Hoffnung auf einen neuen Geist und eine neue Sprache

Vorarlberg / 13.05.2016 • 19:25 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Rund um Pfingsten werden heuer österreichweit knapp 50.000 Jugendliche gefirmt. In Tosters erbat Bischof Benno Elbs den Heiligen Geist für junge Menschen.  Foto: Katholische Kirche Vorarlberg/Dietmar Mathis
Rund um Pfingsten werden heuer österreichweit knapp 50.000 Jugendliche gefirmt. In Tosters erbat Bischof Benno Elbs den Heiligen Geist für junge Menschen. Foto: Katholische Kirche Vorarlberg/Dietmar Mathis

Pfingsten erinnert an den Tag, an dem Verängstigte ihren Mut und ihre Worte wiederfanden.

FELDKIRCH. ™ Für den Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner kommt Pfingsten heuer gerade recht. Österreich würde vor der Bundespräsidenten-Stichwahl am 22. Mai ein „pfingstliches Wunder“ guttun. „Es könnte die Angst kleiner und damit die engagierte Solidarität wieder größer machen“, hofft Zulehner. Das christliche Pfingsten ist schließlich ein Fest der Verständigung über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg.

So wie das jüdische Schawuot-Fest am 51. Tag nach Pessach beginnt, feiern die Christen ihr Pfingstfest 50 Tage nach Ostern. Das sagt schon der Name: „Pfingsten“ rührt vom griechischen „Pentecoste hemera“ her und das heißt 50. Tag.

Seit der Kreuzigung des Nazareners sind Wochen ins Land gegangen. Der Evangelist Lukas erzählt in der Apostelgeschichte, was die Jünger Jesu nach dem vermeintlichen Ende ihres Anführers zusammenhält. Es ist die unvorstellbare Erkenntnis, dass doch nicht alles vorüber ist. Der Ermordete ist wieder da. Das Grab ist leer. Er ist von den Toten auferstanden. Und der Auferstandene hat sich den Jüngern gezeigt. Mehr noch: Er erscheint nicht wie ein Geist, er tritt wie ein lebendiger Mensch in ihre Mitte. Der zweifelnde Thomas darf sogar den Finger in seine Wunden legen, um zu glauben.

Die Heimkehr

Jesus isst und trinkt mit ihnen, und er lehrt sie wie zu Lebzeiten, 40 Tage lang. Dann verlässt er sie. Heute noch feiern die Christen Christi Himmelfahrt als den Tag, an dem der Sohn Gottes vom Ölberg aus zum Vater heimgekehrt ist. Die Apostel kehren nach Jerusalem zurück. Sie schließen ihre Reihen. Nach dem Verrat des Judas und seinem Selbstmord sind sie ja nur noch elf. Das Los soll nun entscheiden. Es fällt auf einen Mann namens Matthias.

Noch immer bleiben die Jünger weitgehend unter sich. Zu fantastisch mutet die Geschichte des Gekreuzigten an, der den Tod überwand. Zu verhasst tönt ihnen noch immer das Geschrei der Massen, die seinen Tod forderten, in den Ohren. Da ereignet sich Pfingsten. Das Fest gilt heute quasi als Geburtstag der Kirche. Denn an diesem Tag stoßen die Apostel plötzlich die Türen auf und gehen hinaus und verkünden die Geschichte ihres Herrn, ohne Furcht. Auf Plätzen, in den Straßen. Und – wie durch ein Wunder – kann sie jeder verstehen. Bis vor Kurzem hielten sie sich verborgen. Aber jetzt hat sich etwas verändert. Etwas ermutigt sie. Und es wirkt unheimlich überzeugend. Der Evangelist erzählt von 3000 Menschen, die sich an diesem ersten Pfingsttag taufen ließen.

Im Buch Genesis der Bibel findet sich auch die umgekehrte Geschichte, das krasse Gegenteil von Verständigung. Sie erzählt von den Menschen im Reich Babylon, die so mächtig geworden waren, dass sie glaubten, nun in Eigenregie einen Weg ins Göttliche finden zu können. Also bauten sie einen Turm.

Alles wird anders

Sie wollten hinauf in den Himmel, die Tür einstoßen und künftig selber wie die Götter leben. Doch dann wird mit einem Mal alles anders. Die zuvor miteinander bauten, bauen plötzlich gegeneinander. Und während sie versuchen, Götter zu werden, kommt ihnen das Menschlichste abhanden, das gegenseitige Verständnis.

Der Turmbau scheitert. Heute gilt dieser uralte orientalische Mythos als Parabel auf den scheinbar grenzenlosen Fortschritt, der die Menschen viel mehr entzweit als eint. Wie aber könnte Einheit werden? Durch einen neuen Geist, sagt die Bibel, durch einen Geist, der den Menschen ein neues Herz und eine neue Sprache schenkt. Davon erzählt Pfingsten. 

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