Großfamilie muss ausziehen

Mietvertrag wird nicht verlängert. Paar mit vier Kindern braucht Dach über dem Kopf.
frastanz. Es ist immer die gleiche Geschichte: „Wir rufen jeden an, der eine große Wohnung zur Vermietung anbietet. Sobald wir sagen, dass wir vier minderjährige Kinder haben, heißt es, die Wohnung ist zu klein für sechs Personen oder sie ist schon vergeben.“ Dauernd abgelehnt zu werden und der knappe Zeitfaktor bringen Predrag M. und seine Partnerin Lilijana L. zur Verzweiflung. „Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen“, sagt Lilijana und ringt mit den Tränen.
Seit März 2011 bewohnt die serbische Familie M. eine 92 Quadratmeter große Mansardenwohnung in Frastanz. Der Mietvertrag wurde auf drei Jahre abgeschlossen und wird von der Wohnungseigentümerin nicht verlängert. Das heißt, Predrag, Lilijana und die vier Kinder im Alter von zwei, drei, sechs und 13 Jahren müssen in fünf Wochen ausziehen. „Wir bemühen uns schon lange, eine andere Wohnung zu finden“, berichtet Predrag. Aber eine zu finden, die er sich auch leisten kann, scheint aussichtslos zu sein. Der 40-Jährige hat soeben die Prüfung für den Busführerschein bestanden und bewirbt sich jetzt um einen Job als Busfahrer. Ein Angebot habe er bereits bekommen. Für eine Familie mit vier minderjährigen Kindern und Migrantenhintergrund ist es extrem schwierig, in Vorarlberg geeigneten Wohnraum zu finden. Ein Grund ist, dass es hierzulande sowohl auf dem privaten Markt als auch im sozialen Wohnbau viel zu wenige Räumlichkeiten für Großfamilien gibt.
Es werden schon Häuser oder Fünf- und Sechszimmerwohnungen von Privaten angeboten, allerdings zu exorbitanten Preisen. Predrag, der jeden Tag sämtliche „zu vermieten“-Inserate liest, hatte man eine Fünfzimmerwohnung in Aussicht gestellt, aber „1150 Euro Monatsmiete kann ich mir nicht leisten“. Es kommen ja noch die Betriebskosten dazu. „Bis 990 Euro kann ich zahlen“, sagt er. Mehr geht beim besten Willen nicht.
Ja, er habe auch schon bei Wohnungsämtern in verschiedenen Gemeinden angeklopft, um ein Ansuchen für eine gemeinnützige Wohnung, zum Beispiel der VOGEWOSI, stellen zu können. „In Dornbirn sagte man mir, es gäbe keine Chance für uns, da dort schon zu viele Familien dringend Wohnbedarf haben“, erklärt Predrag. In Lauterach habe man seinen Antrag auch nicht angenommen, „weil ich dort nicht lange genug gewohnt habe“.
In Frastanz, dem derzeitigen Wohnort der Familie M., setzt sich Vizebürgermeisterin Ilse Mock für sie ein. „Wir sind fieberhaft auf der Suche nach einer Wohnmöglichkeit“, teilt Mock den VN mit. Zurzeit sei jedoch überhaupt nichts frei.
Sorgen machen krank
Das alles sei „so hoffnungslos“, sagt Lilijana resigniert. Sie sitzt am Tisch im Vorraum, den Kopf auf die Hände gestützt, und weint. Die Sorgen um die Familie, die Angst vor der Zukunft, „mit den Kindern auf der Straße zu stehen“, haben die 40-Jährige krank gemacht. Sie wird wegen einer Depression ärztlich betreut. Die zweijährige Tochter steht vor Lilijana und schaut sie mit großen Kulleraugen an. Das Kind versteht nicht, warum die Mama so traurig ist.
Wir bemühen uns schon lange um eine andere Wohnung.
Predrag M.
Hilfe in der Not
» Caritas Beratung Existenz & Wohnen unterstützt Menschen, die in eine existenzielle Notsituation geraten.
T. 05522-200 1700, www.caritas-vorarlberg.at/hilfe-einrichtungen/menschen-in-not/beratung-existenz-wohnen
» ifs Wohnen
Beratung für Menschen in schwierigen sozialen Situationen
T. 05 1755 500,www.ifs.at/wohnen.html
Wer der Familie M. helfen möchte, kann die Nummer 0680 5550563 anrufen.
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