Gelebte Freundschaft
Für Jugendliche und Erwachsene sind Freundschaften wichtig im Leben. Gemeinsam mit Freundinnen und Freunden wird der Alltag verbracht, Feste werden gefeiert, Erlebnisse geteilt, Sorgen besprochen und Probleme gewälzt. Es geht um Vertrauen, geteilte Interessen und den Wunsch, gemocht und anerkannt zu werden. Was eine Freundschaft ausmacht, hat sich seit vielen Jahren nicht verändert. Verändert hat sich jedoch die Art und Weise, Freundschaften zu gestalten und zu pflegen. Neben Offline-Treffen bei gutem Essen und Trinken werden heute auch Online-Plattformen wie Snapchat und Instagram für den Erhalt von Freundschaften genutzt.
Online zu sein bedeutet nicht für alle Menschen das Gleiche. Je nach Alter, Sozialisation und Lebenswelt unterscheiden sich die Zugangsweisen zum Internet. Die Art und Weise des Zugangs bestimmt den Grad der virtuellen Selbstbestimmung, die Vielfalt gelebter Lebenskonzepte und die Einstellung von Vertrauen im Netz. Deutliche geschlechterbezogene Unterschiede zeigen sich bei Sicherheitsfragen. Mädchen und Frauen sind weniger gut über Datenschutzmöglichkeiten im Internet informiert. Sie schränken ihre Online-Zeit aufgrund der wahrgenommenen Risiken häufiger als Jungen und Männer ein. Und hinsichtlich der Teilhabe beobachten Studien ein Gefälle zulasten weiblicher Jugendlicher und Erwachsener. Sie trauen sich im Netz einfach weniger zu und zeigen im Vergleich zu männlichen Jugendlichen und Erwachsenen ein eher eingeschränktes Nutzungsverhalten.
In unserer Zeit, in der digitale Teilhabe auch soziale Teilhabe bedeutet, gilt es, diese Erkenntnisse verwertbar zu machen. Männer und Frauen, Jungen und Mädchen könnten gemeinsam wachsen, indem sie ihr Wissen simpel aufeinander beziehen. Das sähe so aus: Erwachsene erlernen digitale Kompetenzen von Jugendlichen und begleiten sie mit ihren Erfahrungen gleichzeitig darin, den jugendlichen Umgang mit Medien zu reflektieren. So könnten innovative Zugänge für Männer und Frauen, Mädchen und Jungen gleichermaßen gestaltet werden. Und ganz im emanzipatorischen Sinne entstünde so ein neues, gemeinsam entworfenes gesellschaftliches Medienwissen. Ich glaube, wir wären beeindruckt von neuen, tiefen Freundschaften und begeistert davon, was wir voneinander und miteinander zu lernen imstande wären.
Online zu sein bedeutet nicht für alle Menschen das Gleiche.
amanda.ruf@vorarlbergernachrichten.at
Amanda Ruf ist Geschäftsführerin des Vereins Amazone.
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