„Haben erheblichen Rücklagenstand“

Finanzen, Kandidatur und Monatsbezug: Gemeindechef Kirchmann im VN-Gespräch.
Langen. Sie gilt bei Erholungssuchenden als beliebtes Wanderparadies am Südhang des Pfändermassivs, nur zehn Kilometer von Bregenz entfernt. Darüber hinaus darf die Gemeinde Langen auf eine erfreuliche Besonderheit verweisen: Die Kommune gilt nämlich landesweit als einzige Gemeinde ohne „rote Zahlen“.
Nebenerwerbsgemeindechef
Im Rathaus lenken 15 über eine Mehrheitswahl gewählte Mandatare die Geschicke der Gemeinde. Als Nebenerwerbsbürgermeister fungiert seit 1. Jänner 2013 Josef Kirchmann. Kirchmann betreibt in seinem Hauptberuf ein Transportunternehmen.
Herr Bürgermeister, darf man in Ihrer Funktion auch einmal Schwächen zeigen?
Kirchmann: Ja, das darf man sehr wohl. Wenn man Fehler gemacht hat, muss man auch als Bürgermeister dazu stehen. Mir sind bereits während meiner kurzen Amtszeit Fehler unterlaufen. Ich empfinde es nicht als Schwäche, sondern als Stärke, wenn man zu Fehlern steht. Ich würde mir das auch von Politikern in allen anderen politischen Ebenen wünschen.
Welcher Politiker der letzten Jahrzehnte ringt Ihnen persönlich am meisten Respekt ab und warum?
Kirchmann: Da fällt mir ganz spontan nur der jetzige AltLandeshauptmann Herbert Sausgruber ein. Sausgruber ist mein politisches Vorbild. Er hat es geschafft, Vorarlberg in Mitteleuropa auf eine Ebene zu stellen, die viel Beachtung und Anerkennung findet.
Was würden Sie einem jungen Bürgermeister raten oder mit auf den Weg geben?
Kirchmann: Wenn die Person aus der Privatwirtschaft kommt, so muss sie sich bewusst sein, dass Ziele längerfristig zu stecken sind. Deshalb ist es in dieser Funktion sehr hilfreich, wenn man viel Geduld mitbringt. Ein kleiner Vergleich: Wenn ich beispielsweise als Unternehmer eine Halle bauen möchte, so ist diese binnen eines Jahres fertiggestellt. Bei unseren Plänen für das Altersheim konnten wir noch nicht einmal zum Spatenstich laden. Auch eine gesunde Portion Menschenverständnis ist gefragt.
Wie sieht es mit den Finanzen in Langen aus und haben Sie noch frei verfügbare Mittel in der Rathauskasse?
Kirchmann: Wir haben frei verfügbare Mittel in der Kasse. Und zwar jährlich zwischen 300.000 und 400.000 Euro. Deshalb können wir auch einen erheblichen Rücklagenstand vorweisen. Sie sehen es an meinem Lächeln, wir sind die einzige Kommune Vorarlbergs, die keine Schulden hat. Wir haben weder im Leasingbereich noch sonstwo offene Rechnungen zu begleichen. Die einzige Belastung stellt eine Haftung bei der gemeinsamen Abwasserreinigungsanlage dar.
Werden Investitionspläne gewälzt und welche größeren Projekte stehen der Gemeinde demnächst ins Haus?
Kirchmann: Ein großes Projekt stellt die Sanierung und Erweiterung des bestehenden Altersheimes um knapp sechs Millionen Euro dar, das wir gemeinsam mit der Kirche über eine Stiftung in Angriff nehmen wollen. In dieser Stiftung, die das Geld aufnimmt, sind Gemeinde und Kirche zu je 50 Prozent beteiligt. Die Planung dafür läuft bereits, das Heim wird Platz für 32 Betten aufweisen. Der Spatenstich sollte noch in diesem Jahr erfolgen. Die Fertigstellung dürfte 2017 erfolgen.
Ist der Soziale Wohnbau im Hinblick auf Abwanderungstendenzen in Langen ein Thema und gibt es bereits laufende Vorhaben?
Kirchmann: Der Soziale Wohnbau ist in Langen ein großes Thema, Abwanderungstendenzen gibt es aber nicht. Derzeit haben wir in Langen 22 Wohnungen, die mit der Wohnbauselbsthilfe errichtet wurden. Darüber hinaus wird im März dieses Jahres ein privates Bauprojekt mit elf Wohneinheiten gestartet. Dieses Gesamtwohnungsangebot in Langen ist auch der Grund dafür, warum wir keine Liste mit Wohnungssuchenden mehr führen müssen. Wenn das Vorhaben Altersheim abgeschlossen ist, rückt das Betreute Wohnen in den Mittelpunkt. Dafür wollen wir unmittelbar neben dem Altersheim ein eigenes Haus errichten. Eine Vorplanung ist bereits in Arbeit, dabei geht es um ein Gebäude in der Größenordnung von zehn bis elf Wohneinheiten.
Sind Sie zufrieden mit Ihrem Monatsbezug und wie viel bleibt Ihnen monatlich netto?
Kirchmann: Wenn jemand unzufrieden ist, darf er diesen Job nicht übernehmen. Ich bin jedenfalls zufrieden, mir bleiben monatlich 2600 Euro netto.
Werden Sie bei der Gemeindewahl im März als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung stehen?
Kirchmann: Ja, ich habe vor, zu kandidieren und stelle mich der Herausforderung. Außerdem laufen derzeit noch Projekte, die wir nicht in der vorgesehenen Zeit in die Tat umsetzen konnten.







Kurz gesagt . . .
Absolute Mehrheit: schön für den, der sie hat, aber nicht wichtig
Freunderlwirtschaft: hat in der Politik nichts verloren!!
Lebensglück: Familie und Gesundheit
Politikverdrossenheit: bundespolitisch verständlich, auf Landesebene verwunderlich
Parteifreunde: schön, wenn man welche hat, die auch bei kritischen Situationen zu einem stehen
Freizeit: Skifahren, Motorradfahren, Elektrobike
Erstwähler: sehr wichtig
Lebensqualität: ein paar gemütliche Stunden mit der Familie oder Freunden
Netzwerke: sehr wichtig für eine erfolgreiche Arbeit
Lebensabend: gesund Langen und den Bregenzerwald genießen
Zahlen zu Langen
» Einwohnerzahl: 1458
» Gemeindefläche: 21,88 km²
» Jahresbudget: 3.034.900 Euro
» Pro-Kopf-Verschuldung: keine
» Betriebe: 95 (inklusive aller Dienstleister)
» Beschäftigte: 269
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