„Die Sache Jesu braucht Begeisterte“

Vorarlberg / 13.05.2016 • 18:37 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
„Die Sache Jesu braucht Begeisterte“

So heißt es in einem modernen religiösen Lied, also keine lahmen „Socken“, ängstliche Zauderer, keine unversöhnlichen, rechthaberischen, machtbesessenen, unbelehrbaren Menschen, sondern solche, die sich vom Geist Jesu reanimieren, beatmen, beleben und mitreißen lassen, die vom Atem, der „Ruah elohim“ (dieses Wort ist im Hebräischen weiblich), von der Geistkraft Gottes erfüllt sind.

Manchmal weht sie wie ein Sturm

Der wirbelt den Staub auf, kann Bäum entwurzeln und Häuser abdecken. Pfingsten ist nicht „das liebliche Fest“, wie Goethe schreibt, sondern herausfordernd und manchmal unheimlich. Papst Franziskus sagte in einer Kurzpredigt: „Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung. Er bewegt uns. Wir wollen ihn zähmen, aber das geht nicht. Er ist wie ein Wind, der weht, wo er will!“ Etwas von diesem Geiststurm war beim Konzil zu spüren, auch bei der Wahl dieses Papstes, der bei vielen in der Kirchenführung Angst und Unruhe auslöst, der manche Vorschriften und herkömmliche Positionen über den Haufen wirft. Die Kirche bedarf immer der Erneuerung. Von der Politik und anderen Lebensbereichen gar nicht zu reden.

Und dann wieder erfahren wir die Geistkraft als sanftes Säuseln. Wenn ein Kind sich wehgetan hat, blasen Eltern über die wunde Stelle, damit der Schmerz nachlässt. Genauso bläst Gott tröstend über das traurige oder verletzte Herz und sagt: „Es wird schon wieder gut!“

Oft wirkt sie wie ein Feuer,

wenn in der Herzen oder Köpfen so mancher ein Licht aufgegangen ist: Menschen begreifen, dass sie nicht allein auf der Welt sind und dass Jesus Gemeinschaft hergestellt hat. Er hat manche provoziert, auch fromme Leute, und das hat er letztlich mit seinem Leben gebüßt, weil er religiöse, kulturelle, rassische und politische Mauern überschritten hat. Von ihm lernen wir, dass die Welt, auch unser Land und unser eigenes Leben nicht uns allein gehört. Wir haben alles als Leihgabe bekommen.

Es muss uns mit Sorge erfüllen, wenn Paulus schreibt: Löscht den Geist nicht aus! (1Thess 5,19), denn es könnte sein, dass wir selbst durch Unterlassungen, Trägheit, Mangel an Mut und schöpferischer Fantasie die Geistkraft Gottes auslöschen, zudecken. Gott sei Dank gibt es viele, bei denen es „gezündet“ hat wie bei einem jungen Ehepaar, das mich letzte Woche angerufen hat. Sie möchten eine alleinerziehende Mutter finanziell unterstützen und auch etwas für die Asylwerber bei uns tun, z. B. beim Deutschlernen oder als Flüchtlingspaten helfen.

Manches Tun breitet sich wie ein Lauffeuer aus, wie der Auslandseinsatz junger Menschen, die schon viele mit dem Feuer ihrer Begeisterung angesteckt haben.

Ein Wunder ist es, wenn Menschen sich verstehen

Auch das haben sie damals zu Pfingsten der Geistkraft Gottes zugeschrieben, dass fremde Menschen sich verstanden haben. Das ist im Grunde kein Sprachen-, sondern ein Herzensproblem. Dazu braucht es oft das Dynamit (in der Bibel heißt es: die „dynamis“) des Geistes, eine geistige Sprengladung. Wenn ich z. B. erlebe, dass Nachbarn oder Verwandte nicht mehr miteinander reden, denke oder bete ich: „Du Geistkraft Gottes, hilf doch, dass die verhärteten Fronten sich wieder auflösen, dass die ‚Gegner‘ wieder aufeinander zugehen, sich anschauen und verstehen können, dass Versöhnung geschieht und der Friede wächst.“ Oder wie es im 800 Jahre alten Pfingstgebet heißt: „Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt!“

Die Änderung beginnt bei uns selbst

Es ist immer gut, zuerst vor der eigenen Türe zu kehren und zu bitten: „Heiliger Geist, blase hinein in die Asche meines Herzens. Hilf mir, ein Feuerchen zu machen mit den Scheiten meiner lieblosen Gedanken und Vorurteile. Heile meine Verletzungen. Zünde ein Licht der Hoffnung an – in mir und in denen, die traurig, verletzt, in sich eingeschlossen sind, die keinen Sinn mehr im Leben sehen. Bewirke das Wunder, dass mein Respekt vor anderen und das Vertrauen auf dich stärker sind als alles Misstrauen. Komm, du Geistkraft Gottes, ich, wir alle brauchen dich. Mehr denn je, wenn wir hineinschauen in unsere Welt!“

Elmar Simma, Vikar

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