Ein Bregenzerwälder auf den Spuren der Kelten

Wendelin Hammerer vermutet eine keltische Siedlung auf seinem Grundstück.
Egg. Eine große Wiese in Egg-Großdorf. Wendelin Hammerer deutet auf eine Stelle am Boden und sagt: „Darunter befindet sich eine keltische Siedlung.“
In seinem Wohnhaus unweit dieser Wiese besitzt der 64-jährige pensionierte Holzschnitzer eines der größten Privatarchive in Vorarlberg mit rund 15.000 Dokumenten. Oft begibt er sich selbst auf die Suche nach historischen Spuren. Hammerer vermutet, dass der Bregenzerwald schon länger besiedelt ist, als bisher angenommen: „Meine Fundstücke sind etwa 3000 Jahre alt, sie stammen also aus der Zeit der Kelten.“ Großdorf könnte somit das älteste Dorf im Bregenzerwald sein, meint der Hobby-Archäologe.
Mehrere Anhaltspunkte
Seine Entdeckungen hat Hammerer auf selbstbeschrifteten Landkarten eingezeichnet. Anhaltspunkte für seine Vermutung bieten ihm Parzellennamen. Zwischen den Parzellen „Hofstatt“ und „Meusburg“ soll ein großbebautes Gebiet existiert haben. Der Name „Ittensberg“ (keltisch „Ittu“ = Getreide) sagt aus, dass dort einst Getreide angebaut wurde. Neben der Landkartensammlung steht eine kleine Holzkiste. Vorsichtig öffnet Hammerer den Deckel und präsentiert den Inhalt: versteinertes Holz, Kupfer- und Erzteile, eine alte Lehmschale und Kohle. Für den Hobby-Archäologen ist dies ein wahrer Goldschatz, „denn die Keltenepoche ist schwer nachweisbar. Zu dieser Zeit wurde nämlich wenig schriftlich festgehalten“, begründet er. „Außerdem verarbeiteten die Kelten hauptsächlich Holz. Das verrottet und ist schwer auffindbar.“
Alle diese Fundstücke stammen von seinem Grundstück um den Galgenbühel zwischen Egg und Großdorf. Auf diesen zwei Hektar Wiese gräbt der Pensionist je nach Zeit und Laune nach Beweisen für seine These, an der er bereits seit 30 Jahren festhält.
Seine Informationen bezieht Hammerer über das Pendeln. „Professionelle Archäologen bezeichnen Pendelnde als Spinner“, bekennt der 64-Jährige und lacht. Er selber behauptet, mit seiner Methode Erfolg zu haben. „Dort, wo das Pendel nach links ausschlägt, grabe ich mit der Schaufel nach. Bisher habe ich immer etwas gefunden.“ Mit dem Pendel spüre er Bodenveränderungen auf, „die nicht natürlich sind, sondern von Menschenhand beeinflusst wurden“, erklärt Hammerer. So habe er auch eine Wasserleitung entdeckt, die durch eine alte Lehmschale führe. „Ein wertvoller Fund“, meint er. „Die Schale ist mit Erz und Kohle gefüllt – das heißt, Erz wurde damals schon gebrannt.“ Solche Anhaltspunkte gäben ihm Hinweise auf den damaligen Fortschritt der Kelten und deren Lebensweise.
„Keine Wissenschaft“
Seine Ergebnisse hat der Bregenzerwälder auch dem Vorarlberg Museum mitgeteilt. Der stellvertretende Direktor Gerhard Grabher (55) vom Vorarlberg Museum hält nichts vom Pendeln: „Das ist meines Erachtens keine Wissenschaft.“ Die Fundstücke bezeichnet der Archäologe als irrelevant. Das Vorarlberg Museum bleibe zwar an der Sache dran, „aber es braucht noch konkrete Anhaltspunkte“. Mit einem Geo- und Bodenradar soll in den nächsten Jahren festgestellt werden, ob Hammerer mit seiner Vermutung recht behält. Hammerer selbst ist in Bezug darauf zuversichtlich: „Das höchste Gut der Geschichte ist die Besiedlung der heimatlichen Region“, sagt er. „Das ist umso spannender, wenn es auf dem eigenen Boden passiert.“
Die Keltenzeit ist schwer nachweisbar. Zu dieser Zeit wurde nämlich wenig schriftlich festgehalten.
Wendelin Hammerer

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