Pflegelehre ist trotz Nein des Bundes nicht vom Tisch
Befürworter wollen jetzt auf die Macht der Wirtschaftskammern setzen.
schwarzach. (VN-mm) Das langwierige Ringen um die Einführung einer Pflegelehre ist um eine Facette reicher. Wie jetzt bekannt wurde, hat das Bildungsministerium einen Antrag des Vorarlberger Landtags, einen Pilotversuch zu starten, abgelehnt. Wirklich überrascht hat diese Entscheidung aber offenbar niemanden. „Das Land kann rechtlich nichts tun, weil Lehrberufe Bundessache sind“, wusste auch Peter Hämmerle, Geschäftsführer der Aquamühle und Mitglied einer Projektgruppe, von vornherein, woher der Wind weht. Die Erwartungen waren deshalb eher niedrig angesetzt. „Dieser Schritt ist gescheitert“, fällt sein Resümee aus diesem Grund kurz und bündig aus.
Neuer Verbündeter
Doch in die Schublade kommt die Sache deshalb nicht. Stattdessen setzen die Befürworter der Pflegelehre nun auf einen neuen Verbündeten, wie Hämmerle auf VN-Nachfrage erklärte. Dabei handelt es sich um die Wirtschaftskammer und dort um die Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe, zu der als Mitglieder auch alle Pflegeheime gehören. Fachgruppensprecher ist der Leiter der St.-Anna-Hilfe, Klaus Müller. Laut Peter Hämmerle will die Fachgruppe auch die Wirtschaftskammern in den anderen Bundesländern ins Boot holen und auf diese Weise entsprechend Druck machen. „Wir bleiben auf jeden Fall dran“, betont Hämmerle, der gemeinsam mit den Russ-Preis-Trägern Egon Blum und Günter Lampert das Vorhaben betreibt.
Wie berichtet, hat der Landtag im vergangenen Dezember mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ und Grünen einen Entschließungsantrag verabschiedet, in dem die Landesregierung ersucht wurde, sich beim Bund für einen Pilotversuch zur Pflegelehre einzusetzen. ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück steht dazu, sich für dieses Thema stark gemacht zu haben. „Allerdings sind wir nicht wirklich weitergekommen“, muss er einräumen. Aber die Idee ad acta zu legen, ist auch für ihn zumindest noch keine Option. „Wir werden uns zusammensetzen und überlegen, welche Möglichkeiten der Umsetzung es noch gibt“, kündigt Frühstück bereits Gespräche mit Experten an. Da soll unter anderem geklärt werden, ob das Land eventuell selbst einen Pilotversuch aufsetzen kann.
Zu jung für den Beruf
Als geplatzt betrachtet SPÖ-Gesundheitssprecherin Gaby Sprickler-Falschlunger die Pflegelehre. Sie zählt bekanntlich zu den schärfsten Kritikern einer solchen Ausbildung. „Die Pflege eignet sich nicht zur Erweiterung des Lehrspektrums“, meint sie. Überdies seien Pflichtschulabgänger zu jung für diesen Beruf. Sie verweist auch auf die Novellierung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes. „Dort wäre die Pflegelehre nicht einzuordnen gewesen“, merkt Sprickler-Falschlunger an.
Wir werden uns mit Experten überlegen, welche Möglichkeiten der Umsetzung es noch gibt.
Roland Frühstück
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.