Angst um Versorgung und Jobs

Kollektivvertrag für Physiotherapeuten nicht finanzierbar. Hoffen auf gute Lösung.
dornbirn. (VN-mm) Sie wollen keinen Streit, nur eine Lösung, die ihnen das wirtschaftliche Überleben sichert, und die sollte bis zum Ende des nächsten Quartals gegeben sein. Im anderen Fall will die Hälfte der 27 Vertragsphysiotherapeuten ihre Zusammenarbeit mit der Gebietskrankenkasse (GKK) kündigen oder Mitarbeiter entlassen. Grund ist, wie die VN bereits berichteten, ein Kollektivvertrag, der seit 1. Jänner auch für angestellte Physiotherapeuten gilt. Die Umsetzung würde mit dem geltenden GKK-Tarif den Arbeitgebern einen finanziellen Mehraufwand von über 12.500 Euro jährlich bescheren, KV-Zusatzleistungen wie Einzahlungen in die Pensionskasse oder Weiterbildungen noch nicht eingerechnet, wurde gestern, Dienstag, bei einer Pressekonferenz des Landesverbandes beklagt. Nun bangen Vertragsphysiotherapeuten um Kunden und Angestellte um ihre Jobs.
Politische Verantwortung
Martin Steiner, Sprecher des Landesverbandes, wünscht sich deshalb einen runden Tisch mit Gesundheitslandesrat Christian Bernhard und GKK-Obmann Manfred Brunner. Auch wenn die Politik nicht zuständig sei, habe sie doch Verantwortung dafür zu tragen, dass die Physiotherapie für alle leistbar bleibt. „Wir lehnen einen Kollektivvertrag auf keinen Fall ab, wohl aber eine Insellösung“, betonte Steiner. Denn derzeit gilt besagter KV nur für Physiotherapeuten in Vorarlberg. Kritisiert wurde auch, dass er vom Arbeitgeberverein für Sozial- und Gesundheitsberufe ohne Einbeziehung der Betroffenen ausgearbeitet wurde.
Hermi Dönz, seit 25 Jahren mit einem GKK-Vertrag ausgestattet, merkte an, dass sich der KV mit dem derzeitigen Stundensatz von 51 Euro nicht finanzieren lasse. Dafür brauche es mindestens 70 Euro. Die von der GKK angebotene Tariferhöhung auf 55 Euro haben die Physiotherapeuten bekanntlich abgelehnt, „weil es uns in dieser Sache nicht weiterhilft“. Wahlphysiotherapeuten haben es einfacher. Deren Tarife liegen zwischen 80 und 90 Euro pro Stunde. Laut Susanne Hagen können deshalb entsprechende Gehälter bezahlt werden. Allerdings schlagen auch hier die Zusatzleistungen im Ausmaß von gut 16.000 Euro gehörig zu Buche. „Diese Kosten müssen wir auf die Patienten umlegen, wodurch der Selbstbehalt steigt“, erklärte Hagen und forderte, dass der Kollektivvertrag für alle finanzierbar sein müsse.
Längere Wartezeiten
Die Vertragsphysiotherapeuten beschäftigten derzeit 35 Mitarbeiter. Zu ihnen gehört Britta Elsner. Nachdem zwei Kolleginnen schon gekündigt wurden, fürchtet auch sie um ihre Stelle und ebenso um Patienten, wenn diese sich eine Physiotherapie nicht mehr leisten können. Außerdem werden die Wartezeiten bereits länger. Der Ankündigung der Gebietskrankenkasse, freigestellten Physiotherapeuten einen Vertrag anzubieten, kann niemand etwas abgewinnen. Jeder solle sich gut überlegen, ob er den risikoreichen Weg in die Selbstständigkeit wähle. Noch allerdings regiert die Hoffnung, für alle Beteiligten eine gute Lösung zu finden, sieht Steiner die GKK durchaus hinter der Kollegenschaft.
Wir lehnen einen Kollektivvertrag für unseren Beruf keinesfalls ab, wohl aber eine Insellösung.
Martin Steiner

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