart Bachmann

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