Johannes Huber

Kommentar

Johannes Huber

Scheitern verboten!

Vorarlberg / 13.11.2015 • 21:32 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Von den Verhandlern über eine Schul-Verwaltungsreform wird nichts mehr erwartet. Darüber können Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) eigentlich froh sein: So gesehen können sie – voraussichtlich am kommenden Dienstag – nur eine Überraschung liefern. Selbst ein „Reförmchen“ wäre mehr als nichts. Doch die Zeichen stehen besser als man glauben würde. In letzter Minute hat sich ein Hoffnungsschimmer aufgetan.

Auf dem Tisch liegen schon seit Monaten drei Varianten: Der Bund übernimmt die Verantwortung für alle Lehrer. Oder die Länder tun es. Also ist schon heute absehbar, dass weder das eine noch das andere kommt. Zu viel Machtverlust steht für eine der beiden Seiten auf dem Spiel. Womit es naheliegend wäre, wenigstens Variante 3 anzugehen und die Schulautonomie auszubauen. Dann würden beide Seiten gleichermaßen „verlieren“. Doch auch damit tun sie sich schwer. Entsprechend lächerlich sind die Vorschläge. So sollen Direktoren mit Eltern und Pädagogen die Unterrichtszeiten selber festlegen dürfen. Fragt sich nur: Warum wurde ihnen das Selbstverständliche bisher verwehrt?

Der eine oder andere Vertreter der Regierungsparteien hat sich bereits aus der Verantwortung gestohlen: Die Landeshauptleute Hans Niessl (Burgenland, SPÖ) und Erwin Pröll (NÖ, ÖVP) haben den Verhandlungstisch im Sommer verlassen. „Alles oder nichts“, lautete ihre Devise, einen Kompromiss wollten sie nicht mittragen.

So gesehen ist es ein Glück, dass es für die, die noch am Verhandlungstisch sitzen, heißt: „Scheitern verboten!“ Wobei nicht die Vernunft dafür ausschlaggebend ist, dass Bildung unsere Zukunft ist und das System daher weiterentwickelt werden muss. Es sind vielmehr die Zwänge, denen SPÖ und ÖVP mehr denn je ausgesetzt sind: Sie müssen die Zusammenarbeit unter allen Umständen fortsetzen; mit allem anderen würden sie sich auf ein Himmelfahrtskommando einlassen. Also sind sie zu Ergebnissen gezwungen.

Wobei sich bei der Schulreform sogar eine Riesenchance aufgetan hat, die eigentlich nichts mit der Verwaltung zu tun hat. Dass nämlich Modellregionen zugelassen werden. Damit könnten die Regierungsparteien nicht nur leben; sie würden der einen oder anderen Landesorganisation sogar einen Gefallen tun (und nebenbei auch dem Föderalismus einen guten Dienst erweisen): Vorarlberg jedenfalls erhielte grünes Licht, die Gemeinsame Schule einzuführen. Und das wäre die größte Veränderung, die das Schulsystem seit Jahrzehnten erfahren hat.

Von den Verhandlern für eine Schulreform wird nichts mehr erwartet. Also können sie nur noch überraschen.

johannes.huber@vorarlbergernachrichten.at
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