Jäger erzürnt über Landwirtschaft

Jägermeister Metzler beklagt mangelnde Kooperationsbereitschaft der Landwirte.
Dornbirn. (VN-hk) Zur Bilanz-Pressekonferenz lud am Freitag die Vorarlberger Jägerschaft in die Inatura nach Dornbirn. Es wurden die neue Jagd- und Fischereizeitung sowie das Magazin „Lebensraum Vorarlberg“ präsentiert und ein Tätigkeitsbericht der heimischen Weidmänner abgeliefert. Darin verwiesen die Jäger darauf, dass sie im abgelaufenen Jagdjahr 200.000 Stunden Jagd- und Kontrollaufgaben privat wahrgenommen und finanziert haben, dass sie 680.000 Euro an Jagdabgabe ans Land abführten, sowie rund 4,1 Millionen Euro Erlös aus Jagdpachtzins an Grundeigentümer bezahlten, oder dass sie 170.000 Kilogramm Wildbret produzierten.
Harte Worte
Mit den positiven Botschaften war es vorbei, als es um das Thema TBC ging. Nicht weil es weitere negative Vorfälle bezüglich Verbreitung der Seuche zu berichten gab, sehr wohl aber stößt Landesjägermeister Reinhard Metzler (55) das Verhalten von Vertretern der Land- und Alpwirtschaft sauer auf. „Wir übernehmen Verantwortung in dieser Sache und bekennen uns auch weiterhin zur Vollbejagung in den TBC-Kerngebieten. Aber wir sind nicht schuld an der Existenz dieses Problems und ich stelle mich gegen Gruppen die glauben, mehr von der Jagd zu verstehen als wir Jäger und uns sagen wollen, was wir zu tun haben“, wurde Metzler deutlich in Richtung Landwirtschaft.
Und weiter: „Es ist völlig unangebracht die Losung ‚Vieh geht vor Wild‘ auszugeben und sich einem Dialog zu entziehen. Es wundert mich sehr, dass es wenige Wochen vor Bestoßung der Alpen vonseiten der Landwirtschaft keinerlei Interesse an Gesprächen über etwaige Sicherheitsmaßnahmen gibt. So nach dem Motto: Jetzt geben wir denen endgültig den Dolchstoß ins Herz“, findet Metzler harte Worte.
Leichte Entspannung
Der Jägermeister fordert eine Ausweitung des 13-Punkte-Programms. „Ich finde darin fast nur Maßnahmen, die von der Jägerschaft zu treffen sind. Mir fehlen da Maßnahmen, die auch von den Landwirten umzusetzen sind. Man sollte vielleicht auch bereit sein, einmal auf die Bestoßung von Alpen zu verzichten, die mit einem großen Risiko für Ansteckung behaftet sind und wo sich Wild und Vieh nicht trennen lassen.“ Nicht notwendig hält Landesveterinär Norbert Greber (52) einen prophylaktischen Verzicht auf die Bestoßung von Alpen. „Wir müssen mehr wissen über die Art der Ansteckung. Diese findet nicht immer nach demselben Muster statt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die nun fixierte Expertenzusammenarbeit in den von TBC betroffenen Gebieten von Vorarlberg, Tirol und dem Allgäu “, betonte Greber. Eine leichte Entspannung der TBC-Problematik ortet die externe Veterinärin und Expertin für Seuchen-Früherkennung, Annette Nigsch. Sie wurde in die Jäger-Task-Force zur Bekämpfung der TBC eingebunden. „Es zeigt sich wenig Tendenz, dass sich die TBC in anderen Gebieten ausbreitet. Sie hat ihr Plateau erreicht. Wir werden in den kommenden Jahren dennoch wieder Ansteckungsfälle haben, sollte eine scharfe Trennung zwischen Vieh und Wild nicht gelingen“, äußert sich Nigsch (37) in ihrer Erstanalyse. Auch sie empfiehlt, von der Bestoßung jener Alpen Abstand zu nehmen, wo ein Risiko vorhanden und eine Trennung von Vieh und Wild nicht möglich ist. Sie spricht in diesem Zusammenhang von einer Handvoll Alpen.
Die Abschussmoral seiner Kollegen in den TBC-Kerngebieten lobt der Bludenzer Bezirksjägermeister Manfred Vonbank. „Von den geschossenen Tieren waren 95 Prozent gesund, fünf Prozent trugen den Erreger in sich. Es wartet trotz der bisher getätigten Abschüsse noch sehr viel Arbeit auf uns.“
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