Die haben doch einen Vogel – einen erfolgreichen dazu

Bei Willi Berger und Martin Bodemann sitzen auch zahlreiche Weltmeister in den Volieren.
Lochau. (VN-ger) Willi Berger gibt unumwunden zu: „Da musst du schon einen Vogel haben, damit du das machst“, sagt er und lacht. Wobei: Nur einen? Dutzende! Knapp 80 Erlenzeisige und Russische Major-Stieglitze in den unterschiedlichsten Mutationen piepsen und zwitschern derzeit in den Volieren des 62-jährigen Lochauers um die Wette – den Nachwuchs nicht mitgezählt. „Letztes Jahr hatte ich 120 Junge“, merkt er an. Kollege Martin Bodemann (46) steht ihm da mit 60 gefiederten Mitbewohnern und zwischen 70 und 100 Küken pro Jahr in nichts nach. „Diese Leidenschaft bekommt man mit oder nicht“, stellt der Koblacher fest.
Medaillenregen
Berger und Bodemann müssen wissen, wovon sie sprechen: Die beiden züchten seit ihrem zehnten Lebensjahr Vögel und können bereits auf unzählige Erfolge verweisen. Einer ihrer bislang größten Coups gelang ihnen unlängst auf der Weltmeisterschaft der Vogelzüchter in Matosinhos/Portugal. Willi Berger reüssierte dabei mit zwei Gold-, einer Silber- und einer Bronze-Medaille. Martin Bodemann holte mit seinem Magellanzeisig-Quartett ebenfalls eine Goldmedaille nach Vorarlberg. „Bei der WM braucht man vier Vögel, die wie ein Ei dem anderen gleichen“, erläutert der 46-jährige Oberländer die Krux an der Sache.
Das gute Aussehen verdanken die Vögel nicht zuletzt dem züchterischen Geschick ihrer Besitzer. Damit sich der gewünschte Erfolg einstellt, muss man bei der Paar-Zusammenstellung ein gutes Händchen beweisen. Außerdem kommt ein besonderes Futter in den Napf – vorgekeimte Keimfuttermischungen, tierische Eiweiße in Form von Maden und je nach Saison Löwenzahn-, Distel- oder Sonnenblumenköpfe. „Wir ahmen beim Futter die Natur nach. Derzeit brauche ich jeden Tag rund 2000 Löwenzahnköpfe“, berichtet Bodemann, der außerdem Preisrichter und mit seinem Australian Shepherd-Hund Landes- und österreichischer Meister im Agility ist.
Schönheit und Gesang
Hauptberuflich arbeitet Willi Berger seit 41 Jahren im Casino Bregenz, Martin Bodemann schichtet in der Schweiz. Was sie an der Vogelzucht begeistert? „Die Schönheit der Tiere“, schwärmt Willi Berger. Und Martin Bodemann ergänzt: „Der Gesang. Ich sitze mich raus auf die Terrasse und höre den Vögeln zu.“
Die beiden Vorarlberger zählen österreichweit zu einer aussterbenden Spezies. „Früher gab es rund 150 Vogelzüchter im Land, heute sind wir noch fünf bis zehn“, bedauert Bodemann. In anderen Länder erfreut sich die Vogelzucht aber nach wie vor großer Beliebtheit. Auch die Weltmeister möchten sich ein Leben ohne Vögel erst gar nicht vorstellen. „Ich wohne im Paradies, aber ich könnte hier nicht leben ohne die Tiere im Garten“, sagt Willi Berger und führt seine Aufzählung fort: „25 Schildkröten, 60 Tauben, acht Kaninchen, sechs Hühner, sechs Katzen und einen Hund.“



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